Selenskyj zur Crux bei Waffen: USA: Russische Offensive "interessant und besorgniserregend"
Die russischen Vorstöße nordöstlich von Charkiw kommen für die USA nicht überraschend – und könnten nach US-Einschätzung erst der Anfang sein. Der ukrainische Präsident Selenskyj fordert indes Waffen, die tatsächlich ankommen – und nicht nur angekündigte Pakete.
Einsatzkräfte nach einem russischen Raketenangriff in der Oblast Charkiw.
Die US-Regierung beobachtet den neuen russischen Großangriff nahe der ukrainischen Millionenstadt Charkiw mit Sorge. “Wir haben damit gerechnet, dass Russland eine Offensive gegen Charkiw starten würde, und diese scheint nun begonnen zu haben”, sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby. In den Monaten nach dem Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine habe Russland bereits verzweifelt versucht, die Stadt einzunehmen, was nicht gelungen sei.
“In der Tat war es vor allem das Scheitern der Einnahme Charkiws, das Herrn Putin dazu veranlasste, seine Truppen über die Grenze zurückzuziehen”, sagte Kirby weiter mit Blick auf den russischen Präsidenten Wladimir Putin. Das aktuelle Vorgehen des russischen Militärs dort sei daher “sehr interessant und sicherlich besorgniserregend”. Aus einer Mitteilung des US-Präsidialamts geht zudem hervor, dass Russland nach Einschätzung der US-Regierung anscheinend einen größeren Angriff auf Charkiw vorbereite.
Die US-Regierung habe sich eng mit der Ukraine abgestimmt, um sie bei den Vorbereitungen zu unterstützen, so Kirby. Es sei nun entscheidend, dass die neuen Militärhilfen aus den USA möglichst schnell auf dem Schlachtfeld in der Ukraine ankämen.
Weiterer Brennpunkt an der Front
Ähnlich äußerte sich der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj. “Was wirklich hilft, sind die Waffen, die tatsächlich in die Ukraine gebracht werden, und nicht nur angekündigte Pakete”, sagte er in seiner allabendlichen Videoansprache.
Russische Truppen hatten am Freitagmorgen (Ortszeit) einen Angriff auf die ukrainische Stadt Wowtschansk gestartet. Sie liegt etwa 40 Kilometer nordöstlich von Charkiw an der Grenze zu Russland. Für die ukrainische Armee bedeutet die Offensive ein weiteres Problem an der etwa 1000 Kilometer langen Front im Osten und Süden, nachdem sie zuletzt schon bei Bachmut und Awdijiwka zurückgedrängt wurde. Den Verteidigern fehlen immer noch Waffen und Munition, nachdem innenpolitischer Streit in den USA über Monate einen regelmäßigen Nachschub an militärischer Ausrüstung aus den USA verhindert hatte.
Ukraine meldet russische Vorstöße in Region Charkiw
Mittlerweile sind neue milliardenschwere Hilfen beschlossen, und die US-Regierung hat bereits mehrere große neue Militärpakete auf den Weg gebracht – das jüngste am Freitag. Doch Russland versuche, die Zeit bis zum Eintreffen dieser Waffen an der Front auszunutzen, sagte der Kommandeur des ukrainischen Heeres, Olexander Pawljuk, der britischen Zeitschrift “Economist”.
Kirby beklagte ebenfalls, die monatelange Verzögerung neuer Hilfen durch den US-Kongress habe den Russen Vorteile verschafft und taktische Fortschritte beschert. Die Ukraine werde Zeit brauchen, um die Initiative zurückzugewinnen. “Es ist möglich, dass Russland in den kommenden Wochen weitere Vorstöße macht, aber wir rechnen nicht mit großen Durchbrüchen”, sagte er. “Und mit der Zeit wird der Fluss der US-Hilfe die Ukraine in die Lage versetzen, diese Angriffe im Laufe des Jahres 2024 abzuwehren.”
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