Anleihen solider Unternehmen bieten Renditen von im Schnitt über dreieinhalb Prozent. Neue ETFs mit fester Laufzeit erleichtern Anlegerinnen und Anlegern den Zugang zu den Firmenbonds. Wie die ETFs funktionieren.
Wie kann ich mir die aktuell hohen Zinsen für längere Zeit sichern, bevor die Europäische Zentralbank (EZB) die Zinsen wieder senkt? Diese Frage stellen sich viele Anlegerinnen und Anleger. Eine Möglichkeit bieten Anleihen von Unternehmen mit guter Bonität. Sie werfen mehr Rendite ab als deutsche Bundesanleihen und gelten dennoch mit Blick auf das Ausfallrisiko als relativ sicher.
Im Schnitt liegen die Renditen von Euro-Unternehmensanleihen, denen die großen Ratingagenturen eine solide Kreditwürdigkeit attestieren, derzeit bei 3,7 Prozent. Vor drei Jahren, als der EZB-Leitzins noch bei null Prozent lag, rentierten die Anleihen im Schnitt mit nur 0,3 Prozent. Chris Iggo, einer der Chefanlagestrategen bei Axa Investment Managers, sagt: „Mit Unternehmensanleihen kann man wieder etwas verdienen.“
Das Problem: Viele Unternehmensanleihen sind für Privatanleger wegen hoher Mindestanlagesummen von 100.000 Euro und regulatorischer Vorgaben nicht zugänglich. Anleger, die breit gestreut in Firmenbonds investieren wollen, müssen deshalb auf Fonds ausweichen.
Problem bei Fonds: Erträge sind unsicher
Anders als Anleihen, bei denen Anleger ihr investiertes Geld am Ende der Laufzeit zurückbekommen, haben die meisten Fonds keine feste Laufzeit. Wer sein Geld zurückhaben will, muss seinen Fonds verkaufen. Doch Fondskurse schwanken ebenso wie die Anleihekurse während der Laufzeit. Die Erträge sind also unsicher.
Dieses Dilemma umgehen Anleger zumindest teilweise, indem sie in Anleihefonds mit fester Laufzeit investieren. Seit dem vergangenen Jahr gibt es solche Fonds für Unternehmensanleihen auch in der günstigen ETF-Variante. Das Handelsblatt stellt die börsengehandelten Fonds vor und erklärt, was Anleger zu den ETFs wissen müssen.
Anleihe-ETFs: Verschiedene feste Laufzeiten
Vorreiter bei den Anleihe-ETFs mit fester Laufzeit war im August das weltgrößte Fondshaus Blackrock mit seiner ETF-Sparte iShares. Die „iBonds“ genannten ETFs gibt es für Euro-Unternehmensanleihen mit Laufzeiten von Dezember 2025 bis Dezember 2028. Im November folgte die Deutsche-Bank-Tochter DWS und legte über ihre ETF-Sparte Xtrackers vergleichbare ETFs mit Laufzeiten von 2027 bis 2033 auf.
Anleger haben also die Wahl zwischen vielen verschiedenen Laufzeiten. Sie können die Anleihen auch vor der Laufzeit ganz einfach über die Börse verkaufen, doch die Anbieter empfehlen sie bis zum Ende der Fälligkeit zu halten.
Breite Streuung, geringe Gebühren
Die ETFs bilden Indizes ab, die Blackrock und DWS bei den Indexanbietern MSCI und Bloomberg in Auftrag gegeben haben. Zugelassen sind dort Anleihen von Unternehmen mit Investmentgrade-Rating, also guter Kreditwürdigkeit, die der jeweiligen Laufzeit des Fonds in etwa entsprechen. Außerdem müssen die Unternehmen bestimmte Nachhaltigkeitskriterien erfüllen. Einzelne Unternehmen dürfen in den ETFs einen Anteil von maximal drei Prozent haben.
Derzeit entfällt bei den „iBonds“-ETFs rund ein Drittel der Anleihen auf Banken, bei den Xtrackers-Maturity-ETFs sind es bis zu 50 Prozent. Größere Anteile haben bei beiden Anbietern auch Konsumgüterhersteller. Dazu gehören Anleihen von Unternehmen wie zum Beispiel Deutsche Telekom, Danone, Siemens, LVMH, BMW oder Volkswagen.
Die Zahl der Anleihen in den ETFs variiert mit der Laufzeit, doch die Anlagen sind in allen Fonds breit gestreut. Die „iBonds“-ETFs enthalten rund 330 bis 370 verschiedene Anleihen. Im Xtrackers-Maturity-ETF mit Laufzeit bis September 2027 liegen 400 verschiedene Zinspapiere. Im am längsten laufenden ETF, der im September 2033 fällig wird, sind es bislang nur 120.
Lukas Ahnert, Produktspezialist bei Xtrackers, erklärt: „Das Portfolio wächst aber gerade bei den länger laufenden ETFs.“ Das liegt daran, dass gerade bei mittleren Laufzeiten viele neue Anleihen auf den Markt kommen, die in die Indizes und die ETFs aufgenommen werden, wenn deren Laufzeitende näherrückt.
Die Zusammensetzung der ETFs wird einmal im Monat überprüft. Die meisten Änderungen im Portfolio gibt es, wenn das Laufzeitende der ETFs näherrückt. Das liegt daran, dass die meisten Unternehmensanleihen in den Indizes schon zurückgezahlt werden, bevor die ETFs selbst fällig und die Anleger ausbezahlt werden. Das Geld der vor den Fonds-Stichtagen auslaufenden Anleihen investieren die ETFs dann in risikoarme kurz laufende Staatsanleihen wie zum Beispiel Bundesanleihen.
Die Gebühren für die ETFs sind bei beiden Anbietern mit 0,12 Prozent pro Jahr gering. Für aktiv gemanagte Laufzeit-ETFs für Unternehmensanleihen müssen Anlegerinnen und Anleger jährlich oft mehr als ein Prozent der angelegten Summe an Gebühren zahlen.
Rendite lässt sich nicht exakt bestimmen
Weil sich die Portfolios der ETFs ändern, lässt sich die Rendite für Anleger nicht so exakt kalkulieren wie bei einem Investment in einzelne Anleihen. Mit Rendite ist bei Anleihen der jährliche Ertrag gemeint, der anfällt, wenn Anleger die Anleihe bis zur Fälligkeit halten. Die Rendite einzelner Anleihen ergibt sich ganz grob aus dem Zusammenspiel zwischen den fixen jährlichen Zinsen, die für die Anleihe gezahlt werden, dem Kurs, zu dem Anleger die Anleihe kaufen, und dem Rückzahlungskurs zum Nominalwert von 100 Prozent am Ende der Laufzeit.
Bei ETFs auf Anleihen mit fester Laufzeit ist die Renditeberechnung nicht ganz so einfach. Die Anbieter geben zwar aktuelle Endfälligkeits- oder Rückzahlungsrenditen für ihre Laufzeit-ETFs an. Die ergeben sich aus Endfälligkeitsrenditen aller im Fonds enthaltenen Anleihen und dem Kurs, zu dem Anleger einen Fondsanteil kaufen.
Aktuell liegen die jährlich zu erwartenden Renditen der ETFs zwischen 3,3 und 3,6 Prozent. Bei den „iBonds“-ETFs sind darin bereits die jährlichen Gebühren von 0,12 Prozent enthalten, bei den Xtrackers-Maturity-ETFs müssen die Gebühren noch von der Rendite abgezogen werden.
Nicolas Werbach aus dem Bereich Portfolio Analysis und Solutions bei Blackrock betont aber, dass die Rendite der ETFs nur ein „Richtwert“ ist. Auch Ahnert von der DWS-Sparte Xtrackers sagt: „Die Rendite bei Anleihe-ETFs mit fester Laufzeit lässt sich vorab nicht exakt bestimmen.“
Grund dafür ist, dass sich die Anleiheportfolios im Zeitablauf mehr oder weniger stark verändern. Neue Anleihen werden aufgenommen, wenn sie zu den Indizes und damit den ETFs passen. Das ist regelmäßig der Fall. Außerdem kann es sein, dass sich die Bonität der Unternehmen verschlechtert und sie ihr Investmentgrade-Rating verlieren. „In diesem Fall müssen wir die Anleihen verkaufen, und das sehr wahrscheinlich zu Kursen unter dem Nominalwert von 100 Prozent“, räumt Ahnert ein.
100-prozentige Rückzahlung ist nicht garantiert
Die stetigen Änderungen der ETF-Portfolios sorgen für einen weiteren Unterschied im Vergleich zum Investment in einzelne Anleihen. Bei einer einzelnen Anleihe können Anleger sicher sein, dass ihnen am Ende der Laufzeit ihr eingesetztes Kapital zum Nominalwert der Anleihe von 100 Prozent zurückgezahlt wird – solange der Schuldner nicht pleitegeht.
Bei den ETFs ist das nicht ganz so sicher. Die Anleger können am Ende der Laufzeit etwas weniger oder auch etwas mehr Geld zurückbekommen, als sie investiert haben. Das hängt von dem Ausmaß der Umschichtungen im Portfolio ab, ebenso von den bei einigen Fonds zwischenzeitlich ausgezahlten Ausschüttungen.
Fazit: Die Vorteile einer Anlage in einzelne Anleihen sind bei Anleihe-Laufzeit-ETFs nicht garantiert. Sie ermöglichen Anlegerinnen und Anlegern aber einen einfachen und effizienten Zugang zu den Anleihemärkten. Denn sie bieten nicht nur eine breite Streuung, sondern gleichzeitig ein Fälligkeitsdatum und damit besser kalkulierbare Renditen als herkömmliche Anleihe-ETFs.
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