Sind alte Briefmarken noch etwas wert?
Experten geben am Wochenende in Hofgeismar Tipps, wenn Sammlungen Rätsel aufgeben
Sind alte Briefmarken noch etwas wert?
Briefmarkenblock aus der DDR zum Karl-Marx-Jahr 1953
Man sollte sich nicht zuviel erhoffen, aber sich auch nicht über den Tisch ziehen lassen, wenn es um den Verkauf von Briefmarken geht.
Hofgeismar. Jedes Mal, wenn langjährige Briefmarkensammler sich von ihrer Sammlung trennen müssen, vor allem aber, wenn Erben im Nachlass von Verwandten auf Briefmarken stoßen, stellt sich die Frage: Sind die überhaupt was wert?
Sanmmlertreffen mit Beratung
Dazu geben bei der Briefmarkenausstellung am Samstag und Sonntag, 28. und 29. Juli, in der Stadthalle Hofgeismar Experten der örtlichen Briefmarkensammlergemeinschaft Auskunft. Am Samstag ab etwa 16.30 Uhr und am Sonntag ab etwa 10 Uhr ist zusätzlich ein Auktionator und Händler anwesend, der kostenlos Sammlungen bewertet.
zahlreiche identische Briefmarken ins Album gesteckt und jeweils halb verdeckt
Laien können draufzahlen
Denn die Gefahr, bei Verkaufsversuchen benachteiligt und übers Ohr gehauen zu werden, ist oft groß. Viele Sammlungen bestehen aus Großserienmarken, nicht alle Sammler haben und hatten zudem das Geld, die echten Raritäten anzuschaffen, so dass mitunter nur Fotokopien an den Stellen in den Alben stecken, wo drei oder vierstellige Kosten anstehen. Gleichzeitig können sich, wenn auch selten, echte Schätze auftun.
Zu Lebzeiten informieren
Deshalb ist es am besten, Kinder oder Partner schon zu Lebzeiten mit den Basisdaten einer Sammlung vertraut zu machen.
„Es ist auf den ersten Blick schwer einzuschätzen, ob eine Sammlung von Wert ist oder noch nicht mal mehr als Altpapier zählt“, sagt Ulrich Reinhardt, Geschäftsführer der Briefmarkensammlergemeinschaft von 1932 Hofgeismar. Es sei gewagt, den erstbesten Ankaufangeboten oder Wertzusagen zu vertrauen, denn Spezialisten wissen sehr wohl, welche Stücke beim Weiterverkauf richtig Geld bringen könnten, aber nicht alle verraten es.
Monatliche Treffen
Die Fachleute vom Hofgeismarer Sammlerverein raten, sich bei den monatlichen Tauschabenden des Vereins oder besonders bei der Briefmarkenausstellung an diesem Wochenende in der Hofgeismarer Stadthalle beraten zu lassen, denn dann kommt zusätzlich auch noch ein Auktionator, der wirklich auf die Marktlage spezialisiert ist und zu dem der Verein ein gutes Vertrauensverhältnis aufgebaut hat, wie Ulrich Reinhardt sagt.
Mann mit Brille blickt in die Kamera.
Der langjährige Sammler Reinhardt kann auf jeden Fall folgende Anhaltspunkte geben:
Nur Euromarken noch gültig
1. Alle seit 2002 erschienenen Briefmarken sind unbegrenzt weiter frankaturgültig und können für normale Briefpost genutzt werden. Ob das allerdings sinnvoll und mengenmäßig zu schaffen ist, ist fraglich. Solche postfrischen, also ungebrauchten Marken werden von Händlern meist für 80 bis 85 Prozent des Nennwertes angekauft.
Wert kann Neupreis übersteigen
2. Alle Marken vor 2002, also vor Einführung des Euro, sind nicht mehr gültig und haben nur noch Sammlerwert, der mitunter den Neupreis aber deutlich übersteigen kann.
Ersttagsblätter kritisch
3. Die einst beliebten Ersttagsblätter sowie Jahrbücher (außer 1973) sind kaum gefragt und erzielen wenig Erlös.
Spannend sind Marken vor 1950
4. Interessant und gefragt für Deutschlandsammler sind alle vor 1950 erschienenen Briefmarken, erst recht die vor 1914 und die der deutschen Staaten. Einzelne Stücke wie der legendäre Posthornsatz von 1951/52 (für den postfrisch je nach Zustand zwischen 300 und 1600 Euro, gestempelt aber kaum 30 Euro gezahlt werden) sowie der Berliner Währungsgeschädigtensatz von 1949 (gestempelt bis zu 700 Euro) sind gesuchte Stücke, die immer wieder einmal auftauchen. Sie sind aber auch oft Ziel von Fälschern (etwa mit Nachgummierungen).
Marken aus dem Jahr 2000 aus der Dauermarkenserie Sehenswürdigkeiten mit doppelter Wertangabe zehn Pfennig und fünf Cent beziehungsweise 110 Pfennig und 56 Cent mit Sonderstempel aus Berlin zum Erstausgabetag
Nicht vorschnell herausreißen
5. Briefmarken sollten nicht vorschnell aus Umschlägen herausgerissen werden. Mitunter sind solche Ganzsachen (etwa mit besonderen Aufdrucken, Bildern oder Stempeln) komplett viel mehr wert als die einzelne Marke. Auch Stempelmotive und besondere Stempeldaten werden gesammelt. Spezialisten sammeln sogenannte Plattenfehler, die aber oft erst erkannt werden, wenn man einen kompletten Markenbogen vergleichen kann.
Besser Alben als Schachteln
6. „Mit einer gepflegten Sammlung in Alben und Ordnern lässt sich mehr erlösen als mit einem bunten Gewurschtel in Umschlägen und Schachteln“, weiß Ulrich Reinhardt.
Anfang und Ende reicht oft
7. Er gibt noch einen Tipp: Wenn eine Sammlung sehr groß sei, genüge es oft, das erste und das letzte Album eines Sammelgebietes zum Beurteilen mitzubringen, denn daraus lasse sich ersehen, wie komplett die Sammlung ist und ob sie – gerade bei den teuren Werten – gravierende Lücken hat.
In einem Wandregal stehen zahlreiche große und kleine Briefmarkenalben, teilweise mit Rückenbeschriftung Deutschland.
Schwer zu schätzende Motivsammlungen
8. Schwer einzuschätzen sind Motivsammlungen, die sich etwa aus Technik- oder Naturmotiven auf Briefmarken aus der gesamten Welt zusammensetzen. Die seien sehr beliebt und vor allem Verhandlungssache.
„Wenn ein Sammler eine bestimmte Marke unbedingt haben will, dann ist das eine gute Basis für einen guten Preis.“ (Thomas Thiele)
Sammlerkontakt
Kontakt: Die Tauschabende der Hofgeismarer Sammler sind an jedem ersten Montag im Monat ab 19 Uhr im Haus der Evangelischen Gemeinschaft (Am Hohlen Weg). Info: Ulrich Reinhardt, 05671/40783.