Russland-Ukraine-News: Krim-Beauftragte wirft Russland Folter vor, drei Tote in Odessa
Die ukrainische Krim-Beauftragte wirft Russland Folter auf Halbinsel vor. Bei einem russischen Angriff auf Odessa sterben drei Menschen. Und: Die Ukraine investiert in Drohnen. Der Überblick.
Russland-Ukraine-News: Krim-Beauftragte wirft Russland Folter vor, drei Tote in Odessa
Die ukrainische Krim-Beauftragte Tamila Taschewa hat Russland vorgeworfen, auf der annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Menschen zu foltern und verschwinden zu lassen. »Die Russen verfolgen Menschenrechtsaktivisten und Journalisten, sie verschleppen Zivilisten in dunkle Keller und foltern sie dort«, sagte Taschewa dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). »Sie lassen Menschen verschwinden.«
Die Russen hätten die Krim »zu einer riesigen Militärbasis gemacht« und würden sie als Ausgangspunkt für Angriffe gegen die Ukraine nutzen, führt Taschewa aus. Die schlechte Menschenrechtslage auf der Krim wird auch in Berichten des Europarates und anderer Organisationen angeprangert.
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Die Krim war im Februar 2014 durch Russland besetzt und dann annektiert worden. Taschewa wirft Moskau vor, seitdem rund 800.000 Russen auf der Krim angesiedelt zu haben – bei einer Bevölkerung von 2,3 Millionen Menschen vor der Annexion. »Auch die Gerichte auf der Krim sind inzwischen vor allem mit Russen besetzt«, sagte sie. Die Krim diene als Vorbild für die Besatzung von anderen Gebieten in der Ukraine nach dem russischen Überfall am 24. Februar 2022.
Drei Tote bei russischem Angriff auf Odessa
Die Nacht auf Mittwoch begann mit Luftalarm für den ganzen Süden der Ukraine. In der Hafenstadt Odessa waren deutlich Explosionen zu hören, wie der öffentliche Rundfunk Suspilne berichtete, später berichtete der Gouverneur der Region, Oleh Kiper, dass bei dem russischen Angriff drei Menschen getötet worden seien, drei weitere verletzt. Der Angriff habe zudem die zivile Infrastruktur beschädigt.
Bereits am Montag war eine russische Rakete in der ukrainischen Hafenstadt am Schwarzen Meer eingeschlagen und hatte fünf Menschen getötet.
Selenskyj will beim Nachschub schneller werden
Die Ukraine muss nach Worten von Präsident Wolodymyr Selenskyj den Nachschub für die unter Druck geratenen Truppen schneller an die Front bringen. »Wir brauchen eine erhebliche Beschleunigung des Nachschubs, um die Fähigkeiten unserer Soldaten deutlich zu verbessern«, sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videobotschaft am Dienstag.
»Nicht russische Bomben und Angriffsoperationen sollten an der Front dominieren, sondern unsere ukrainische Initiative – unsere Flugabwehr, unsere Artillerie, unsere Drohnen«, sagte Selenskyj. Als Teil dieser Anstrengung beschloss die Regierung, weitere 15,5 Milliarden Hrywnja (367 Millionen Euro) zum Ankauf von Drohnen zur Verfügung zu stellen.
Geld für 300.000 Drohnen
Das Problem fehlender Waffen und Munition löse die Ukraine zum Teil mit eigener Produktion, sagte Selenskyj. Ministerpräsident Denys Schmyhal sagte zu dem zusätzlichen Geld für Drohnen: »Mit den heute bereitgestellten Mitteln werden 300.000 Drohnen an unsere Sicherheits- und Verteidigungskräfte geliefert werden«, sagte er bei einer Kabinettssitzung in Kiew. Nach Schmyhals Angaben hatte die Ukraine bislang für dieses Jahr 43,3 Milliarden Hrywnja für den Ankauf von Drohnen eingeplant.
Unter dem Druck des seit über zwei Jahren andauernden russischen Angriffskrieges hat die Ukraine die Entwicklung und Produktion von Drohnen verschiedenster Typen rasch ausgebaut. Solange an der Front Artilleriegranaten knapp sind, werfen die Ukrainer mit kleinen FPV-Drohnen Sprengkörper über russischen Soldaten ab. Sie haben mit diesen Waffen in den vergangenen Wochen verstärkt auch das russische Hinterland angegriffen.
Gefechte an der Ostfront um Tschassiw Jar
Der Generalstab in Kiew berichtete von 96 Gefechten am Dienstag entlang der über 1000 Kilometer langen Front im Osten und Süden der Ukraine. Die Zahl war nicht unabhängig überprüfbar. Die im Vergleich hohe Zahl belegt den großen Druck, unter dem die ukrainischen Bodentruppen stehen. Als ein Schwerpunkt der Gefechte wurde die Region um Bachmut im Osten genannt, wo die russischen Angreifer kurz vor der Stadt Tschassiw Jar stehen. Viele Gefechte gab es auch westlich der Stadt Awdijiwka im Gebiet Donbass. Dort ist den Russen nach übereinstimmenden Berichten ein Durchbruch durch ukrainische Verteidigungslinien gelungen.
Lettland beschließt weitere Militärhilfe für die Ukraine
Lettland wird der Ukraine weitere Militärhilfe für den Abwehrkampf gegen Russland leisten. Regierungschefin Evika Silina kündigte an, die ukrainischen Streitkräfte sollten Flugabwehrgeschütze und unbemannte Überwachungsflugzeuge aus den Beständen der Armee des Nato-Landes erhalten. Auch andere materielle und technische Ausrüstung solle an Kiew geliefert werden, teilte Silina mit. Der baltische EU-Staat Lettland zählt zu den entschlossensten Unterstützern der Ukraine.
Sowjetisches Denkmal in Kiew wird demontiert
In der ukrainischen Hauptstadt Kiew wird ein Denkmal aus Sowjetzeiten abgebaut, das die Verbindung von Russland und der Ukraine symbolisieren sollte. Die Demontage der etwa 20 Elemente aus rotem Granit werde mehrere Tage dauern, kündigte die Stadtverwaltung an. Die Figurengruppe aus ukrainischen Kosaken um den Hetman (Anführer) Bohdan Chmelnyzkyj und den Moskauer Botschafter stand bislang unter dem sogenannten »Bogen der Völkerfreundschaft« im Zentrum über dem Fluss Dnjepr.
Das Gewicht der Steinfiguren wird auf etwa 6000 bis 7000 Tonnen geschätzt. Sie sollen zukünftig ihren Platz in einem Luftfahrtmuseum finden. Das Ensemble war 1982 eingeweiht worden und sollte an die »Vereinigung des ukrainischen Volkes mit dem brüderlichen russischen Volk« im Jahre 1654 erinnern.