Nahost aktuell: Hamas und Israel wollen Feuerpause ausdehnen

Israels Regierungschef Netanjahu und die terroristische Hamas bekunden ihre Bereitschaft zu einer längeren Feuerpause. Bundespräsident Steinmeier sichert Israel die Solidarität Deutschlands zu. Nachrichten im Überblick.

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Diese vertriebenen Palästinenser nutzen die Waffenruhe, um in ihre Häuser in Chan Junis zurückzukehren

Das Wichtigste in Kürze:

Israel und Hamas signalisieren Bereitschaft zur Verlängerung der Feuerpause Zehntausende demonstrieren in London gegen Antisemitismus Marokkaner verlangen Waffenstillstand im Gazastreifen Bundespräsident Steinmeier sichert Präsident Herzog Solidarität zu Drei junge Palästinenser in den USA angeschossen

Das Abkommen zur Waffenruhe sehe die Möglichkeit vor, die Kampfpause im Gegenzug für die Freilassung von zehn weiteren Geiseln pro Tag zu verlängern, sagte der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu nach einem Gespräch mit US-Präsident Joe Biden. “Das wäre zu begrüßen.” Er habe Biden zudem gesagt, dass die Kämpfe nach der Feuerpause wieder aufgenommen würden. Nach dem Auslaufen des Abkommens werde Israel seine Ziele im Krieg mit der Hamas “mit voller Kraft verwirklichen”.

Auch die Terrororganisation Hamas strebt nach eigener Darstellung eine Verlängerung an. Ziel sei es, im Austausch gegen Geiseln mehr palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen zu bekommen, erklärte die militant-islamistische Palästinenserorganisation.

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Israelische Soldaten während einer Feuerpause an der Grenze zum Gazastreifen

Auch USA und Frankreich für längere Waffenruhe

Biden hatte zuvor gesagt, dass er auf eine Verlängerung der Kampfpause im Gazastreifen hoffe. So könnten mehr Geiseln befreit und mehr humanitäre Hilfe für die Bedürftigen in Gaza bereitgestellt werden. Auch die französische Außenministerin Catherine Colonna sprach sich für einen solchen Schritt aus. Es wäre “gut, hilfreich und notwendig”, die Waffenruhe zu verlängern, bis alle Geiseln, darunter auch französische Bürger, freigelassen seien, sagte Colonna dem Sender BFM TV.

Die von Katar vermittelte Kampfpause zwischen Israel und der Hamas war für zunächst vier Tage angesetzt. Sie war am Freitagmorgen in Kraft getreten und soll laut Vereinbarung auf bis zu zehn Tagen ausgedehnt werden können. Am Sonntag kamen 17 Geiseln der Hamas frei. Im Gegenzug konnten 39 Palästinenser israelische Gefängnisse verlassen. In den ersten drei Tagen hat die Hamas damit als Teil des Abkommens 40 israelische Geiseln freigelassen; Israel entließ bisher 117 palästinensische Häftlinge aus Gefängnissen.

An diesem Montag wird die Freilassung zehn weiterer Geiseln erwartet. In Israel wird davon ausgegangen, dass noch knapp 180 Geiseln in den Händen der Terroristen sind.

Zehntausende demonstrieren in London gegen Antisemitismus und für Israel

Einen Tag nach einer pro-palästinensischen Großdemonstration in London sind am Sonntag in der britischen Hauptstadt etwa 50.000 Menschen gegen Antisemitismus auf die Straße gegangen, darunter auch Ex-Premierminister Boris Johnson. Auf ihrem Weg zum britischen Parlament trugen einige Teilnehmer Plakate mit der Aufschrift “Null Toleranz für Antisemitismus”. Andere schwenkten israelische und britische Flaggen und hielten Fotos von israelischen und ausländischen Geiseln in den Händen, die Hamas-Terroristen am 7. Oktober gekidnappt hatten.

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Marsch gegen Antisemitismus in London

Nach Angaben der jüdischen Wohltätigkeitsorganisation Community Security Trust (CST) wurden in den 40 Tagen zwischen dem Hamas-Angriff und dem 15. November mindestens 1324 antisemitische Vorfälle in Großbritannien registriert – im Vorjahreszeitraum waren es 217.

Terrorangriff der Hamas auf Israel

Auslöser des Hamas-Israel-Kriegs war das schlimmste Massaker in der Geschichte Israels. Am 7. Oktober überfielen Terroristen aus dem Gazastreifen das israelische Grenzgebiet. Dabei wurden mehr als 1200 Menschen getötet. Etwa 240 Menschen wurden in den Gazastreifen verschleppt, auch mehrere Deutsche.

Israel reagierte mit massiven Luftangriffen, einer Blockade des Gazastreifens und schickte Ende Oktober auch Soldaten nach Gaza. Dabei sollen nach Darstellung der islamistischen Hamas mehr als 15.000 Menschen getötet worden sein. Mehr als 36.000 wurden demnach verletzt. Die Zahlen lassen sich derzeit nicht unabhängig überprüfen. Die Hamas wird neben Israel von der Europäischen Union, den USA, Deutschland und weiteren Ländern als Terrororganisation eingestuft.

Marokkaner verlangen dauerhafte Waffenruhe im Gazastreifen

Auf einer Demonstration in der marokkanischen Stadt Casablanca haben zehntausende Menschen eine dauerhafte Feuerpause im Gazastreifen gefordert. Zugleich plädierten sie dafür, die diplomatischen Beziehungen zu Israel auszusetzen. Das nordafrikanische Land war 2020 neben den Vereinigten Arabischen Emiraten und Bahrain den Abraham-Abkommen beigetreten, die von den Vereinigten Staaten vermittelt wurden. Marokko läutete damit eine Normalisierung seiner Beziehungen zu Israel ein. Im Gegenzug erkannten die USA und Israel die Souveränität Marokkos über die Westsahara an. Seit Beginn des Krieges zwischen Israel und der Hamas haben die Proteste in Marokko gegen Israel jedoch zugenommen.

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Demonstranten in Casablanca fordern eine dauerhafte Waffenruhe im Gazastreifen

Bundespräsident Steinmeier sichert Präsident Herzog Solidarität zu

Nach seiner Ankunft in Israel hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier dem Land bei seinem Krieg gegen die radikalislamische Hamas Deutschlands fortgesetzte Solidarität zugesagt. “Solidarität nicht nur mit Israel als Opfer des Terrors, sondern auch mit Israel, das sich wehrt”, schrieb die Sprecherin des Bundespräsidenten im Onlinedienst X nach seinem Treffen mit dem israelischen Kollegen Isaac Herzog in Jerusalem.

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Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (links) und sein israelischer Kollege Isaac Herzog

Herzog seinerseits bezeichnete den Besuch von Steinmeier und von dessen Frau Elke Büdenbender als “Symbol für das feste Bündnis zwischen unseren Ländern”. Deutschlands moralische und ethische Verantwortung zeigten sich “in dieser Zeit in Worten und Taten”, erklärte Herzog auf X. Zuvor hatte hatte Steinmeier Angehörige von Geiseln getroffen, die von der Hamas in den Gazastreifen verschleppt worden waren.

Steinmeier war gemeinsam mit Bundestagspräsidentin Bärbel Bas nach Israel gereist. Weitere Stationen seiner Reise sind der Süden Israels und Ostjerusalem. Bas besucht an diesem Montag das israelische Parlament in Jerusalem, wo sie unter anderem an einer Sitzung der Knesset teilnimmt.

Israels Präsident Herzog empfängt Unternehmer Musk

Der israelische Präsident Isaac Herzog will sich an diesem Montag mit dem US-amerikanischen Technologie-Unternehmer Elon Musk treffen. “Dabei wird der Präsident die Notwendigkeit betonen, gegen den zunehmenden Antisemitismus im Internet vorzugehen,” erklärte Herzogs Büro. Musk werde sich auch mit Israelis treffen, deren Angehörige von der Hamas im Gazastreifen festgehalten würden.

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Auf ihn warten in Israel wohl schwierige Gespräche: Elon Musk

Der israelische Fernsehsender Channel 12 berichtet, der Milliardär werde auch mit Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sprechen. Musk äußerte sich nicht dazu. Der Tesla-Chef und Besitzer des Kurznachrichtendiensts X hatte kürzlich einem antisemitischen Beitrag auf der Plattform zugestimmt. Das veranlasste mehrere große Unternehmen dazu, ihre Werbung auf der früher Twitter genannten Plattform auf Eis zu legen.

Drei junge Palästinenser in den USA durch Schüsse verletzt

In den USA sind drei Studenten palästinensischer Herkunft niedergeschossen worden. Die jungen Leute seien in der Stadt Burlington im Bundesstaat Vermont unterwegs gewesen, “als ihnen plötzlich ein Weißer gegenüberstand, der mit einer Pistole bewaffnet war”, teilte die Polizei in Burlington am Sonntag mit. Ohne etwas zu sagen, habe der Mann vier Mal auf die Studenten geschossen. Zwei Opfer seien in einem stabilen Zustand. der dritte Palästinenser habe hingegen “ernsthaftere Verletzungen” erlitten. Zwei der Studenten sind US-Bürger, der dritte hat einen Aufenthaltstitel.

Der Angreifer konnte offenbar zu Fuß flüchten und ist noch nicht identifiziert. Niemand könne “ein durch Hass motiviertes Verbrechen” ausschließen, sagte Polizeichef Jon Murad. Wegen des Hamas-Israel-Krieges häufen sich gerade weltweit antisemitische und islamophobe Attacken.

kle/ack/se (dpa, afp, rtr)

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