Russlands Verluste im Ukraine-Krieg: Deserteure entwickeln sich für Putins Armee zu großem Problem
„Es ist gefährlich“
Russlands Verluste im Ukraine-Krieg: Deserteure entwickeln sich für Putins Armee zu großem Problem
Russlands Verluste steigen, die Zahl der Deserteure auch: Wladimir Putin hat durch die hohen Verluste zunehmend Probleme.
Kiew – Russlands Verluste werden laut einem Oppositionsmedium zum Problem für Wladimir Putin. Novaja Gazeta schreibt, Fahnenflucht und Kriegsverweigerung stellen im Ukraine-Krieg für das russische Militär zunehmend ein Problem dar, und damit auch für den russischen Präsidenten Wladimir Putin.
Laut Novaja Gazeta suchen immer mehr Menschen Schutz: Während sich im Januar 2023 nur 28 Männer an eine Organisation namens „Get Lost“ gewandt hätten, habe sich die Zahl binnen eines Jahres verzehnfacht. Im Januar 2024 meldeten sich demzufolge 284 Soldaten bei der Anlaufstelle für Deserteure. Die Zahlen der Toten und Verletzten unter russischen Soldaten steigen, erst jüngst gab es erneut schwere Verluste nach Drohnenangriffen.
Im Ukraine-Krieg suchen immer mehr Soldaten Russlands Hilfe von Organisationen für Deserteure
„Get Lost“, also „Hau ab“ heißt die Initiative aus Russland, die Deserteure der russischen Armee unterstützt. Sie richtet sich mit diesen Worten an Soldaten: „Wir leben heute in einer Welt, in der die russische Armee nur Tod und Zerstörung bringt. Von der Armee zu fliehen, ist die beste Art, deinem Land zu helfen.“ Auch Ivan sei Soldat gewesen. Novaja Gazeta zufolge sagt er, er kenne immer noch viele Soldaten, die auch nach über zwei Jahren an der Front zufrieden seien. Aber eben nicht alle: „Von der Front wegzulaufen, ist sehr gefährlich. Den Menschen ist völlig bewusst, dass es strafrechtliche Konsequenzen gibt, aber das hält sie nicht davon ab. Manche geben vor, einer der Toten oder Verletzten zu sein“, berichtet er. Manche würden sich auch selbst verletzen, um zu entkommen.
Russlands Präsident Putin
Auch Deutschland wollte im ersten Jahr des Ukraine-Kriegs russische Deserteure aufnehmen, wie die tagesschau berichtete. Doch in dieser Hinsicht hat sich offenbar nicht viel getan. Die Nichtregierungsorganisation Pro Asyl beklagt, dass es trotz der Änderungen in der Entscheidungspraxis aus dem Jahr 2023 immer noch wenig Schutz für Deserteure aus Russland in Deutschland gebe. Laut ProAsyl sind etwa 250.000 Männer seit Beginn des Krieges geflohen, häufig nach Kasachstan, Armenien, nach Serbien oder in die Türkei. Sie seien teilweise, etwa aus Kasachstan, wieder zurück nach Russland abgeschoben worden. Knapp 3500 Männer im wehrpflichtigen Alter hätten ab Beginn des Ukraine-Kriegs bis August 2023 einen Asylantrag in Deutschland gestellt.
Putins Soldaten werden im Ukraine-Krieg zu Deserteuren
„Idite Jeslom“ (übersetzt „Geh durch den Wald“) nennt sich eine weitere russische Organisation, die nach eigenen Angaben bereits mit 30.000 Männern Kontakt hatte. Mitarbeiter Iwan Tschuljajew sagt, in der Mehrheit hätten Menschen Rat gesucht, die von den Mobilisierungswellen betroffen waren. In einem Viertel der Fälle sei es aber um Soldaten gegangen, die bereits an der Front waren, und dem Einsatz entkommen wollten.
Im Interview mit dem Magazin Geo erklärte er, er habe anfangs nicht damit gerechnet, dass sich das Engagement so lange nach Beginn des Ukraine-Kriegs fortsetzen würde. „Als wir mit sieben Leuten anfingen, dachten wir, wir machen das ein paar Monate, erledigen die dringenden Fälle. Und das war‘s. Aber wir bekommen jeden Tag neue Anfragen, wir können nicht aufhören. Diese Leute möchten nichts mit Wladimir Putin und nichts mit dem Krieg zu tun haben.“ Er will weiter die Anti-Kriegs-Bewegung aus dem Ausland stärken. (kat)