Söder bekommt eigenes Islam-Zitat zu hören – dann reicht es ihm mit Klamroths „Schmu-Zettel“
Interview bei „hart aber fair“
Söder bekommt eigenes Islam-Zitat zu hören – dann reicht es ihm mit Klamroths „Schmu-Zettel“
Im „hart aber fair“-Vorfeld spricht Louis Klamroth mit Markus Söder über die K-Frage und die AfD. Auch der Islam wird zum Thema – und ein alter Satz wird beinahe zum Bumerang.
München – Wahlkampf-Kuschelkurs bei „hart aber fair“. Im netten Zweiergespräch vor der gewohnten Talkrunde bekam Markus Söder am Montagabend in der ARD die Chance, sich ein wenig auf die Bundestagswahl 2025 einzustimmen. Ungemütlich wurde es selten. Nur einmal reichte es dem CSU-Chef dann doch ein wenig – ausgerechnet, nachdem er gleich zweimal sein eigenes Zitat zu hören bekommen hatte.
Nichts neues in der K-Frage, gewohnte AfD-Antworten: Söder im Wahlkampf-Talk mit Klamroth bei „hart aber fair“
Der Rest war erstmal der schon beinahe gewohnte Abwasch. Auch Louis Klamroth konfrontierte Söder mit der sagenumwobenen K-Frage in der Union. Die Antwort fiel so aus wie gewohnt. „Normalerweise“ habe der Vorsitzende der CDU da Vorrang. Es sei wahrscheinlich, dass der Name Friedrich Merz und auch Söders Name in dem Kontext eine große Rolle spiele. Merz sei Favorit. Kein Bekenntnis, kein Dementi – alles wie gewohnt.
Selbiges hatte Söder auch zur rechten Erstarkung in Deutschland zu sagen. Ein Bekenntnis à la NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst, dass die AfD eine „Nazi-Partei“ sei, vermied er. Dennoch erklärte er, dass er durchaus „Sorge“ – keine „Angst“ – vor der Entwicklung der Partei habe. Die Bevölkerung würde aber merken, dass gewisse Nazi-Elemente in der AfD zunehmen würden. Bekannte Fragen, bekannte Antworten also, um mal zwei Beispiele aus dem Interview zu nennen.
Mit Islam-Frage lockt „hart aber fair“-Moderator Klamroth den CSU-Chef aus der Reserve
Nur einmal lockte Klamroth Söder so wirklich aus der Reserve. Und das zu einem sehr aktuellen Thema. Eine Islamisten-Demo in Hamburg, in der offen ein „Kalifat“ gefordert wurde, polarisiert der Tage in Deutschland. Spannend wird in dem Blick auch der anstehende CDU-Parteitag, wo das neue Grundsatzprogramm verabschiedet werden soll. Um einen Islam-Passus gab es vorab bereits mächtig Wirbel. Im CSU-Grundsatzprogramm hingegen würden „weder Islam noch Muslime erwähnt. Sie haben allerdings 2012 schon gesagt den Satz gesagt, der Islam sei ein Teil von Bayern geworden“, führt Klamroth an.
„Hart aber fair“-Moderator Klamroth im Interview mit Markus Söder.
Söder wiegelt erstmal ab, erwähnt, man habe „tolle Leute“ aus der islamischen Glaubensgemeinschaft, die in Bayern integriert seien und damit „fester Bestandteil einer bayerischen Erfolgsgeschichte“ seien. Auch der Glauben gehöre dazu. „Vorstellungen, sich ein Kalifat zu wünschen“, seien damit aber nicht vereinbar. „Ist der Islam ein Teil von Bayern?“, hakt Klamroth nach.
Söder verteidigt sich gegen alten Satz zum Islam aus 2012 – er widerspricht sich nicht zum ersten Mal
Söder tut das in Bezug auf seine Aussage von 2012 als „etwas missinterpretiert“ ab, will sich aber „nicht auf die Wortklauberei einlassen“. Klamroth hält dagegen: „Ich hab‘s sonst auch hier“. Söder wiegelt ab, behauptet, das habe „irgendjemand aufgeschrieben“. Klamroth hingegen sagt süffisant grinsend: „Nee, ich habe mir das Video auch angeschaut“, will Söder sogar noch eine Brücke bauen: „Ist aus 2012, vielleicht sagen Sie das heute anders“.
Tatsächlich hat Söder die Aussage damals so getätigt, wenn auch in der Wortauswahl geringfügig anders. 2012 sagte der heutige CSU-Chef damals noch als Finanzminister in Bayern bei einem Kulturfest der Ditib-Gemeinde Nürnberg: „Der Islam ist ein Bestandteil Bayerns“. Schon 2018 widersprach er seiner damaligen Aussage in gewisser Weise, als er den Befund Horst Seehofers als Innenminister, der Islam gehöre „nicht zu Deutschland“ unterstützte.
Wird Islam-Frage zum Bumerang für Söder? CSU-Chef kontert mit Verweis auf Klamroths „Schmu-Zettel“
Söder stellt hingegen heute die Sinnfrage: „Wenn man sagt, der Islam ist ‚Teil der Realität‘ – da macht jeder einen Haken drunter.“ Wenn man das aber als „konstituiert“ bezeichnet, so wie „in Bayern die Weißwürste“, dann sei das „mit der gesellschaftlichen Realität in Deutschland nicht vereinbar“. Die Zuschauer, glaubt Söder, würden diese „semantischen Feinheiten“ wahrnehmen. Einen politischen Islam hingegen „will keiner in Deutschland“.
Warum es der Satz allerdings nicht ins CSU-Grundsatzprogramm oder in den bayerischen Koalitionsvertrag schaffe, will Klamroth noch wissen. „Was soll er im Koalitionsvertrag in Bayern?“, fragt Söder und schüttelt irritiert den Kopf. Klamroths Ausführung: In selbigem Vertrag würde der Islam „nur negativ geframed“ erwähnt. Söder kontert mit dem Blick auf Bayern, der „sicherlich auch irgendwo auf Ihrem Schmu-Zettel“ stehe, wirft er Klamroth vor.
Seine Argumente: Bayern habe die höchste Einwanderungsquote, aber die niedrigste Arbeitslosenquote, die niedrigste Kriminalitätsrate. Das Integrationskonzept funktioniere also sehr gut. Oder um es mit Söders Worten zu sagen: „Deswegen ist dieser Bavarian Dream of Life weiterhin sehr attraktiv. Wer den nicht will, der kann woanders leben“. (han)