Israel-Gaza-Krieg: Geisel-Übergabe - darauf haben sich Israel und Hamas geeinigt

Gefangenenaustausch, eine Waffenruhe und Hilfsgüter für Gaza: Im Krieg gibt es erstmals einen Deal zwischen Israel und der Hamas. Die ersten israelischen Geiseln werden aber frühestens am Freitag freigelassen. Der Überblick.

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Israel-Gaza-Krieg: Geisel-Übergabe – darauf haben sich Israel und Hamas geeinigt

Der Krieg zwischen Israel und der islamistischen Hamas im Gazastreifen dauert nun bereits mehr als sechs Wochen. Tausende Menschen, darunter zahlreiche Zivilisten, sind seit Beginn der Kampfhandlungen getötet worden. Israel führt seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel, bei dem 240 Menschen in den Gazastreifen verschleppt und rund 1200 Menschen in Israel getötet wurden, eine umfangreiche Militäroperation gegen die Hamas durch.

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Erstmals seit Beginn des Krieges gibt es nun eine umfassende Vereinbarung zwischen Israel und der Hamas. Die wichtigsten Punkte der Einigung im Überblick:

Wann beginnt die Feuerpause?

Hamas-Führer Mussa Abu Marsuk hat in einem Interview mit dem Sender Al Jazeera Donnerstag, 10 Uhr Ortszeit (9 Uhr MEZ), als Beginn der Feuerpause genannt. Der US-Sender CNN berichtete unter Berufung auf eine israelische Quelle ebenfalls, dass eine Feuerpause zu dieser Zeit beginnen solle. Die Feuerpause soll zunächst mindestens vier Tage andauern und den Austausch von Geiseln aus dem Gazastreifen gegen in Israel inhaftierte palästinensische Gefangene ermöglichen.

Ob die Kampfpause auch die Gefechte zwischen Israel und der Hisbollah sowie palästinensischen Militanten im Libanon einschließt, war zunächst unklar. Laut Katar macht die Feuerpause auch die Einfahrt von einer »großen Anzahl von Hilfskonvois« in den abgeriegelten Gazastreifen möglich, darunter sollen auch Treibstoff-Lieferungen sein.

Wie lange soll die Feuerpause bestehen?

Wenn die Übergabe erster Geiseln erfolgreich verläuft und die Feuerpause hält, könnte die Vereinbarung womöglich fortgesetzt werden. Laut einer Mitteilung des Büros von Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu sollen über die ersten vier Tage zunächst 50 Geiseln freikommen; täglich mindestens zehn. Danach könnte der Tausch fortgesetzt werden, solange jeden Tag weitere zehn Geiseln freikämen.

Dem Dokument zufolge könnte es für jeweils zehn weitere freigelassene Geiseln einen zusätzlichen Tag Waffenruhe geben. Länger als zehn Tage jedoch solle die Feuerpause auf keinen Fall dauern, versicherte Israels Premier Benjamin Netanyahu seiner Koalition.

Wann werden die ersten Geiseln freigelassen?

Laut dem katarischen Außenministerium könnte es »eine gewisse Zeit« dauern, bis die Kämpfe eingestellt sind. Am späten Mittwochabend sagte Israels Sicherheitsberater, dass die ersten Geiseln nicht vor Freitag freigelassen werden. Ein Vertreter der radikalislamischen Hamas sagte, er erwarte einen Austausch von »zehn Geiseln gegen 30 Gefangene«.

Mit dem Tauschfaktor von drei palästinensischen Gefangenen für eine Geisel könnte die Vereinbarung womöglich auch zu einem späteren Zeitpunkt fortgesetzt werden, berichtete die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf einen nicht genannten palästinensischen Offiziellen.

Damit würde Israel insgesamt etwa 100 Personen aus der Gewalt der Hamas befreien – im Gegenzug müsste es aber insgesamt rund 300 Inhaftierte freilassen. Von israelischer Seite gab es dazu zunächst keine Bestätigung.

Welche Geiseln kommen zuerst frei?

Bei den zuerst freikommenden Geiseln soll es sich vor allem um Frauen und Kinder handeln, sowohl mit israelischer als auch mit anderer Staatsangehörigkeit. Nach Zählung der Nachrichtenagentur AFP befinden sich unter den mehr als 240 Geiseln, welche die Hamas am 7. Oktober bei ihrem brutalen Überfall verschleppt hat, mindestens 35 Kinder, mehr als die Hälfte von ihnen unter zehn Jahren, sowie mehr als 50 Frauen.

Welche Gefangenen lässt Israel im Gegenzug frei?

Israel hatte eine Liste mit 300 palästinensischen Gefangenen veröffentlicht, die offenbar im Gegenzug freigelassen werden sollen. Laut einem Bericht der »Times of Israel« vom Mittwoch soll es sich bei 287 der 300 inhaftierten Palästinenser um junge Männer bis 18 Jahre handeln. Auf der Liste stehen auch 49 Mitglieder der Hamas. Bei 13 weiteren Häftlingen handelt es sich dem Bericht zufolge um erwachsene Frauen, die überwiegend wegen Messerattacken verurteilt wurden. Israelische Medien hatten zuvor berichtet, dass keine Häftlinge freigelassen würden, die wegen Mordes im Gefängnis sitzen.

Laut dem Verein für palästinensische Gefangene befinden sich rund 7000 Palästinenser in israelischen Gefängnissen.

Wie geht es nach dem Geisel-Deal weiter?

Ob die Abmachung zwischen Israel und der Terrororganisation zu einer langfristigen Beilegung des Kriegs führt, ist völlig unklar. Selbst wenn zunächst alles wie geplant klappt, sind noch Dutzende weiter Geiseln in der Gewalt der Hamas.

Die Islamisten haben nun einige Tage Zeit, sich neu zu formieren. Die Hamas hat nach israelischen Aussagen große Verluste erlitten und die Kontrolle über den nördlichen Teil des Gazastreifens komplett verloren. Israel will im nächsten Schritt den Süden Gazas erobern und auch dort die Strukturen der Terrortruppe, vor allem das Tunnelnetzwerk, zerstören.

Zumindest, dass sich die religiösen Hardliner in Israels Regierung durch die Geisel-Vereinbarung besänftigen lassen, darf bezweifelt werden. Der rechtsextreme Polizeiminister Itamar Ben-Gvir schrieb etwa auf X, vormals Twitter, die Hamas habe diese Auszeit mehr als alles andere gewollt. Andere Kabinettsmitglieder, darunter Finanzminister Betalel Smotrich von der rechtsextremen Partei »Religiöser Zionismus«, befürworteten die Einigung nach anfänglicher Kritik dagegen zuletzt.

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