Ob im Zug, im Einkaufszentrum oder auf dem Schulweg: Immer wieder greifen Täter zum Messer

ob im zug, im einkaufszentrum oder auf dem schulweg: immer wieder greifen täter zum messer

Polizisten vor dem Regionalzug, in dem ein 32-Jähriger am Donnerstagabend fünfzehn Geiseln nahm. Laurent Gillieron / AP

Kurz nach 18 Uhr betrat am Donnerstagabend ein Mann den Regionalzug zwischen Yverdon und Sainte-Croix. Er war mit einer Axt und einem Messer bewaffnet, zwang den Lokführer, seinen Posten zu verlassen und sich zu den anderen Passagieren zu gesellen. Insgesamt nahm er in der Folge während vier Stunden fünfzehn Personen als Geiseln.

Beim Geiselnehmer handelt es sich laut Angaben der Polizei um einen 32-jährigen iranischen Asylbewerber. Die Polizei verhandelte mit ihm auf Farsi und Englisch. Als sich der Mann dann kurz von den Geiseln entfernte, stürmte die Polizei den Zug. Der Geiselnehmer ging daraufhin mit einer Axt auf einen Polizisten los und wurde erschossen. Die Geiseln konnten unverletzt befreit werden. Das sind die bekannten Fakten zur Geiselnahme in der Westschweiz.

Offen bleibt das Motiv des Geiselnehmers. Die Polizei geht nicht von einem terroristischen Akt aus, wie sie am Freitag mitteilte. Auch über die Forderung des Mannes machte sie bislang keine Angaben. Laut dem Westschweizer Fernsehsender RTS war der Mann den Strafverfolgungsbehörden weder wegen Gewalttaten noch wegen Radikalisierung bekannt.

Nach Informationen von RTS sei er in der Vergangenheit offenbar mehrere Male verschwunden, und es seien bei den Behörden Vermisstanzeigen mit potenzieller Suizidgefahr eingegangen. Laut mehreren Medienberichten hat der Mann an psychischen Problemen gelitten. Er soll bei der Tat alleine gehandelt haben.

Die Tat erinnert an ähnliche Vorfälle, die sich in jüngerer Vergangenheit in der Schweiz und in Deutschland ereignet haben. Besonders in Deutschland haben Messerangriffe laut Statistiken jüngst zugenommen. Fast wöchentlich ist in den Medien von neuen Fällen zu lesen. Ob ein eskalierter Disput auf einem Dorffest, ein Beziehungsstreit oder ein Zufallsangriff: Immer wieder wird das Messer gezückt. Trauriger Höhepunkt war ein Wochenende im vergangenen Juli: Bei mehreren Messerattacken wurden drei Personen getötet und vier weitere schwer verletzt.

Laut Zahlen der Bundespolizei gab es im vergangenen Jahr 1160 Fälle von Messergewalt in Deutschland. Das ist ein Plus von 30 Prozent im Vergleich zu 2022. In mehr als zwei Dritteln der Fälle sei mit den Messern tatsächlich zugestochen worden.

Messerangriffe in Regionalzügen

In Norddeutschland tötete im Januar 2023 ein Angreifer in einem Regionalzug auf der Strecke zwischen Hamburg und Kiel zwei Personen und verletzte weitere schwer. Der Täter war ein staatenloser Palästinenser und polizeilich bekannt. Er sass zuvor bereits wegen Körperverletzung in Haft.

Das Motiv des Täters ist bis heute unklar. Laut Staatsanwaltschaft gebe es keine Hinweise auf einen terroristischen Hintergrund. Sie sieht als Tatmotiv die Verärgerung des mutmasslichen Täters über seine persönliche Situation. Nach Ansicht der Staatsanwaltschaft wollte er seinen Frust ablassen, indem er das Messer gegen andere Menschen anwendete. Ein Urteil steht noch nicht fest.

Bereits im November 2021 ist es in einem ICE auf der Strecke zwischen Regensburg und Nürnberg zu einer ähnlichen Attacke gekommen. Ein 27-jähriger Syrer stach wahllos auf mehrere Männer ein und verletzte drei von ihnen schwer. Zunächst war man von einer geistigen Verwirrtheit des Mannes ausgegangen, ein weiteres Gutachten bescheinigte ihm allerdings einen schuldfähigen Zustand. Er wurde zu 14 Jahren Gefängnis verurteilt.

Auf dem Schulweg niedergestochen

Jüngst mehrten sich auch die Fälle, bei denen Kinder oder Jugendliche einer Messerattacke zum Opfer fielen. Für grosse mediale Aufmerksamkeit sorgte im vergangenen März der Fall Louise. Die Zwölfjährige wurde von Gleichaltrigen mutmasslich mit zahlreichen Messerstichen getötet.

Im Dezember 2022 starb eine 14-Jährige in Illerkirchberg nahe Ulm. Sie wurde zusammen mit einer Freundin auf dem Schulweg von einem 27-jährigen Eritreer mit einem Messer angegriffen. Der Täter war der Polizei nicht bekannt. Hinweise auf religiöse oder politische Motive gab es laut der Polizei ebenfalls keine.

Messerangriff im Manor-Warenhaus

Auch in der Schweiz ereignen sich immer wieder Fälle von Messergewalt. Besonders in Erinnerung geblieben sind zwei Taten aus der Westschweiz und dem Tessin. Beide hatten einen islamistischen Hintergrund.

In Morges rammte im September 2020 ein schweizerisch-türkischer Doppelbürger einem Zufallsopfer ein Messer in den Rücken. Das Opfer erlag noch am Tatort seinen Verletzungen. Der Fall gilt als erster jihadistischer Anschlag in der Schweiz. Der Angreifer verbreitete laut Anklage IS-Propaganda und gab vor Gericht zu, dass er überzeugt gewesen sei, im Sinne des Islamistischen Staates zu handeln. Der Täter war auf dem Radar der Sicherheitsbehörden und galt als radikalisiert und psychisch instabil. Der 29-Jährige wurde wegen Mordes zu 20 Jahren Haft verurteilt und muss sich laut Gericht hinter Gittern einer therapeutischen Massnahme unterziehen.

Gross war auch der Schock in Lugano, als im November 2020 eine damals 28-jährige Tessinerin im Manor-Warenhaus zwei Frauen mit einem Messer attackierte. Die erste der angegriffenen Frauen wurde durch die 21 Zentimeter lange Klinge eines Brotmessers mit einem Schnitt an der Kehle schwer verletzt. Die andere Frau konnte sich verteidigen und dank der Hilfe weiterer Kunden die Angreiferin überwältigen und entwaffnen.

Beim Angriff hatte die Täterin gemäss diversen Zeugen «Allahu akbar» («Gott ist am grössten») und «Vendicherò il profeta Muhammad» («Ich werde den Propheten Mohammed rächen») geschrien. Sie soll einige Jahre zuvor zum Islam konvertiert und in einen Jihad-Kämpfer verliebt gewesen sein. Sie wurde im September 2022 zu einer Freiheitsstrafe von neun Jahren verurteilt. Wegen ihrer psychischen Störungen wurde sie zuerst zum Zwecke einer stationären Behandlung in eine geschlossene Einrichtung eingewiesen.

Experten erkannten in solchen Attacken wie in Morges und Lugano das Schema von einsamen Wölfen. Damit sind Personen gemeint, die unter dem Einfluss von Propaganda und infolge ihrer Affinität zum radikalen Islam in Kombination mit einer psychischen Labilität zumeist aus eigenem Antrieb und als Einzeltäter agieren.

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