Regenfälle bremsen Landwirte aus: Feldarbeit kommt zum Erliegen
Regenfälle bremsen Landwirte aus: Feldarbeit kommt zum Erliegen
Schon der Regen im Herbst 2023 hatte die Felder – hier in Groß Mackenstedt – überschwemmt. Es folgten das Hochwasser und noch mehr Regen.
Die andauernden Regenfälle lähmen die Landwirtschaft. Für viele Bauern liegt ihre Arbeit brach. Was passiert, wenn nichts mehr geht?
Stuhr – Regen, Hochwasser, Regen: Praktisch seit Herbst machen die nassen Böden den Landwirten durchgängig schwer zu schaffen. „Auf dem Feld ist nichts möglich, gar nichts“, sagt zum Beispiel Rainer Lammers, der in Seckenhausen Milchviehhaltung betreibt. „Wir würden unsere Maschinen auf dem Acker versenken.“
Keine Frage: Der Regen der vergangenen Wochen hat den Flächen den Rest gegeben. Die Folgen des Hochwassers wären inzwischen beseitigt – „wenn nicht die Regenfälle nachgekommen wären“, sagt Lammers.
Das Dilemma begann aber schon Anfang Oktober: „Da wollten wir den letzten Grünschnitt machen, um ideal in den Winter zu gehen“, berichtet der Landwirt. Das sei wegen der Feuchtigkeit nicht möglich gewesen. Mähen, wenn das Wasser im Boden stehe, funktioniere nun mal nicht.
Auf 70 Prozent der Flächen noch nichts passiert
An den unsäglichen Bedingungen hat sich bis jetzt nichts geändert. Die Vorbereitung der Grünflächen hinkt hinterher, weil Gülle und Stickstoff noch nicht ausgebracht sind; das Gras also nicht das bekommen hat, was es benötigt, um zu wachsen. „Normalerweise wäre jetzt alles fertig, aber auf 70 Prozent der Flächen ist nichts passiert.“ Die absehbare Folge: Mindererträge, weil der Landwirt beim Mähen nur halb so viel Masse wie üblich erzielt.
„Ich kann die Zwischenfrucht vielleicht umgraben, aber keine Gülle einbringen“, erklärt Lammers weiter. Die dafür notwendigen Geräte der Lohnunternehmen – voll würden sie laut Lammers 50, 60 Tonnen wiegen – seien für die nassen Böden viel zu schwer. „Ich hätte einen Arbeitsschritt umsonst gemacht. Da bleibe ich lieber zuhause.“
Insbesondere der Boden in der Brinkumer und Leester Marsch, wo auch Lammers Flächen unterhält, sei „nass ohne Ende“.
Zu Lammers’ Flächenmix zählen zwar auch Sandböden, die bei Feuchtigkeit besser zu bewirtschaften sind. Doch selbst dort gestalte sich die Arbeit gerade schwierig: „Der Sand darf nicht kleben, sonst habe ich einen Reifenumfang, der doppelt so groß ist wie normal.“
Wenn das Wetter in der kommenden Woche besser werde, müsse der Tag für ihn und seine Mitarbeiter 48 Stunden haben, um einen Teil der verlorenen Zeit reinzuholen. Wenn…
Finanzielle Verluste
Dass viel von dem im Winter angepflanzten Getreide bereits kaputt gegangen sei, stellt der Varreler Landwirt Andrè Mahlstedt fest. Den finanziellen Verlust schätzt er auf 20 bis 25 Prozent, für das Grünland sei noch keine Aussage möglich, da vier bis fünf Mal geschnitten werde. Was den Ertrag des ersten Schnitts angehe, sei aber auch bereits eine Einbuße von bis zu 25 Prozent zu verzeichnen. „In 14 Tagen soll der Mais in den Boden“, sagt Mahlstedt, dafür müssten die Flächen bearbeitet werden. Doch auch er kommt nach eigener Auskunft nicht auf seine Felder, die er in Stuhr und Varrel bewirtschaftet.
Zwei Schritte vor, drei zurück – so bewertet Bio-Landwirt Lars Nordbruch seine Situation und die seiner Kollegen. „Ein Schauer reicht, das Wasser kann nicht versickern, und schon wird die Befahrbarkeit der Flächen noch schlechter“, sagt Nordbruch. Schon jetzt kann er seine Tiere mit Traktor und Anhänger nicht auf die Wiesen bringen. Das Gespann sei zu schwer. „Da ziehe ich Spuren, wo ich normalerweise keine Spuren ziehe.“ Vor lauter Langeweile habe er damit begonnen, Zäune zu reparieren. Zu einer Zeit, wo „man den Mais in die Erde legt“.
Was die Landwirtschaft jetzt brauche, „sind mal sieben, acht Tage Sonne und Wind“. Seine sandigen Flächen in Groß Mackenstedt zu nutzen, könne dann schnell gehen. Für die Flächen in der Kladdinger Marsch mit ihrer aktuell „bescheidenen Befahrbarkeit“ werde selbst das unter Umständen knapp. „Sollte es jetzt länger trocken bleiben, haben wir die Idee, zum 1. Mai hin auf einigen Flächen den ersten Schnitt zu machen“, sagt Nordbruch. 60 bis 70 Prozent seines Landes käme dafür infrage.
Spürbare Einbußen befürchtet Nordbruch für seinen Betrieb allerdings nicht: „Sicher gibt es Flächen, die wir in diesem Jahr nicht optimal bereitstellen können. Andererseits sind wir wegen des milden Winters von der Entwicklung her sieben Tage schneller“, stellt Nordbruch fest und fügt hinzu: „Wasser bedeutet Wachstum, Wasser ist unser Kapital. Durch Trockenheit verursachte Schäden sind schlimmer. Im Sommer sehnen sich die Landwirte nach Regen, da reichen fünf Liter Wasser nicht, Jetzt sind die fünf Liter zu viel.“