Spanien: Sánchez' Ehefrau wusste nichts von öffentlichem Brief und riet ihm vom Rücktritt ab
Wegen seiner tiefen Liebe zu seiner Frau Begoña Gómez erwog Ministerpräsident Sánchez angeblich seinen Rücktritt. Von dem öffentlichen Brief, in dem er das schrieb, soll seine Frau jedoch gar nichts gewusst haben.
Spanien: Sánchez’ Ehefrau wusste nichts von öffentlichem Brief und riet ihm vom Rücktritt ab
Vergangene Woche veröffentlichte Spaniens Ministerpräsident ein Schreiben, in dem er über einen Rücktritt nachdachte – nach fünf Tagen Funkstille kam die Kehrtwende: »Ich habe entschieden, weiterzumachen.« Während das Verhalten vielerorts für Unverständnis sorgte, bezeichnete Pedro Sánchez selbst sein Vorgehen für einen Politiker in seiner Position als »ungewöhnlich«.
»Ich bin mir bewusst, dass ich ein Maß an persönlicher Intimität gezeigt habe, das in der Politik normalerweise nicht erlaubt ist«, so Sánchez. Von der Entscheidung, öffentlich über seinen Rücktritt nachzudenken, habe vorab niemand gewusst. »Ich habe niemanden über den Brief informiert, ich habe nicht mal meine Frau informiert.« Sie habe von dem Brief nach der Veröffentlichung erfahren und sei die Erste gewesen, die ihm vom Rücktritt abgeraten habe.
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Sánchez hatte in einem Brief an die Öffentlichkeit überraschend angekündigt, seine Amtsgeschäfte vorerst ruhen zu lassen. Er müsse »innehalten und nachdenken«, hieß es in dem auf X veröffentlichten Schriftstück. Er reagierte damit auf eine Anzeige gegen seine Ehefrau Begoña Gómez. Die Organisation »Manos Limpias« (Saubere Hände) hatte ihr Korruption und Einflussnahme in der Wirtschaft vorgeworfen.
Die Staatsanwaltschaft in Madrid hatte am vergangenen Freitag die Einstellung der Vorermittlungen gegen Gómez beantragt. Sie legte zudem Beschwerde gegen die Entscheidung des zuständigen Richters ein, überhaupt ein Verfahren gegen Gómez zu eröffnen.
In dem offenen Brief hatte Sánchez zudem erklärt, »zutiefst verliebt« in seine Frau zu sein, weshalb er nicht länger daneben stehen und zusehen könne, wie sie ins Visier genommen werde. »Ich bin ein Mann, der seine Frau sehr liebt und der den Dreck nicht ertragen kann, den man Tag für Tag über sie verbreitet.«
Auf den Stufen des Präsidentenpalastes sagte Sánchez am Montag, er und seine Frau »wissen, dass diese Kampagne, um sie zu diskreditieren, nicht aufhören wird«. Er habe dennoch beschlossen, dass er seinen Gegnern nicht die Genugtuung geben könne, aufzugeben.
Presse kritisiert »Hamlet-Debatte«
Während etwa der PP-Politiker und Senatsvizepräsident Javier Maroto das Verhalten von Sánchez als Machtgehabe kritisiert – »er ist immer der Gute, alle anderen sind böse« – bezeichnen die heimischen Medien sein Vorgehen als »Theater«. »In einer solchen Situation wäre es normal gewesen, im Amt zu bleiben oder nach Hause zu gehen, aber nicht so lange eine Hamlet-Debatte in der Öffentlichkeit zu führen«, schreibt die Zeitschrift La Vanguardia. Sein Verbleib im Amt, »wenn möglich mit mehr Kraft«, werde »die These all derer nähren, die glauben, dass es sich von Anfang an um ein Theater handelte«.