Schmerzgrenze erreicht? So viel kostet eine Eiskugel in Dresden
Die Eisdielen in Dresden haben die Preise im vergangenen Sommer aufgrund von Energie- und Inflationskrise erheblich angezogen. Bislang lag die Schmerzgrenze bei 2 Euro pro Kugel. Was erwartet Leckermäuler im Sommer 2024?
Drei Kugeln Eis? Das kann in Dresdens Innenstadt ganz schön teuer werden. Sächsische.de hat mal auf die Preistafeln der Eisdielen geschaut – und war überrascht. © René Meinig
Dresden. Schon zwei Mal durften sich die Dresdner in diesem Jahr über sommerliche Temperaturen freuen. Und die sorgen meist auch für einen Appetit, den sich kaum einer entziehen kann: Eis. Es gehört einfach zum Sommer! Sobald das Wetter schön ist, sind die Warteschlangen schon von weitem zu sehen – an jeder Eisdiele, neben jedem Eis-Aufsteller und jedem To-Go-Wägelchen. Doch das Eisvergnügen ist mitunter teurer geworden.
Die bisherige Schmerzgrenze für eine Kugel lag bei vielen Eisfans bei 2 Euro. Schon 2023 mussten viele Eisdielen-Betreiber die Preise anziehen. Auch sie traf die Verteuerung im Lebensmittel- und Energiesektor hart. Doch viele scheuten noch, die Eiskugel für 2 Euro zu verkaufen. Inzwischen zeigt sich: In zehn Eisdielen entlang der Elbe, am Goldenen Reiter, an der Frauenkirche und auf der Prager Straße gibt es gar kein Eis mehr unter 2 Euro pro Kugel.
Im Gegenteil: Mitunter werden Sorten, in denen teure Rohstoffe wie beispielsweise Pistazien verarbeitet sind, noch teurer verkauft. Das Eiscafé Venezia beispielsweise, das mit mehreren Filialen beispielsweise am Goldenen Reiter oder am Ullersdorfer Platz in Bühlau vertreten ist, verkauft “Premium Sorten” inzwischen für 2,50 Euro die Kugel.
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Eisdielen-Betreiber denken über Verteuerung nach
Doch das ist kein Einzelfall. Auch die Sächsische Eismanufaktur, die im Sommer 2023 eine neue Filiale an der Schlossstraße eröffnete und zwei weitere in Dresden betreibt, muss aufgrund der Preisentwicklung bald handeln. “Wir denken darüber nach, Premiumsorten für 2,50 Euro zu verkaufen”, sagt Andreas Nierade, einer der Geschäftsführer. Bislang kostet die Kugel hier 2 Euro – egal ob die klassische Sorte Vanille oder die hochwertige Pistazie.
Aber er findet auch, dass der pauschale Preisvergleich schwierig ist. Einige Manufakturen arbeiten auf Masse, bei anderen ist das Eis handgemacht. Bei einigen Läden sind die Kugeln kleiner, bei anderen ausladender. “Wenn die Menschen im Urlaub sind, schauen sie nie nach den Preisen. Aber hier ist das immer Thema”, sagt er.
Eis gehört zum Sommer einfach dazu! Doch zwei Eisbecher dieser Art könnten 2024 teuer werden – je nachdem, wo man es in Dresden kauft. © dpa/Jens Kalaene (Symbolfoto)
Andere Eismacher jedoch sind ebenso empört wie viele Kunden über die Preisentwicklung der vergangenen Jahre. “Ich persönlich sehe die Schmerzgrenze längst erreicht, aber die Kugelpreise im Stadtzentrum von über zwei Euro scheinen mich Lügen zu strafen”, sagt beispielsweise Sebastian Beissert von “Neumanns Eis”. Deren Kreationen gibt es an unzähligen Stellen in und um Dresden, beispielsweise am Citybeach an der Elbe, in der Tiki Bar in der Kunsthofpassage oder in Bäckereien wie Seidels in der Neustadt. Eine Kugel kostet hier 1,90 Euro, die Premiumsorten kosten 50 Cent mehr. Für den besonders großen Eishunger gibt es ab fünf Kugeln einen Rabatt.
Im Schnitt kam auch “Neumanns” im vergangenen Jahr nicht um eine Erhöhung herum; die Eispreise stiegen um 5 Prozent. Zu den explodierenden Energie- und Rohstoffpreisen nennt Beissert erschwerend auch steigende Lohn- und Transportkosten. “Spritkosten und Lkw-Maut haben zu einer Verdopplung der Lieferkosten geführt.” Das gilt nicht nur für die eigenen Lieferungen rund um Dresden, sondern auch für die Rohstofflieferungen.
“Das normale Leben der Dresdner ist teuer genug”
Dass jedoch die Kirche im Dorf bleiben muss, verlangt auch Annett Walter. Sie ist die Inhaberin vom “Haselbauer Eis” am Dr.-Külz-Ring. Zu DDR-Zeiten erlangte das Streicheis in der Muschelschale Kultstatus – und das soll so bleiben. Die Inhaberin hat sich dafür entschieden, die Preise in der aktuellen Saison nicht zu erhöhen, denn sie ist überzeugt: “Das normale Leben der Dresdner ist teuer genug.” Ein Kinder-Eisbecher kostet 2 Euro, das Klassiker-Eis gibt es ab 3 Euro.
Wer also auf den Eisgenuss nicht verzichten will, findet durchaus kostengünstigere Alternativen in Dresden. Auch am Elberadweg in Höhe des Fähranlegers Neustadt unterhalb des Diakonissenkrankenhauses gibt es die Kugel am Eiswagen noch für 1,50 Euro. Allgemein sind die Preise außerhalb der Innenstadt günstiger.
Und auch bei den Eissorten sind sich die Dresdner einig. “Die Vanille lässt sich nicht von ihrem Spitzenplatz vertreiben und auch Schoko hat einen festen Platz auf der ewigen Bestenliste”, heißt es von “Neumanns Eis”. Aber auch fruchtige Sorten wie Mango und Erdbeere seien sehr beliebt. Kaum verwunderlich, dass bei der Sächsischen Eismanufaktur eine Mischung aus diesen Klassikern gewinnt: Bestellt man hier die “Gräfin Cosel”, bekommt man ein Vanilleeis mit Himbeer und Schoko – und die Kunden lieben es.
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