Sorge vor ATACMS-Raketen? Russland zieht Flotte aus Schwarzem Meer ab
Nach Krim-Beschuss
Sorge vor ATACMS-Raketen? Russland zieht Flotte aus Schwarzem Meer ab
Die Ukraine meldet das Fehlen von Russlands Flotte im Schwarzen und Asowschen Meer. Satellitenaufnahmen bestätigen den Rückzug von Putins Kriegsschiffen.
Sewastopol – Muss die russische Marine jetzt umdenken? Obwohl die Ukraine dem Gegner auf hoher See schwere Verluste zufügen konnte – man denke nur an die „Moskwa“-Versenkung oder jüngst den Angriff auf die 111 Jahre alte „Kommuna“ – konnten sich Putins Truppen auf der annektierten Krim zumeist in Sicherheit wägen. Doch durch die von den USA gelieferten ATACMS-Raketen entsteht plötzlich ein ganz neues Bild: Russland hat offenbar die Kriegsschiffe aus dem Schwarzen Meer und Asowschen Meer abgezogen.
Russlands Flotte auf Rückzug – Erfolg für die Ukraine?
Die ukrainische Marine berichtete am Mittwoch von den dem „Fehlen“ der russischen Flotte; doch auch Militärblogger veröffentlichten zuletzt auf X (ehemals Twitter) Satellitenaufnahmen, die zeigen, dass Putins Schwarzmeer-Flotte ihre wichtigsten Marinestützpunkte auf der Krim weitgehend aufzugeben scheint. „Im Schwarzen und Asowschen Meer sind keine feindlichen Schiffe zu sehen“, hieß es aus Kiew. Was bleibt, ist die Frage nach dem Warum.
Allein in den letzten zwei Wochen soll die Ukraine mehr als 30 ATACMS-Raketen auf russische Ziele auf der Halbinsel abgefeuert haben – mit durchwachsenen Ergebnissen. Während Kiew von Erfolgen sprach, die teils auch von Bildmaterial untermauert wurden, behauptete Moskau stets, entsprechende Attacken abgewehrt zu haben. Dass Russland seit dem verstärkten Krim-Beschuss jedoch zunehmend die eigentlich als strategisch wichtig geltende Flotte abbaut, spricht für erste Erfolge der ukrainischen Armee.
Britischer Verteidigungsminister über Russlands Schwarzmeer-Flotte: „Funktionell inaktiv“
Für den russischen Rückzug sind aber nicht nur die US-Präzisionsraketen mit einer Reichweite von rund 300 Kilometern verantwortlich, sondern höchstwahrscheinlich auch die hauseigenen Drohnen der Ukraine, die Magura V5. Hatte Wladimir Putin nach ersten Verlusten zunächst noch seinen Marinechef ausgetauscht, wurden wichtige Kriegsschiffe laut britischen Informationen infolge zahlreicher Drohnenangriffe von der Krim vorerst ins russische Noworossijsk verlegt.
Ohnehin scheint es für Russland auf hoher See – im Gegensatz zu den Bodengefechten – denkbar schlecht zu laufen. So schrieb der britische Verteidigungsminister Grant Shapps im vergangenen Monat auf X: „Putins fortgesetzte illegale Besetzung der Ukraine fordert einen massiven Preis für Russlands Schwarzmeerflotte, die nun funktionell inaktiv ist.“
Dieses vom südkoreanischen Militär zur Verfügung gestellte Foto zeigt den Abschuss einer US-amerikanischen ATACMS-Rakete während einer Übung. Die Präzisionswaffen werden nun auch von der Ukraine im Krieg gegen Russland eingesetzt. (Archivfoto)
Kampf um die Krim: Sowohl für die Ukraine als auch Russland hat die Halbinsel Priorität
Die russische Annexion der Krim im Jahr 2014, die bereits einen kurzzeitigen bewaffneten Konflikt im Osten des Landes auslöste, bildet bis heute ein Schwerpunkt im Ukraine-Krieg. Während der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj die Befreiung der Krim mehrfach als Kriegsziel ausrief, befürchten Expertinnen und Experten, dass der Verlust der Krim Putin zu einem taktischen Atomschlag bewegen könnte.
Doch für Kiew hat sich bislang nichts geändert. Erst vor wenigen Wochen sagte der Sprecher der ukrainischen Marine, Kapitän Dmytro Pletenchuk, dass „die vollständige Abwesenheit von Militärschiffen der sogenannten Russischen Föderation in den Regionen Asow und im Schwarzen Meer“ ein „Endziel“ sei. Für Russland dürfte die Krim hingegen nach wie vor, neben dem Donbass, die oberste Priorität im Krieg haben. Dafür ist die Schwarzmeer-Halbinsel taktisch und auch symbolisch zu wichtig. (nak)