«4B-Bewegung»: Wieso Südkoreanerinnen Männern abschwören

Von Beziehung bis Kinderkriegen: Tausende Frauen in Südkorea lehnen derzeit alles ab, was mit Männern zu tun hat. Dahinter steckt die sogenannte «4B-Bewegung».

«Die Frauen haben derart genug von koreanischen Männern, dass sie lieber aussterben, als zu heiraten»: Ein virales Tiktok-Video sorgte dafür, dass in aller Welt über das «4B-Movement» aus Südkorea diskutiert wird. 20 Minuten erklärt dir, was dahintersteckt.

Was ist das «4B-Movement»?

Bei «4B» handelt es sich um eine radikalfeministische Bewegung aus Südkorea, die derzeit vor allem auf Social Media Wellen schlägt.

Die Frauen lehnen aufgrund erlebter Gewalt, Misogynie, Sexismus und immer noch stark verankerten traditionellen Geschlechterrollen jegliche Beziehungen zu Männern ab. Dazu gehört etwa Sex, Heirat und Kinderkriegen. Dass damit die Demografie des Landes Schaden nimmt, wird absichtlich in Kauf genommen. Südkorea hat zum vierten Mal in Folge die weltweit tiefste Geburtenrate mit 0,7 Kindern pro Frau (Stand 2023). 2020 überstiegen die Todesfälle erstmals die Zahl der Geburten. Einige Schulen mussten schliessen, weil der Nachwuchs fehlt.

Der Name der Bewegung stammt aus einem Buch einer koreanischen Autorin. Die vier Bs stehen für die Dinge, auf die verzichtet wird:

Wie viele Frauen in Südkorea tatsächlich Teil der Bewegung sind, ist nicht näher bekannt – die Rede ist von 5000 bis 50’000 Mitgliedern.

Weshalb ist die Bewegung entstanden?

Die Gründe dafür sind divers. Sie lassen sich jedoch in drei Hauptthemen einteilen:

1. Männliche Gewalt

Südkorea sieht sich schon länger mit einer grossen Zahl von Femiziden, Rache-Pornos, Stalking- sowie Gewaltfällen in Beziehungskontexten konfrontiert. Zuletzt sind die Fälle von versteckten Kameras in Umkleidekabinen, Hotelzimmern oder öffentlichen Toiletten explodiert, bei denen hauptsächlich Frauen gefilmt werden. Die Videos werden danach im Netz hochgeladen, wo Männer für den Zugriff darauf bezahlen. Bestraft wurden die Täter meist mit Bussen oder Bewährung. Für Aufsehen sorgte auch der Mord an einer jungen Frau in einer öffentlichen Toilette. Der Täter sagte damals, dass der Grund für seine Tat war, dass sie ihn «ignoriert hatte». Die Polizei habe den Mord jedoch nicht als «hate crime» bezeichnen wollen – was für grossen Unmut sorgte und die 4B-Bewegung anheizte.

2. Geschlechterrollen und Traditionen

Traditionelle Geschlechterrollen sind in Südkorea weiterhin vorherrschend. Frauen stehen unter grossem Druck, den dortigen Schönheitsidealen zu entsprechen. Nicht umsonst wird das Land oftmals «Hauptstadt der plastischen Chirurgie» genannt. Hinzu kommt gemäss der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) eine Lohnungleichheit zwischen den Geschlechtern von stolzen 34,6 Prozent – der OECD-Durchschnitt liegt bei 13,1 Prozent. Aus Sicht der 4B-Teilnehmerinnen ist das System in Südkorea schlicht unveränderbar.

3. Tiefe Geburtenraten und antifeministischer Präsident

Der Tropfen, der das Fass wohl zum Überlaufen brachte, kam direkt von Südkoreas Ex-Präsident Yoon Suk-yeol, der am letzten Mittwoch abgewählt wurde: Bei seiner Wahl 2022 gab er dem Feminismus die Schuld für die tiefe Geburtenrate und die Blockade «gesunder Beziehungen» zwischen Frauen und Männern. Seine Aussage sorgte bei Frauen für Wut – sie kritisierten, sie würden nur als «Gebärmaschinen» gesehen und als Objekte behandelt, deren einziger Zweck die Fortpflanzung sei.

«4b-bewegung»: wieso südkoreanerinnen männern abschwören

Der südkoreanische Ex-Präsident Yoon Suk-yeol wurde am letzten Mittwoch abgewählt. Mit seinen Aussagen sorgte er bei Frauen für Wut.

Frauen entdecken Bewegung auf Social Media für sich

Auf Tiktok äussern sich jetzt vermehrt Frauen aus Europa und den USA, die die Bewegung für sich entdeckt haben. Videos zum Thema gehen viral und die Kommentarspalten füllen sich mit Kommentaren wie: «In meiner 4B-Ära» oder «Die 4B-Bewegung muss unbedingt in den USA Fuss fassen».

Dass die Bewegung nun auch im Westen trendet, sorgt bei einigen Männern auf Tiktok für Ärger. Sie fühlten sich diskriminiert und empfinden den Trend als männerfeindlich – oder machen sich schlicht lächerlich darüber.

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