Stromversorgung in der Schweiz: Für den nächsten Winter brauchen die Haushalte wohl keine Kerzen

stromversorgung in der schweiz: für den nächsten winter brauchen die haushalte wohl keine kerzen

Die Stromversorgung sollte laut derzeitigen Einschätzungen im kommenden Winter gesichert sein. Gaëtan Bally / Keystone

Auch beim nächsten Atemzug wird es genügend Luft zum Atmen haben. Davon geht der Mensch normalerweise aus – ohne darüber nachzudenken. Ähnlich war es lange Zeit beim Strom: Wir beziehen diesen aus der Steckdose, ohne darüber nachzudenken, woher er kommt und ob es genug haben wird.

2022 sah es in der Schweiz und in Europa plötzlich anders aus – als Folge einer Mischung aus Putins Krieg in der Ukraine, gegenseitigen Sanktionen zwischen Russland und dem Westen, einem Ausfall diverser französischer Kernkraftwerke und einem relativ kalten Winter. Die Tagespreise an der europäischen Strombörse lagen in der Spitze von 2022 mehr als zehnmal so hoch wie Anfang des Vorjahrs, und die Explosion der Terminpreise für das Winterquartal 2023 liess Schlimmes befürchten. In der Schweiz lernten die Bürger den Begriff «Strommangellage», der Bund lancierte eine offizielle Stromsparkampagne, und der oberste Strommarktregulator empfahl den Haushalten, sich für den Fall der Fälle mit Kerzen einzudecken.

Die Kerzen konnten im Winter 2022/23 in den Schränken bleiben. Geholfen hatten unter anderem der milde Winter, der Nachfragerückgang beim Gas als Folge der Preiserhöhungen und die Tatsache, dass die Produktionsausfälle bei den französischen Kernkraftwerken unter den schlimmsten Erwartungen blieben.

Exportüberschuss im Winter

Positiv ist auch die Bilanz der Stromversorgung für den Winter 2023/24. Das erklärte am Dienstag die Eidgenössische Elektrizitätskommission (Elcom) vor den Medien in Bern. Die Elcom ist der Schweizer Regulator des Strommarktes. Vor allem drei Faktoren haben laut Elcom im vergangenen Winter geholfen: Der Winter war in der Schweiz der mildeste seit dem Messbeginn 1864, die häufigen Regenfälle ermöglichten eine starke Stromproduktion durch die Wasserkraft, und in den Nachbarländern lag die Stromproduktion deutlich über dem Vorwinter.

Die Schweiz weist laut Elcom für das Winterhalbjahr 2023/24 netto sogar einen Exportüberschuss von etwa 2 Terawattstunden aus. Das ist ungewöhnlich, wie der Elcom-Präsident Werner Luginbühl betonte: In 18 der 20 letzten Jahre sei die Schweiz im Winter Nettoimporteur gewesen, mit einem Importvolumen von durchschnittlich etwa 4 bis 5 Terawattstunden pro Winter. Zum Vergleich: Der gesamte Stromverbrauch der Schweiz belief sich 2023 auf rund 60 Terawattstunden.

Stark gefallene Preise

Auch im kommenden Winter können die Kerzen aller Voraussicht nach in den Schränken bleiben. Das lässt sich aus den Einschätzungen der Elcom und aus der Weisheit der Masse ableiten. Die Weisheit der Masse ist gespiegelt in den Terminpreisen für Strom im Dezember 2024. Diese sind seit der Spitze im August 2022 von fast 460 Euro auf etwas über 100 Euro pro Megawattstunde gesunken (vgl. Grafik).

Auch die Tagespreise für Strom am europäischen Spotmarkt haben sich «normalisiert» und lagen Ende April mit 80 Euro pro Megawattstunde wieder etwa auf dem Niveau von Anfang 2022. Die Börsenpreise für europäisches Erdgas sind seit den Spitzenwerten von 2022 ebenfalls stark gesunken. Der Gasmarkt kann eine direkte Rückwirkung auf die Strompreise haben: Gaskraftwerke sind relativ flexibel bezüglich Hoch- und Herunterfahren und dienen daher oft zur Deckung von Bedarfsspitzen beim Strom – womit die Gaspreise faktisch die Börsenpreise für Strom bestimmen können.

Die Elcom nahm für ihre Einschätzung der Schweizer Stromversorgung im kommenden Winter diverse Risikofaktoren unter die Lupe. Hier die wesentlichen Stichworte:

    Gasverfügbarkeit in Europa. Die EU konnte den starken Rückgang der Pipeline-Importe aus Russland vor allem durch Reduktion des Verbrauchs und durch Ausbau der Importkapazitäten für Flüssiggas kompensieren. Die Füllstände der Gasspeicher in Euro sind zurzeit höher als zum gleichen Zeitpunkt der fünf Vorjahre. Potenzielle Belastungen wären ein scharfer Anstieg der Nachfrage in Europa und Lieferhindernisse beim Flüssiggas etwa als Folge einer Eskalation des Konflikts im Nahen Osten.

    Kernkraftwerke in Frankreich. Für die Schweiz von grosser Bedeutung. Zurzeit ist die Verfügbarkeit der französischen AKW mit 44 Gigawatt deutlich höher als in den Tiefen des Herbsts 2022 (um 25 Gigawatt).

    Produktion in Deutschland. Für 2024 ist in Deutschland mit einer ähnlichen Kraftwerksleistung zu rechnen wie im Vorjahr. Vorgesehen sind Verlagerungen von Kohlekraftwerken zu Stromproduktion mit erneuerbarer Energie (Solar/Wind). Die Erneuerbaren sind klimafreundlicher, aber für die Stromversorgung weniger berechenbar. Innerdeutsche Netzengpässe in der Nord-Süd-Verbindung begrenzen die deutsche Exportkapazität in Richtung Schweiz. Je höher die vor allem im Norden präsente Stromproduktion via Windkraft liegt, desto geringer ist die deutsche Exportkapazität Richtung Schweiz vor allem in den windreichen Wintermonaten.

    Schweizer Importkapazitäten. Die Schweiz steht kurz vor dem Abschluss einer technischen Vereinbarung mit einer Gruppe von 13 EU-Ländern. Die Schweiz würde damit in die Kapazitätsberechnungen dieser Länder einbezogen. Das verbessert die Zusammenarbeit, doch es wäre keine Garantie gegen Liefereinschränkungen in einer europäischen Krise. Zudem müssten alle 13 EU-Länder die Vereinbarung jedes Jahr wieder bestätigen – was im Falle eines Scheiterns des geplanten Vertrags Schweiz-EU zweifelhaft werden könnte.

    Schweizer Inlandproduktion. Die hiesigen Kernkraftwerke werden älter, womit die Ausfallrisiken wachsen. Die Produktion der Wasserkraft hängt namentlich vom Wetter ab. Die Produktion von Solarenergie via Photovoltaik wächst prozentual stark, doch im Gesamtkontext ist die Bedeutung noch bescheiden. Im Winter 2023/24 entfielen 55 Prozent der inländischen Stromproduktion auf die Wasserkraft, 41 Prozent auf Kernkraftwerke und nur 4,5 Prozent auf die Photovoltaik.

«Weniger angespannt»

Unter dem Strich ist die Lage laut Elcom «deutlich weniger angespannt» als vor den beiden letzten Wintern. Doch eine vollständige Entwarnung könne man nicht geben, weshalb weiterhin vorbeugende Massnahmen nötig seien: zum einen für den kommenden Winter eine Wasserkraftreserve von etwa 300 Gigawattstunden für Notlagen sowie mittelfristig ein Reserve-Gaskraftwerk mit dauernder Leistungsfähigkeit von mindestens 400 Megawatt ab 2025 und 700 bis 1400 Megawatt in den 2030er Jahren.

Was würde für die hiesige Stromversorgung ein Scheitern des vom Bundesrat angestrebten Vertrags Schweiz-EU einschliesslich Stromabkommen bedeuten? «Das kann ich nicht beantworten», sagte der Elcom-Präsident Werner Luginbühl mit Verweis auf die Unsicherheit der EU-Reaktion in einem solchen Szenario. Luginbühl betonte aber, dass die bilaterale Beziehung in Sachen Strom nach dem Verhandlungsabbruch des Bundesrats von 2021 bezüglich Rahmenabkommen vorübergehend «sehr schwierig» geworden sei.

Zwischen den Zeilen liess sich bei den Elcom-Experten etwa folgende Botschaft lesen: Ein Stromabkommen mit der EU würde die Versorgungssicherheit wohl ein Stück weit erhöhen, aber es wäre keine Garantie gegen Liefereinschränkungen in einer Krise und würde für sich alleine bei weitem nicht zur Vermeidung einer künftigen Strommangellage genügen.

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