»Tatort« heute aus Kiel: »Borowski und der Wiedergänger« im Schnellcheck

Oh süßes Jenseits! Ein Mordopfer versendet noch nach dem Ableben Textnachrichten und verzückt das Ermittlungsteam mit Sex-Tapes. Der neue Borowski-»Tatort« ist ein Gothic-Thriller zum Thema Tod und Erotik.

»Tatort« heute aus Kiel: »Borowski und der Wiedergänger« im Schnellcheck

Das Szenario:

Chat mit dem Jenseits. Der untreue Ehemann einer reichen Erbin ist verschwunden, Sahin (Almila Bagriacik) und Borowski (Axel Milberg) gehen von Mord aus. Aber wie kann es dann sein, dass das mutmaßliche Opfer Textnachrichten an seine Frau schickt? Von dem Ermittlungsteam ist keine Antwort zu erwarten. Die Kommissarin ist ganz davon erfüllt, die Sex-Tapes zu studieren, die der Verstorbene mit seinen etlichen Affären aufgenommen hat. Und der Kommissar geht verzückt mit der Witwe, die als Fotografin arbeitet, auf Lost-Places-Tour. Denkt bitte noch jemand dran, den Fall zu lösen?

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Der Clou:

Nekrophil in Kiel. Dieser »Tatort« verknüpft die Themen Tod und Erotik und führt dabei die Themen klassischer Gothic Novels in die digitale Gegenwart. Wir kennen das Grundmotiv von Edgar Allan Poe: Ist hier tatsächlich ein Schattenwesen aus dem Reich der Toten am Wüten oder treibt die Schuld eine Mörderin in den Wahn? Starke Idee, leider verfranzt sich der Plot zuweilen in zu vielen literarischen Ideen.

Das Bild:

Arme, Beine, Rumpf. Die Ermittler entdecken eine Tonne, in der sich ein zerlegter Körper befindet. Die Szene ist wie in einem klassischen Psychopathen-Thriller aufgebaut, wo mit schrecklichen Leichenfunden Horror erzeugt wird. Hier stellt sich das Gebein allerdings schnell als eine zersägte Schaufensterpuppe heraus.

Der Dialog:

Der Dezernatsleiter entdeckt das Sportcabrio des verschwundenen Ehemanns, setzt sich rein und dreht lustvoll am Lenkrad.

Dezernatsleiter: »Ich will auch so was.«

Kommissarin Sahin: »Wo wollen Sie denn heute sowas ausfahren.«

Dezernatsleiter: »Ein Auto behandelt man nicht wie einen Menschen, Frau Sahin. Ein Auto braucht Liebe.«

Der Song:

Aldous Harding: »The Barrel«. Der Ehemann ist wahrscheinlich ermordet und verscharrt worden, aber die Witwe tanzt mit lustvoll wogenden Hüften zum Folkpop der neuseeländischen Sängerin mit ihrem Haushälter.

Die Bewertung:

6 von 10 Punkten. Oh süßes Jenseits! Trotz erheblicher Schwächen verbreitet dieser »Tatort« zuweilen ein schönes morbides Knistern.

Die Analyse:

»Tatort: Borowski und der Wiedergänger«, Sonntag, 20.15 Uhr, Das Erste