Grünen-Chefin Lang nach Auftritt von Dutzenden Personen beschimpft

Grünen-Chefin Ricarda Lang wurde bei ihrer Abreise in Schorndorf von Dutzenden Menschen aufgehalten, ausgepfiffen und beschimpft. Sie riefen unter anderem „Hau ab“ oder „Pfui“. Die Politikerin wurde rund 50 Meter weit verfolgt. Die Polizei schritt ein.

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Ricarda Lang beim Politischen Aschermittwoch in Schorndorf dpa/Christoph Schmidt

Dutzende Störer haben nach einer Veranstaltung zum politischen Aschermittwoch in Schorndorf die Abreise der Grünen-Bundesvorsitzenden Ricarda Lang behindert. Einem dpa-Reporter zufolge wurde die Politikerin am späten Mittwochabend ausgepfiffen und unter anderem mit „Hau ab“- und „Pfui“-Rufen belegt. Sie musste auch härtere Beschimpfungen ertragen. Die Störer verfolgten Lang und ihre Personenschützer rund 50 Meter weit, bis sie von Polizisten gestoppt wurden.

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Bei der Grünen-Veranstaltung in Schorndorf demonstrierten wieder Landwirte mit ihren Traktoren dpa/Christoph Schmidt

Bereits zuvor war die Stimmung in der Stadt östlich von Stuttgart angespannt. Mehrere Landwirte hatten in der Nähe des Veranstaltungsorts mit Traktoren demonstriert. Einer von ihnen sprach später auch auf der Grünen-Veranstaltung. Vor der Halle, in der der politische Aschermittwoch des Kreisverbandes Rems-Murr stattfand, warteten nach Veranstaltungsende einem Polizeisprecher zufolge etwa 90 bis 100 Menschen.

Auch eine Kreuzung in der Nähe wurde unter anderem mit Lastwagen blockiert. Die Polizei ging in der Spitze von 30 bis 35 Fahrzeugen aus. Die Proteste hätten als eine spontane Demonstration begonnen und seien danach vor Ort angemeldet worden, sagte der Polizeisprecher in der Nacht zum Donnerstag. Weitere Einzelheiten waren zunächst nicht bekannt.

Grüne hatten Veranstaltung in Biberach abgesagt

Die Grünen hatten zuvor ihre Veranstaltung zum politischen Aschermittwoch im baden-württembergischen Biberach aus Sicherheitsgründen abgesagt. Dem Schritt waren massive Proteste und Blockaden unter anderem von Landwirten vorausgegangen. Der Landesbauernverband in Baden-Württemberg hat nach eigener Auskunft nicht zu den Protesten aufgerufen oder diese davor unterstützt.

Bei den Vorfällen kam es nach Angaben der Polizei zu aggressivem Verhalten, Polizisten wurden verletzt. Beamte setzten Pfefferspray und Schlagstöcke ein. An der traditionellen Veranstaltung wollten neben Lang auch Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir, Ministerpräsident Winfried Kretschmann und Jürgen Trittin teilnehmen.

Die Grünen-Chefin hatte in Schorndorf auch die Absage zum Thema gemacht – und die Vorfälle kritisiert: „Eigentlich ist es nicht normal, dass politische Veranstaltungen nur mit einem großen Polizeiaufgebot überhaupt stattfinden können. Es ist nicht normal, dass die Scheiben von Dienstwagen eingeschlagen werden“, sagte sie. Es sei zudem nicht normal, dass politische Veranstaltungen wegen mangelnder Sicherheit abgesagt werden müssten. „Das ist ein Zustand, an dem wir uns in einer Demokratie niemals gewöhnen dürfen“, sagte sie. Wer demokratischen Austausch als solchen verhindere, der schädige die Demokratie.

Lang hatte bereits kurz nach der Absage in Biberach vor Gewalt gewarnt: „Wer gewalttätig wird, verlässt den Rahmen des demokratischen Diskurses“, erklärte sie. Auch weitere Spitzenpolitiker unterschiedlicher Couleur hatten die Vorfälle in Biberach kritisiert.

Etwa Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt: „Ich finde es wirklich absurd, dass wir in einer freien Demokratie leben und es nicht möglich ist, dass man in den demokratischen Diskurs geht“, sagte die Grünen-Politikerin am Donnerstagmorgen im Deutschlandfunk. „Es gab in Biberach ja nicht nur ein Gesprächsangebot, sondern Cem Özdemir hat ja auf der Demonstration auch geredet und hat sich der Debatte gestellt.“

Es habe überall Gesprächsangebote gegeben, sagte Göring-Eckardt weiter. „Wenn man versucht, das Gespräch zu verhindern, dann ist es wirklich für die Demokratie ein absolutes Armutszeugnis – oder jedenfalls für diejenigen, die hier versuchen, ihre Interessen durchzusetzen.“ Das helfe den Interessen der Bäuerinnen und Bauern und der Zukunft der Landwirtschaft nicht. „Das hilft einfach überhaupt niemandem.“

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