Russische Truppen dringen auf US-Basis in Niger ein
Russische Militärangehörige sind in einen Luftwaffenstützpunkt in Niger eingedrungen, auf dem US-Truppen stationiert sind. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters und zitiert dabei einen ranghohen Sprecher des US-Verteidigungsministeriums. Auch CNN berichtet davon: Demnach haben sich die russischen Soldaten bereits vor Wochen niedergelassen und operieren dort in unmittelbarer Nähe zu den amerikanischen Truppen.
Der Luftwaffenstützpunkt 101, als Air Base 101 bekannt, liegt nahe dem internationalen Flughafen Diori Hamani in der Hauptstadt Niamey. Die Russen nutzten zwar einen separaten Hangar auf dem Stützpunkt und mischten sich nicht direkt unter die US-Soldaten, aber „es ist kein so großes Gebiet“, wird der US-Verteidigungsbeamte, der anonym bleiben möchte, zitiert.
US-Truppen sollen aus Land abziehen
Der Schritt folgt auf die Entscheidung der Junta in Niger, die US-Streitkräfte aus dem Land auszuweisen. Bei einem Treffen in Niamey Mitte März hatten hochrangige US-Beamte Besorgnis über die erwartete Ankunft russischer Truppen geäußert und die Junta mit Vorwürfen konfrontiert, heimlich an einem Uran-Deal mit dem Iran zu arbeiten. Washington wurde im April aufgefordert, die fast 1000 amerikanischen Militärangehörigen aus dem Land abzuziehen, das bis zu dem Putsch im vergangenen Jahr ein wichtiger Partner im Kampf gegen islamistische Gruppen in der Region war. Tausende Menschen wurden im Juli 2023 getötet, Millionen vertrieben, die Junta putschte sich an die Macht und sucht seither die Nähe zu Russland. Bereits im Dezember hatten die letzten französischen Truppen das Land verlassen. Auch aus anderen afrikanischen Ländern sahen sich die USA und ihre Verbündete gezwungen, ihre Truppen abzuziehen. Neben dem bevorstehenden Abzug aus Niger haben die US-Truppen in den vergangenen Tagen auch den Tschad verlassen, französische Streitkräfte zogen aus Mali und Burkina Faso ab. Auch die deutsche Bundeswehr hat ihre Kräfte aus Mali abgezogen.
Die aktuellen Geschehnisse in Niger sind weitere Schritte in Moskaus Bemühungen um mehr Einfluss in Afrika. US-Verteidigungsminister Lloyd Austin versucht am Rande einer Pressekonferenz in Honolulu dennoch zu kalmieren. Angesprochen auf die russischen Truppen in Niger sagte er: „Die Russen sind in einem separaten Gelände und haben keinen Zugang zu US-Streitkräften oder Zugang zu unserer Ausrüstung.“ Und weiter: „Die Sicherheit und der Schutz unserer Truppen stehen für mich immer im Mittelpunkt … Aber im Moment sehe ich hier kein nennenswertes Problem.“
Die Lage vor Ort sei „nicht großartig, aber kurzfristig überschaubar“, wird auch der anonyme Verteidigungsbeamte von Reuters zitiert. Die nigerianische und die russische Botschaft in Washington reagierten gegenüber Reuters nicht sofort auf eine Bitte um Stellungnahme. (Reuters/bsch)