Brioni | Von der Malaria-Insel zum Ferienparadies der Artistokraten

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Brioni | Von der Malaria-Insel zum Ferienparadies der Artistokraten

Was Rang und Namen hatte, fand sich Anfang des 20. Jahrhunderts auf der Mittelmeerinsel ein. Europäische Aristokraten wie Kaiser Wilhelm II, Thronfolger Franz Ferdinand und andere Mitglieder des österreichischen Herrscherhauses genossen das südländische Flair an der Adria. Auch die gehobene Schicht des Bürgertums machte sich Richtung Süden auf: Sommer wie Winter kamen Unternehmer, hohe Beamte, Wissenschafter, Schriftsteller, Künstler und viele andere zur Erholung nach Brioni (kroatisch Brijuni). Auch Kärntner und Steirer fanden sich auf der Kurliste. Eine eigene Inselzeitung informierte wöchentlich über das Geschehen und gab preis, welche illustren Gäste sich auf Brioni einfanden.

Das mondäne Ferienparadies hatte neben der beeindruckenden Landschaft Allerlei zu bieten. Wie hat der Brioni-Wein den Herren und Damen gemundet! Riesling, Burgunder und andere Weine wurden auf der Insel kultiviert. Der Inselküche wurde internationales Niveau bescheinigt, ist im Buch „Aristokratischer Chic auf der Insel Brioni“ von Heinz Waldhuber und Katrin Kruse zu lesen. Kein Geringerer als Bartholomäus Musil – Konditor am kaiserlichen Hof – brachte die „Wiener Küche“ auf die Insel. Ab 1913 konnten im Zoo Hagenbeck nicht nur Flamingos, Strauße und Antilopen bestaunt werden. Neben gesellschaftlichen Veranstaltungen am laufenden Band und einem Spielcasino frönte man dem Tennis. Brioni hatte alles, was sich ein betuchter Sommerfrischler wünschen konnte.

Und so mag man nicht glauben, dass die Insel Ende des 19. Jahrhunderts alles andere als ein Kur- und Erholungsort war. Sie war mit Buschwald überzogen und regelrecht verwahrlost. Zudem herrschte auf der Insel die Malaria.

Es war ein gewisser Paul Kupelwieser, der Brioni neues Leben einhauchte. Kupelwieser, geboren 1843 in Wien, studierte an der Bergakademie in Leoben und führte später Eisen- und Stahlwerke der Familie Rothschild. Im Jahr 1893 richtete er sein Leben neu aus. „Er beschloss als selbständiger Unternehmer etwas Bleibendes zu schaffen“, heißt es in der Chronik auf der Webseite der Familie Mautner Markhof, in die Kupelwiesers Enkelin Maria Anna, genannt „Pussy“, eingeheiratet hat. Und mehr noch: Er wollte gleichsam zeigen, dass auch „der vernachlässigte österreichische Süden“ wirtschaftlich ausgerichtet werden kann.

Kupelwieser dürfte im Zuge einer Geschäftsreise auf die Brionischen Inseln gestoßen sein. Noch im selben Jahr erwarb er zwölf der 14 Inseln von einem gewissen Hans Wildi für den Kaufpreis von 75.000 Gulden. Das Projekt war innerhalb der Familie – und darüber hinaus – nicht unumstritten. Finanzielle Schwierigkeiten waren vorprogrammiert.

Nach und nach wurde der Wildwuchs auf der Hauptinsel (Veliki Brijuni) entfernt. Bereits zu Beginn der Arbeiten war man auf archäologische Funde gestoßen, später sollen Siedlungsreste aus vorrömischer Zeit sowie frühmittelalterliche Kirchen folgen.

1896 wurde das erste Hotel namens „Brioni“ mit 14 Zimmern eröffnet. Weitere folgten. Als Architekt heuerte Kupelwieser mit Eduard Kramer einen Schüler Otto Wagners an. Zur Jahrhundertwende war die Malaria noch immer nicht besiegt. Bakteriologe Robert Koch, in späteren Jahren Nobelpreisträger, wurde auf die Insel gerufen. Sein Experiment mit einer Chininkur bei Erkrankten trug Früchte, heißt es im Buch. Kupelwieser scheute bei der Verwirklichung seines Traums keine Kosten. 1903 ließ er auf dem Meeresboden eine Wasserleitung nach Brioni verlegen.

Für die Etablierung als Kurort waren wohl auch Paul Kupelwiesers berufliche Kontakte sowie jene seiner Brüder von Vorteil. Bruder Franz war der erste gewählte Rektor der Bergakademie Leoben (heute Montanuni), Carl war mit einer geborenen Wittgenstein verheiratet. Kupelwiesers enge Beziehungen zur Schwerindustrie spiegeln sich auch in den Inseraten der Insel-Zeitung wider, liest im Buch. Man stößt in der Zeitung auch auf Anzeigen der Lederwarenfabrik Neuner in Klagenfurt und auf die Grazer Waggon- und Maschinen- Fabriks-Aktiengesellschaft.

Nach Paul Kupelwiesers Tod im Jahr 1919 übernimmt Sohn Karl dessen Lebenswerk und führt den Umbau der Insel, den sein Vater begonnen hatte, fort. Die Kupelwieser-Ära endet im Jahr 1930 mit Carls Selbstmord. Von 1947 an war Brijuni Machthaber Tito als Residenz vorbehalten. Heute können Touristen wieder auf den Spuren des mondänen Ferienortes wandeln.

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