Block 5 nur noch in Reserve

block 5 nur noch in reserve

Wo es dampft und raucht: Das Staudinger-Kraftwerk bei Großkrotzenburg, in der Nähe von Hanau.

Vom 1. April an wird der Block 5 des Kraftwerks Staudinger in Großkrotzenburg keine Fernwärme mehr an Privathäuser und Industriebetriebe in Hanau liefern. Nach Mitteilung der Stadtwerke findet damit die Fernwärme-Beschaffungsstruktur ein Ende. Laut Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD) bedeutet die Umstellung eine drastische Preissenkung für Fernwärmekunden.

Staudinger, betrieben von Uniper, ist das größte konventionelle Kraftwerk in Hessen, 1963 wurde der erste Block in Betrieb genommen. Derzeit laufen noch der mit Kohle und in geringen Mengen mit Klärschlamm befeuerte Block 5. Block 4, der mit Gas befeuert wird, ist auf Reserve zur Netzabsicherung gestellt. Für den Ausstieg aus der Kohleverstromung in Deutschland plant Uniper, Block 5 bis spätestens Ende 2025 ganz stillzulegen.

Staudinger liefert nach seinen Angaben seit Ende der Achtzigerjahre für rund 19.000 Haushalte in Großkrotzenburg und Hanau Fernwärme. Auch die Gemeindewerke Großkrotzenburg und die EAM wollen die Fernwärmeversorgung in Großkrotzenburg und die benötigte Wärme für rund 700 Kunden in der Gemeinde langfristig zu 90 Prozent aus regenerativen Energien erzeugen. Die Einstellung der Fernwärmelieferungen aus Block 5 bedeutet aber nicht, dass keine Fernwärme aus dem Kraftwerksareal mehr stammen wird. Laut den Stadtwerken Hanau werden Hilfskessel des Kraftwerks, die mit Gas betrieben werden, Fernwärme auskoppeln. Außerdem haben die Stadtwerke selbst drei kleinere gasbefeuerte Kraftwerke in Betrieb.

block 5 nur noch in reserve

Das ist das Ende: Der Block 5 des Staudinger Kohlekraftwerks in Großkotzenburg soll 2025 stillgelegt werden.

Baldige Stilllegung von Block 5, Neubau auf Großheim-Kaserne

Eine wichtige Rolle bei der Fernwärmeversorgung wird künftig das Kraftwerk spielen, das auf dem Gelände der Großauheim-Kaserne entsteht. Gebaut wird es von den Stadtwerken und dem Frankfurter Energieversorger Mainova, dem 50,1 Prozent der Stadtwerke gehören. Das Kraftwerk wird mit Gas betrieben und soll zur Energieversorgung des künftigen Rechenzentrums auf der Großauheim-Kaserne dienen, das per­spektivisch auch mit Wasserstoff betrieben werden kann. Auch ist daran gedacht, die Abwärme des Rechen­zen­trums zur Energieversorgung zu nutzen. Fertig sein soll es Ende dieses Jahres.

Kaminsky, der Aufsichtsratsvorsitzender der Hanauer Stadtwerke ist, weist auf die bessere Umweltbilanz der Umstellung hin. Doch nicht nur unter Klimaschutzgesichtspunkten sei diese ein Gewinn. Durch die Neugestaltung des Preissystems könnten strukturelle Kostenvorteile für alle fernwärmeversorgten Hanauer weitergegeben werden.

Preissystem der Stadt muss angepasst werden

Laut Stadtwerken greift nach der Beendigung der Gasmangellage das Verbot zur Kohleverstromung zum 31. März. Laut Bundesnetzagentur darf der steinkohlebetriebene Staudinger-Block 5 von April an nur noch bei Engpässen zur Stabilität der Stromnetze bereitstehen. Gleichzeitig sei es untersagt, die bei der Stromerzeugung entstandene Wärme zu vermarkten. Da in der Erzeugungs- und Beschaffungsstruktur für die Fernwärme damit der Kohleanteil entfalle, müsse sich auch das Preissystem der Stadtwerke angleichen. Die Strukturen seien in einer Preisgleitklausel angemessen abzubilden.

Daraus resultiere ein struktureller Vorteil mit Auswirkungen auf die Preiskalkulation der Fernwärme, die von den Stadtwerken Hanau zum 1. April an ihre Kunden weitergegeben würden. Konkret bedeute dies, dass, ausgehend vom aktuell noch auf sieben Prozent gesenkten Mehrwertsteuersatz auf Gas und Fernwärme, der Arbeitspreis um 40,34 Prozent auf 17,20 Cent pro Kilowattstunde sinken werde. Wenn man den von der Bundesregierung wahrscheinlich zum 1. April auf 19 Prozent angehobenen Mehrwertsteuersatz einkalkuliere, betrage die Senkung noch 33,61 Prozent bei einem Arbeitspreis von 19,14 Cent brutto pro Kilowattstunde.

Kaminsky hofft, dass die Bundesregierung die Überlegungen zur Mehrwertsteuererhöhung aufgibt, da die Belastung der Fernwärmenutzer besonders hoch sei. Die Energiekrise habe zu sehr starken Preissteigerungen und enormen Schwankungen geführt. Die Stadtwerke seien jedoch bestrebt, ihren Kunden eine stabile Energieversorgung zu moderaten Preisen zu bieten, sagt Stadtwerke-Geschäftsführerin Martina Butz.

Glücklicherweise habe die Preisbremse diese Belastung für die Bürger abgefedert. „Ich bin sehr froh, dass die aktuellen Entwicklungen und das damit einhergehende neue Preissystem wieder günstigere Preise zur Folge haben. Schließlich ist Fernwärme ein wichtiger Baustein der Wärmewende, an dem wir weiter festhalten“, so Kaminsky.

News Related

OTHER NEWS

Ukraine-Update am Morgen - Verhandlungen mit Moskau wären „Kapitulationsmonolog" für Kiew

US-Präsident Joe Biden empfängt Wolodymyr Selenskyj im Weißen Haus. Evan Vucci/AP/dpa Die US-Regierung hält Verhandlungen zwischen der Ukraine und Russland zum jetzigen Zeitpunkt für „sinnlos”. Bei einem Unwetter in Odessa ... Read more »

Deutschland im Wettbewerb: Subventionen schaden dem Standort

Bundeskanzler Olaf Scholz am 15. November 2023 im Bundestag Als Amerikas Präsident Donald Trump im Jahr 2017 mit Handelsschranken und Subventionen den Wirtschaftskrieg gegen China begann, schrien die Europäer auf ... Read more »

«Godfather of British Blues»: John Mayall wird 90

John Mayall hat Musikgeschichte geschrieben. Man nennt ihn den «Godfather of British Blues». Seit den 1960er Jahren hat John Mayall den Blues geprägt wie nur wenige andere britische Musiker. In ... Read more »

Bund und Bahn: Einigung auf günstigeres Deutschlandticket für Studenten

Mit dem vergünstigten Deutschlandticket will Bundesverkehrsminister Wissing eine junge Kundengruppe dauerhaft an den ÖPNV binden. Bei der Fahrkarte für den Nah- und Regionalverkehr vereinbaren Bund und Länder eine Lösung für ... Read more »

Die Ukraine soll der Nato beitreten - nach dem Krieg

Die Ukraine soll nach dem Krieg Nato-Mitglied werden. Die Ukraine wird – Reformen vorausgesetzt – nach dem Krieg Mitglied der Nato werden. Das hat der Generalsekretär des Militärbündnisses, Jens Stoltenberg, ... Read more »

Präsidentin droht Anklage wegen Tod von Demonstranten

Lima. In Peru wurde eine staatsrechtlichen Beschwerde gegen Präsidentin Dina Boluarte eingeleitet. Sie wird für den Tod von mehreren regierungskritischen Demonstranten verantwortlich gemacht. Was der Politikerin jetzt droht. Perus Präsidentin ... Read more »

Novartis will nach Sandoz-Abspaltung stärker wachsen

ARCHIV: Das Logo des Schweizer Arzneimittelherstellers Novartis im Werk des Unternehmens in der Nordschweizer Stadt Stein, Schweiz, 23. Oktober 2017. REUTERS/Arnd Wiegmann Zürich (Reuters) – Der Schweizer Pharmakonzern Novartis will ... Read more »
Top List in the World