Schlangenexperten stehen Haare zu Berge, wenn sie dieses Video sehen
Eine Schlange sorgte am Sonntag am Basler Rheinufer für Aufsehen. Was dann passierte, gehört in die Kategorie «Das Gegenteil von Gut ist gut gemeint».
Unter sonnenhungrige Städterinnen und Städter am Basler Rheinufer mischte sich am Sonntag eine ebenso sonnenhungrige Schlange. Einige Personen versuchten daraufhin, das Tier an einen anderen Ort zu befördern. Mit einem Ast, den eigenen Händen und schlussendlich mithilfe eines Pullovers konnte die Schlange schliesslich weggebracht werden, wie das Video eines News-Scouts zeigt.
Bei der Schlange handelt es sich um eine «völlig verängstigte Barrenringelnatter (Natrix helvetica)», so Andreas Meyer, Wissenschaftlicher Mitarbeiter Reptilien bei der Koordinationsstelle für Amphibien- und Reptilienschutz. «Das ist eine einheimische, ungiftige, völlig harmlose Schlangenart, die auch in der Region Basel vorkommt und vor allem an Gewässern angetroffen wird.»
Schlangen einfach in Ruhe lassen
Wie alle heimischen Reptilien sind Barrenringelnattern seit 1967 bundesrechtlich geschützt, so Meyer. Die Rettungsaktion hätte so nicht stattfinden dürfen. «Idealerweise lässt man die Tiere ganz einfach dort, wo sie sich aufhalten», führt der Schlangen-Experte aus. Ausnahmefälle seien, wenn das Tier in einer Falle sitze, oder wenn sich Menschen übermässig durch die Präsenz der Schlange verängstigt fühlen. Dann soll am besten die Wildhut oder die Naturschutzaufsicht verständigt werden.
Exotentierarzt Paul Schneller aus Riehen BS beurteilt sie Situation ähnlich. «Die Person richtet mit der Aktion mehr Schaden an, auch wenn sie es gut meint», so Schneller. Schlangen seien Fluchttiere und hätten kein Interesse daran, mit Menschen zusammenzuleben.
Gebiet abstecken und Flucht ermöglichen
Die vermeintliche Rettung der Natter am Sonntag richte beim Tier Schaden an, da sie grossen Stress auslöse. «Menschen, die nicht darin geübt sind, eine Schlange mit einem Stock hochzuheben, agieren nervös oder hektisch. Die Tiere spüren diese Nervosität», so der Tierarzt.
Der Barrenringelnatter wäre am Rheinufer mehr geholfen gewesen, wenn die Leute das Gebiet abgesteckt hätten, um ihr die Flucht, am ehesten via Rhein, zu ermöglichen.
Ein anderes Video zeigt wahrscheinlich die selbe Schlange, wie sie am Sonntag gemütlich durch den Rhein bei Basel schlängelt. «Wir haben ihr fünf bis zehn Minuten zugeschaut», so die News-Scout dazu. Ein Bild, das die Passantinnen und Passanten nicht alle Tage sehen. «Sie waren teilweise schockiert, aber eher überrascht, ich habe noch nie eine Schlange im Rhein gesehen», so die News-Scout.