Wie geht es weiter? Blick auf eine Signa-Baustelle in der österreichischen Hauptstadt Wien
Im Sanierungsfall der insolventen Immobilien- und Handelsgruppe Signa kommt es zu einem Machtwechsel. Statt Eigenverwaltung gibt es nun ein Verfahren ohne Eigenverwaltung. Damit hat der Sanierungsverwalter Christof Stapf das Sagen. Am 29. November 2023 hatte die Holding noch auf eine Eigenverwaltung gesetzt.
Durch diese Änderung sind die Gläubiger die Leidtragenden. Bei einem Verfahren mit Eigenverwaltung muss ihnen eine Quote von mindestens 30 Prozent angeboten werden, bei einem Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung sind es mindestens 20 Prozent der Forderungen, die im Rahmen des Verfahrens bedient werden müssen. Nach dem Insolvenzantrag belaufen sich die Passiva der Holding auf 5,26 Milliarden Euro, wovon allerdings nur rund 252 Millionen besichert sind. Die Quote für die Gläubiger hängt letztlich von den Verhandlungen über den Sanierungsplan ab.
Hans Peter Haselsteiner auf einem Bild aus dem Jahr 2020
Begründet wird der Wechsel mit den Sanierungsverfahren über die wichtigen Immobiliengesellschaften Prime Selection und die Development Selection, an denen die Holding maßgeblich beteiligt ist. Die Sanierungsplantagsatzungen sind für den 18. März angesetzt – für einen Sanierungsplan der Signa Holding zu spät. Durch den Verfahrenswechsel entfällt der Zeitdruck. Der bisherige Sanierungsverwalter Stapf übernimmt daher als Insolvenzverwalter die Geschäftsführung der Holding. Die Sanierungsplantagsitzung der Signa Holding ist für Ende April geplant.
Signa sei zu schnell gewachsen, sagt Haselsteiner
Inzwischen gehen immer mehr Gläubiger aus der Deckung. Signa-Gesellschafter Hans Peter Haselsteiner sieht sich selbst und die anderen Aktionäre als die größten Verlierer der Signa-Insolvenz. „Eine breite Schädigung von Gläubigern findet nicht statt“, sagte der österreichische Bauindustrielle am Mittwochabend dem Fernsehsender ORF. Die Pleite sieht er als bittere Niederlage aus unternehmerischer Sicht. „Wie konnte mir das passieren?“ Er ist bereit, bei Signa Development bis zu 25 Millionen Euro einzuschießen. Es komme nun darauf an, ob die Gläubigerversammlung dieses Angebot annehmen werde. Dann werde man den Schaden minimieren können.
Haselsteiner ist an der Signa Holding mit 15 Prozent beteiligt, am Immobilienentwickler Signa Development hält er 9 Prozent. Die Ursachen für den Niedergang sieht er vor allem in externen Umständen. „Die Immobilienbranche ist abhängig von der Finanzierung, und die Zinslandschaft hat sich so radikal und in so kurzer Zeit geändert, dass es schwierig war, in dieser Zeit umzustellen.“ Der Krieg, der Energieschock, die Inflation und die Zinsen seien weitere Gründe für den Niedergang der Signa gewesen.
Über die Verstrickungen herrscht weiter Unklarheit
Falsch sei es gewesen, dass zu lange an der Hoffnung vom frischen Kapital in nennenswertem Umfang festgehalten wurde. Signa sei zu schnell gewachsen, der Einstieg in die Handelssparte sei ein großer Fehler gewesen, der Ressourcen aufgezehrt habe. Haselsteiner gestand auch Versäumnisse ein: Er frage sich selbst, wieso er nicht mehr und kritisch hinterfragt habe. Er habe zu viele Entwicklungen geduldet – ein „schmerzhaft teurer Fehler“. Wie viel der Fehler ihn unter dem Strich gekostet hat, „das wollen Sie gar nicht wissen“.
Die Verlierer der Pleite seien die Investoren und einige große institutionelle Kreditgeber und Fonds, „auch die werden Federn lassen müssen“. Die Banken seien vergleichsweise weniger betroffen, „und sonst wird es kaum Geschädigte geben“. Signa-Gründer René Benko habe einen Großteil seines Vermögens verloren und sei „desperat“. Bei Signa habe Benko eine „aktive Gesellschafterrolle gespielt“ und habe in die Management-Entscheidungen sehr wohl eingegriffen und sei darüber informiert gewesen. „Es ist ja kein Geheimnis, dass man ihm die faktische Geschäftsführung unterstellt.“ Benko habe die Zügel in der Hand gehabt und Mitarbeiter und Geschäftsführer angewiesen. „Da sollte er sich auch nicht drücken, in meinen Augen.“
Dass das Geschäftsmodell eine Art Pyramidenspiel war und die Immobilien systematisch überbewertet wurden, glaubt Haselsteiner nicht. „Signa hat bis zur Insolvenz keine einzige Immobilie unter dem Buchwert verkauft.“ Möglicherweise sei die Gesellschaft aber zu schnell gewachsen. Ihre große Schwäche sei der Handel gewesen, das habe Reserven verzehrt.
Dass Bilanzen immer verspätet gelegt wurden, ist für Haselsteiner kein großes Vergehen. Der Konzern habe lange Zeit großen Erfolg gehabt und Geld eingebracht, so Haselsteiner. Doch sei er dann, so wie die gesamte Branche, „in einen Strudel geraten“. Für die indirekten Beteiligungen der Signa Holding an Medien gebe es Interessenten. „Alle warten, dass es billiger wird. Auch hier sind die Schnäppchenjäger sicher unterwegs.“ Haselsteiner verteidigte aber auch die Holding samt prominent besetztem Aufsichtsrat. Die Kontrolleure seien von der Geschwindigkeit der Entwicklungen überrumpelt worden.
Über die zahlreichen Verstrickungen im einstigen Signa-Imperium herrscht indes weiter Unklarheit. So ist etwa die Zukunft der Projektgesellschaften der ebenfalls insolventen Signa-Immobilienfirma Development offen, auch nach dem Gläubigerausschuss am Dienstag. Der für die Sanierung engagierte Spezialist Erhard Grossnigg hatte unlängst eine millionenschwere Summe von den Bestandsinvestoren gefordert, um die Finanzierung der Projektgesellschaften zu sichern. Eine entsprechende Frist verstrich zur Monatsmitte ohne Ergebnisse. Im Raum steht nun ein Massekredit für Projektgesellschaften. Ein Massedarlehen ist vorrangig gegenüber den Forderungen, die vor Insolvenzeröffnung aufgenommen wurden. Dass nach einem Bericht der „Financial Times“ Benko vor der Insolvenz noch 300 Millionen Euro innerhalb seines Imperiums verschoben haben soll, konnte auf Nachfrage bei Masseverwalter, Gläubigerschützern und Sanierungsspezialisten niemand bestätigen.
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