Serie „Cristóbal Balenciaga“: Masterplan eines Modezaren

Für viele ist Cristóbal Balenciaga der wichtigste Couturier aller Zeiten. Ein sechsteiliges Biopic porträtiert ihn allerdings auch als opportunistisches Genie – so ehrgeizig wie brillant.

Mode ist Stil, Mode ist Geist, Mode ist Haltung, Mode ist Gehabe. Mode ist Poesie und Prosa, Genie und Wahnsinn, Hülle und Fülle. Mode ist modern und nostalgisch, elitär und alltäglich, nüchtern und berauscht – also so perfekt für Fernsehfiktionen, dass der Bildschirm vor Haute Couture schier überläuft. Kurz bevor Daniel Brühl Karl Lagerfeld bei Disney+ zum „Kaiser“ krönt, entführt uns das Streamingportal in die Welt von Lagerfelds Urahn: „Cristóbal Balenciaga“ (Disney+, sechs Folgen).

Weil gute Biopics ihr Personal selten eindimensional beleuchten, starten die Showrunner Aitor Arregi, Jon Garaño, José Mari Goenaga ihre Reise 1937. Da floh der spanische Couturier nach Paris, um – nein, nicht General Franco zu entkommen; Balenciaga war auf opportunistische Art unpolitisch und kooperierte drei Jahre später leichthin mit der SS. Schließlich wollte er der allmächtigen Coco Chanel (Anouk Grinberg) Konkurrenz machen, die ihrerseits mit Nazis paktierte.

Sie sind wie plastische Chirurgie, er ist der letzte wahre Couturier, wir anderen sind nur Modedesigner.

Coco Chanel über Balenciagas Kleider

So skizziert „Cristóbal Balenciaga“ seine Titelfigur zwar als kleinmütiges Großtalent mit Ehrgeiz, Gravitas, Masterplan. Doch nebenbei malt die Serie das hochglänzende, höchst elegante Porträt einer Stilsekte, die sich jenseits irdischer Belange verortet, dem Alltag enthoben, ja göttlich. Mit Albert San Juan als heiliger Cristóbal, der sich sogar selbst beweihräuchern darf.

Denn Disney inszeniert seine Geschichte als Lebensbeichte, die er der Modereporterin Prudence Glynn (Gemma Whelan) kurz vor seinem Tod 1971 liefert. Ein gängiger, ziemlich kluger Kniff, um zeitgleich Distanz und Nähe zu erzeugen. In einem Format, das dem Mode-Business und dessen Superstar die Stirn bietet, ohne diesen vor den Kopf zu stoßen.

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