«Shrinkflation»: Geht die Schweiz nun gegen Preistricks der Läden vor?
Französische Supermärkte müssen ab Juli sämtliche Fälle von «Shrinkflation» kennzeichnen. Nicht dringlich, findet der Schweizer Konsumentenschutz und wartet mit ähnlichen Forderungen erstmal ab.
Die Rechnung ist einfach: Wird der Inhalt eines Produktes kleiner, verringert sich auch dessen Wert. In der Realität allerdings geben Detailhändler diese Preisdifferenz nur selten weiter. Stattdessen führen sie unbemerkt kleinere Mengen ein, belassen den Preis wie bisher und machen so das grosse Geld.
Eine weitverbreitete und viel kritisierte Methode der Shrinkflation, gegen die die französische Regierung nun vorgehen will. Gemäss einer neuen Regelung müssen nämlich alle mittelgrossen und grossen Supermärkte ab Juli nicht nur geänderte Mengen von Produkten, sondern auch deren Preis pro Stück angeben. Diese Informationen müssen dann für die nächsten zwei Monate gut sichtbar neben den betroffenen Produkten stehen bleiben.
Schweiz zählt wenig Shrinkflationsfälle
Frankreich nimmt mit dieser Regelung eine Vorreiterrolle ein. Denn in kaum einem anderen europäischen Land, geschweige denn in der Schweiz, gibt es vergleichbare Vorschriften gegen die fiese Verkaufsmasche. Entsprechend oft tauchen in den Sozialen Medien immer wieder Meldungen über gesichtete Shrinkflations-Fälle auf, wie die folgenden Beispiele zeigen.
Trotz der meist negativen Reaktionen seitens der Konsumentinnen und Konsumenten wird sich in der Schweiz in naher Zukunft wohl nichts ändern. Wie André Bähler vom Schweizer Konsumentenschutz auf Anfrage nämlich sagt, gibt es in der Schweiz weniger Fälle von Shrinkflation als in anderen europäischen Ländern. «Der Handlungsdruck ist deshalb kleiner.»
Der Konsumentenschutz erachte es aber als sinnvoll, zu beobachten, ob sich die neue Regelung in Frankreich bewährt und einen klaren Mehrwert für die Konsumenten und Konsumentinnen bringt. «Ist dies der Fall und nehmen die Fälle von Shrinkflation auch in der Schweiz deutlich zu, soll eine solche Regelung auch für die Schweiz geprüft werden», hält Bähler fest.
Detailhändler sehen von Shrinkflation ab
Doch ist die Shrinkflation in der Schweiz wirklich nur eine Randerscheinung? 20 Minuten hat bei Coop nachgefragt. Dort heisst es, dass man bei «Eigenmarken grundsätzlich von dieser Praxis» absieht.
Bei Markenprodukten sei der Verkaufspreis grundsätzlich abhängig vom Einkaufspreis, den der Markthersteller festlege. Coop prüfe deshalb Änderungen am Produkt «sehr genau», sagt Mediensprecher Kevin Blättler. «Sind Preisforderungen von Markenherstellern ungerechtfertigt hoch, setzen wir uns für unsere Kundinnen und Kunden ein und kämpfen für faire Preise.»
Aldi Suisse wiederum betont, dass eine komplette Umstellung eines Artikels auf eine neue Verpackungsgrösse aufwändig sein kann. «Preisanpassungen sind aus unserer Sicht ein viel effizienteres und flexibleres Instrument, um rasch auf eine sich ändernde Situation am Markt zu reagieren.»