Die Krisenjahre haben Spuren hinterlassen

Nicht immer agierte Florian Scholz als Intendant von Bühnen Bern souverän. Warum seine Vertragsverlängerung für das Haus trotzdem sinnvoll ist.

Florian Scholz als Krisenkommunikator: 2022 machte die Belästigungsaffäre im Ballettensemble über Bern hinaus Schlagzeilen.

Es fällt nicht leicht, Bilanz zu ziehen über die Intendanz von Florian Scholz, der seit 2020 an der Spitze von Bühnen Bern steht. Einiges brach in dieser Zeit unverschuldet über Berns grösste Kulturinstitution herein: Corona, der Wegfall der Bundesmillion, die Subventionskürzung ab 2024.

Dazu kam 2022 der Belästigungsfall im Ballettensemble, der hohe Wellen schlug und bei dessen Bewältigung Florian Scholz vor allem, was die Kommunikation anging, nicht souverän wirkte.

Kreativer Aufbruch

Diese Affäre lenkte den Fokus weg von dem, was auf der Bühne geleistet wurde. Das ist umso tragischer, weil künstlerisch seit dem Antritt von Florian Scholz vieles in Bewegung gekommen ist – dank der neuen Spartenleitungen und ihrer Teams, die dem Vierspartenhaus teilweise sogar einen Hauch von internationaler Ausstrahlung bescherten.

Was wiegt nun schwerer? Das Taumeln in der Krise oder der kreative Aufbruch? Aus der Perspektive des Berner Publikums muss man sagen: Letzteres.

In den Sparten wurde Arbeit geleistet, die es verdient hat, konsolidiert zu werden, und zwar ohne erschwerende Umstände wie eine Pandemie. Vorausgesetzt, Scholz kann sein Schlüsselpersonal in Bern halten. Und weiterhin spannenden Künstlerinnen und Künstlern eine attraktive Wirkungsstätte bieten, wie das gerade eben mit der Verpflichtung der russischen Dirigentin Alevtina Ioffe geschehen ist.

Wechsel auf Stagione-Betrieb

Mit der Umstellung auf den Stagione-Betrieb steht zudem ein struktureller Umbau bevor, von dem das Publikum mehr spüren wird als von den Verwerfungen abseits der Bühne. Ab der Spielzeit 2025/26 werden die Stücke im Stadttheater nicht mehr über die Saison verteilt, sondern am Stück gespielt werden.

Florian Scholz wird sich mit diesem Projekt beweisen müssen. Und er wird auch, sollte es wieder zu einer grösseren Krise kommen, zeigen müssen, dass er nach den schwierigen Anfangsjahren aus den Fehlern gelernt hat.

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