SRF verlässt Twitter fluchtartig – das sind die Gründe dafür
Der öffentlich-rechtliche Sender SRF hat sich am Donnerstag Knall auf Fall fast gänzlich von X, dem früheren Twitter, verabschiedet. Prominente Kanäle von SRF Sport oder SRF Meteo werden gelöscht. Nun wird klar, warum.
Wetter-News, Sport-Nachrichten und Breaking News aus aller Welt: Via X, vormals Twitter, informierte SRF über Jahre hinweg sein Publikum über wichtige und interessante Nachrichten. Damit ist nun weitgehend Schluss.
Am Donnerstagnachmittag verkündeten zahlreiche Kanäle des gebührenfinanzierten Medienhauses den Abgang von Elon Musks Plattform. So verabschiedet sich etwa «SRF Sport» per 16. Mai – mit dem Bild eines traurigen Roger Federers bei seinem Rücktritt. «Wir sehen uns auf einem anderen Kanal», lässt die Redaktion ausrichten.
Ebenfalls «Tschüss X» sagen unter anderem der Meteo-Kanal, der über 40’000 Follower verzeichnet, und sämtliche Regionaljournale mit Tausenden von Interessierten. Allenthalben fragen enttäuschte Follower auf der Plattform nach den Gründen.
SRF will sich «auf Eigenplattformen konzentrieren»
Auf Anfrage von 20 Minuten erklärt nun ein SRF-Sprecher die Überlegung hinter dem Social-Media-Rückzug. «Es hat sich gezeigt, dass SRF sein Zielpublikum über die Mehrheit seiner X-Kanäle kaum mehr erreicht», sagt er. Deshalb habe man entschieden, elf von insgesamt 13 Kanälen zu schliessen.
Der News-Account mit fast einer halben Million Follower wird vorerst weiterbetrieben, so SRF.
Um die wichtigsten News-Themen sowie die Unternehmenskommunikation fortzuführen, werde «SRF News» als reichweitenstärkster Kanal und der Unternehmensaccount «vorerst» weiterhin auf X präsent sein. SRF verweist auf die aktuelle Unternehmensstrategie, wonach sich das Medienhaus «im Digitalen auf die Eigenplattformen wie die SRF News App konzentriert und den Content da stärkt».
Drittkanäle würden dort eingesetzt, wo das Publikum zu wenig erreicht werde. So sollen neue User auf die SRF-Plattformen gelangen. Die Schliessung von Accounts auf anderen Plattformen wie Instagram, Facebook oder Tiktok sei aktuell nicht geplant.
Präsenz auf Instagram und Co. bleibt vorerst
Aber: «SRF prüft grundsätzlich stetig, auf welchen Social Media-Plattformen die Deutschschweizer Bevölkerung unterwegs ist und wie die Nutzenden wo mit den SRF-Inhalten interagieren und sie konsumieren», sagt der Sprecher. Auf dieser Basis entscheide man laufend, «über welche Plattformen und Kanälen die Inhalte die Menschen am besten erreichen und ob der dafür betriebene Aufwand in Relation dazu steht».
Neben X ist das SRF-Mutterhaus SRG auch auf zahlreichen anderen Plattformen unterwegs (Stand Juli 2023).
Sicher ist: Die SRF-Aktivitäten in den sozialen Medien sorgen politisch immer wieder für Zündstoff. Im Sommer machte 20 Minuten publik, dass die SRG insgesamt 169 Kanäle betreibt. «Gerade die Online-Welt und die sozialen Medien sind das Territorium der Privaten», ärgerte sich SVP-Nationalrat Thomas Matter.
Hintergrund des Streits ist auch die Anti-SRG-Initiative, welche aktuell im Bundeshaus für Diskussionen sorgt. Matter ist Initiant und kritisierte das Gebaren des öffentlichen Rundfunks auf Facebook und Co. wiederholt. Ob der Abgang von X damit zu tun hat, ist unklar.