Schweiz hat sich auf Riesen-Zecke mit tödlichem Virus vorbereitet
Nach dem Stich der Hyalomma-Zecke ist ein Spanier an der Tropenkrankheit Krim-Kongo-Fieber gestorben. Immer wieder gibt es Fälle in Europa, dabei ist die Zecke hier gar nicht heimisch. Doch mit dem Klimawandel könnte sich das ändern.
Ein älterer Mann ist in Spanien am Krim-Kongo-Fieber gestorben, nachdem er von der Hyalomma-Zecke gestochen worden war. Laut dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) wurden seit 2013 bisher insgesamt 13 Fälle aus Spanien gemeldet.
Zu den Symptomen der Krankheit gehören hohes Fieber, Muskelschmerzen, Schläfrigkeit, Erbrechen und Schwindel. Bei einem schweren Verlauf kommt es zur Beeinträchtigung von verschiedenen Organen und zu Blutungen. Die Krankheit verläuft in bis zu 40 Prozent der Fälle tödlich. 20 Minuten beantwortet die wichtigsten Fragen.
Muss ich jetzt Angst haben in den Spanien-Ferien?
Nein, sagt der Spezialist für Infektionskrankheiten, Gilbert Greub. «Es ist immer wichtig, sich gegen Zecken zu schützen, aber Panik ist nicht angebracht.» Viele Zeckenarten, darunter Hyalomma, bevorzugen Tiere, was erklärt, warum Fälle von Krim-Kongo-Fieber beim Menschen bisher extrem selten waren.
Laut Bundesamt für Gesundheit (BAG) ist die Hyalomma-Zecke in Spanien zwar weit verbreitet. Das Risiko einer Infektion werde vom Europäischen Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) aber nach wie vor als gering eingeschätzt.
Könnte sich die Krankheit auch in der Schweiz ausbreiten?
«Das Tessin wäre vor der Deutschschweiz betroffen – das war schon bei der Tigermücke so.»
«Auch in der Schweiz ist die Hyalomma-Zecke präsent. Das Virus, das Krim-Kongo-Fieber auslöst, wurde in der Schweiz jedoch noch nie nachgewiesen», sagt das BAG. Zecken würden nur Viren übertragen, die lokal vorkommen. «Das Auftreten einer bestimmten Zeckenart sagt deshalb nichts darüber aus, welche Viren sie überträgt.»
Für den Infektiologen kommt die Frage zudem zu früh. Momentan müsse beobachtet werden, wie sich die Lage weiter entwickelt. Wahrscheinlich sei aber, dass sich die Hyalomma-Zecken erst in den wärmeren Gebieten ausbreiten würden. «Das Tessin wäre wohl vor der Deutschschweiz betroffen, das war schon bei der Tigermücke so.»
Obwohl das Risiko für die Bevölkerung bisher sehr gering sei, seien die Labore darauf vorbereitet, auf die Krankheit zu testen, sagt Greub. Und das BAG fügt an: «In der Schweiz gibt es zwei Spitäler, eines in Zürich und eines in Genf, die für die Isolation und Behandlung von Patientinnen und Patienten mit einer Infektion mit dem Krim-Kongo-Fieber ausgerüstet sind.»
Welchen Einfluss hat der Klimawandel auf die Ausbreitung?
«Mit zunehmenden Temperaturen ist es wahrscheinlich, dass sich Zeckenarten in neue Gebiete ausbreiten», erklärt das BAG. Der wissenschaftliche Zusammenhang zwischen Klimawandel und Zeckenhäufigkeit sei aber komplex.
Das sagt auch Greub. «In einer Studie haben wir festgestellt, dass sich der Klimawandel deutlich auf das Vorkommen des Gemeinen Holzbocks in der Schweiz ausgewirkt hat.» Die bekannteste Zeckenart sei 2008 auf 16 Prozent und 2018 schon auf 25 Prozent der Gesamtfläche verbreitet gewesen, weil sie sich auch in höheren Lagen ausbreitete. Dieses Ergebnis könne aber nicht direkt auf andere Arten wie der Hyalomma übertragen werden.
«Wenn der Boden während der Wintermonate nicht mehr gefriert, können Zecken sehr früh wieder aktiv werden.» Sie seien dadurch länger und auch grossflächiger unterwegs. Laut BAG ist mit der Klimaerwärmung und der steigenden Mobilität davon auszugehen, dass die Schweiz in der Zukunft zunehmend von neuen Krankheiten betroffen sein könnte.