Sonos: Software-Update killt Lautsprecherfunktionen
Per Softwareupdate hat Sonos viele seiner Kunden gegen sich aufgebracht. Das Unternehmen spricht von einem »mutigen« Schritt, Nutzer vermissen lieb gewonnene Funktionen.
Sonos: Software-Update killt Lautsprecherfunktionen
Sonos hat Ärger mit seinen Kunden. Nicht mit allen, aber offenbar mit einigen. Das zeigen Kommentare in Diskussionsforen auf Reddit, Facebook und X (früher Twitter). Vor allem langjährige Nutzerinnen und Nutzer ereifern sich dort über die neue Version der Sonos-App, die das Unternehmen am 7. Mai veröffentlicht hat.
Dabei war es schon ungewöhnlich, dass das Unternehmen Journalisten bereits einen Monat vor Veröffentlichung des Updates über das anstehende Update informiert hat. Die Presseabteilung hatte die neue Version als »die bislang umfassendste Aktualisierung der App« bezeichnet. Dabei betonte Sonos vor allem, dass man den Startbildschirm künftig individualisieren könne und von dort aus »schnelleren Zugriff auf die gesamte Steuerung des Sonos Systems« haben werde.
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Viele Funktionen fehlen
Nachdem das Update schließlich ausgerollt wurde, zeigte sich allerdings, dass man manche Funktionen nicht mehr vorhanden waren, andere waren kaum noch nutzbar. Insbesondere die Fähigkeit, Musik statt von Streamingdiensten von lokal vernetzten Speichermedien abzuspielen, ist Nutzerberichten zufolge bis zur Unbenutzbarkeit eingeschränkt worden. Ganz verschwunden ist demnach die Möglichkeit, die vernetzten Lautsprecher als Wecker zu verwenden oder einen Einschlaf-Timer zu stellen, damit sie bis zu einer bestimmten Uhrzeit Musik oder beruhigende Geräusche abspielen. Vermisst werden auch Zugangshilfen, etwa für Menschen mit eingeschränkter Sehfähigkeit.
Offenbar war die Kritik in den sozialen Netzwerken so deutlich, dass Sonos sich nun öffentlich dazu geäußert hat. In einer Stellungnahme, aus der »The Verge« zitiert, heißt es, man sei sich der Bedenken bewusst, die Nutzerinnen und Nutzer geäußert haben, und arbeite daran, die verloren gegangenen Funktionen wieder einzubauen. Zugleich sagt Sonos-Manager Maxime Bouvat-Merlin in bestem Marketing-Sprech, die Neuauflage der App sei ein »ambitioniertes Unterfangen« und bilde die Grundlage für »aufregende Innovationen, die in den nächsten Jahren von Sonos kommen werden.«
Sonos spricht von Mut
Den von vielen Nutzern monierten Wegfall etlicher Funktionen erklärt er damit, dass es Mut erfordere, »das Kernprodukt einer Marke von Grund auf neu aufzubauen, in dem Wissen, dass man vielleicht ein paar Schritte zurückgehen muss«. Das klingt ungefähr so, als müsste man das Dach eines Hauses erst abreißen und dann neu aufbauen, um ein paar neue Dachfenster einzubauen.
In seinem eigenen Nutzerforum hat das Unternehmen Besserungen in Aussicht gestellt. Mit einem Update, das am 21. Mai veröffentlicht werden soll, will man zumindest ein paar Kritikpunkte beseitigen, ein weiteres in für Ende Juni geplant. Sonos rät enttäuschten Kunden, bis dahin seine Apps für Windows-PCs und Mac-Computer zu verwenden.
Nicht das erste Mal
Dass Sonos sich traut, unpopuläre Schritte zu gehen, ist nicht neu. Vor vier Jahren hatte das Unternehmen schon einmal mit einem Update für Aufruhr bei seiner Kundschaft gesorgt. Damals hatte die Firma erklärt, für eine Reihe älterer Sonos-Geräte künftig keine Updates mehr liefern zu wollen.
Zur Begründung hieß es, dass diese Geräte »in Bezug auf Arbeitsspeicher und Rechenleistung inzwischen an ihre technischen Grenzen gekommen sind.« Wer in seinem Haushalt ältere und neue Sonos-Produkte miteinander kombiniert, muss seither zwei unterschiedliche Apps verwenden, um sie zu steuern. Einer der großen Vorteile des Sonos-Systems – auf allen Lautsprechern im Haus synchron dieselbe Musik abzuspielen – ist mit solchen Mischsystemen nicht mehr möglich.