Russland entwickelt Atomkraft für den Mond
Gemeinsam mit China will Russland eine Forschungsstation auf dem Erdtrabanten bauen, doch die braucht auch in der langen Mondnacht Strom. Laut Roskosmos-Chef Juri Borissow soll ein Mini-AKW Abhilfe schaffen.
Russland entwickelt Atomkraft für den Mond
Russland hat wohl mit der Entwicklung eines Kernkraftwerks für die geplante gemeinsame Mondstation mit China begonnen: Entsprechend zitierte die staatliche Nachrichtenagentur RIA am Mittwoch Juri Borissow, den Chef der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos. Russland plane, das Kernkraftwerk in den Jahren 2033 bis 2035 auf die Mondoberfläche zu liefern.
Neben Russland und China wollen auch die USA und ihre Partner eine Forschungsstation auf dem Mond errichten. Die Nasa lässt bereits seit Jahren Reaktordesigns für den Mond entwickeln. Alle Staaten stehen vor der Herausforderung, die Station auch während der Mondnacht mit Energie zu versorgen. Über ungefähr 14 Tage hinweg herrschen dann extreme Bedingungen auf dem Erdtrabanten.
DER SPIEGEL fasst die wichtigsten News des Tages für Sie zusammen: Was heute wirklich wichtig war – und was es bedeutet. Ihr tägliches Newsletter-Update um 18 Uhr. Jetzt kostenfrei abonnieren.
Während der Mondnacht werden am Mondäquator Temperaturen von bis zu minus 130 Grad Celsius erreicht. Zum Vergleich: Scheint die Sonne auf die gleiche Region, liegen die Temperaturen bei bis zu 120 Grad Celsius. Allein mit Solarzellen lässt sich die Stromversorgung in der Mondnacht kaum sicherstellen, die Energie müsste über etwa 14 Tage in großen, schweren Batterien gespeichert werden. »Sonnenkollektoren können nicht genug Energie speichern, um elektrische Geräte über einen so langen Zeitraum zu betreiben«, heißt es in der RIA-Meldung.
Bau in zwei Phasen geplant
Bereits im März hatte Borissow in einer Gesprächsrunde mit Jugendlichen erklärt, sein Land erwäge gemeinsam mit den Chinesen den Aufbau eines Atomreaktors zur Versorgung einer Station auf dem Mond. Das Mini-AKW solle automatisch arbeiten, die technischen Voraussetzungen seien nahezu erfüllt.
Laut der aktuellen Meldung soll die Mondstation ab 2025 in zwei Phasen errichtet werden. Geplant seien mehrere Module. Es soll möglich sein, die Station langfristig unbemannt zu betreiben – »mit der Aussicht auf menschliche Anwesenheit«, heißt es. Russland plane auf der Mondoberfläche und in der Umlaufbahn eine Reihe von Versuchs- und Forschungseinrichtungen, die den Erdtrabanten auch im Hinblick auf eine mögliche Nutzung untersuchen sollen.