Vatikan: "Ich lebe noch"

Solange er noch arbeiten kann, will er weitermachen: Papst Franziskus bei einer Audienz am 10. Januar.

Papst Franziskus erklärt in einer Talkshow, warum er keine Rücktrittsgedanken hat. Was das katholische Oberhaupt zu Kriegen und der Produktion von Waffen zu sagen hat.

“Ich lebe noch”

Papst Franziskus, 87, kämpft mit seiner Gesundheit, auch jetzt gerade laboriert er an einer Bronchitis. Vergangenes Jahr wurde das Kirchenoberhaupt zweimal in einer Klinik in Rom stationär behandelt, seit Jahresbeginn hat er mehrere Reden nur verteilen lassen und sie nicht selbst gehalten. Sein Fernsehinterview am Sonntagabend mit Starmoderator Fabio Fazio wollte er dann aber doch nicht absagen. Allerdings blieb Franziskus in seiner Unterkunft im Gästehaus des Vatikans und ließ sich live zuschalten.

Der Moderator kennt den Papst seit Langem, und er erwies ihm die Ehre auch an seinem neuen Arbeitsplatz. Fabio Fazio, 59, war im vergangenen Jahr mit seinem beliebten Talkformat “Che tempo che fa” – was etwa so viel heißt wie “Wie die Zeiten so sind” – von der öffentlich-rechtlichen Rai zum Privatsender Nove gewechselt. Das wurde allgemein auch als ein Protest gegen die Einflussnahme der neuen Rechtsregierung unter Giorgia Meloni auf die Medien verstanden. Abends kam er dann gleich zur Sache und fragte nach der Gesundheit des Papstes. Der antwortete mit einem Lächeln: “Ich lebe noch.”

Franziskus plant eine Reise in seine Heimat Argentinien

Auf die Frage, ob er wie sein deutscher Vorgänger Benedikt XVI. zurücktreten könnte, sagte Franziskus, der Gedanke beschäftige ihn gerade nicht. Ein Rücktritt sei “eine Möglichkeit, die allen Päpsten offensteht”. Solange er aber seine Arbeit machen könne, “werde ich weitermachen. Wenn ich es nicht mehr tun kann, wird es Zeit, darüber nachzudenken”. Zurzeit plane er für die zweite Jahreshälfte, im Anschluss an eine Reise in den Pazifikraum, einen Besuch in seiner Heimat Argentinien. Dessen neuer Präsident Javier Milei, der den Papst im Wahlkampf noch als Kommunisten beschimpft hatte, hat mittlerweile eine offizielle Einladung ausgesprochen.

Lange ging es in dem etwa einstündigen Interview um die Kriege auf der Welt und das dadurch verursachte Leid der Menschen und vor allem der Kinder, das Franziskus nach eigener Aussage mehr als alles andere quält. Der Papst prangerte erneut die Rolle der Waffenindustrie an, die für ihn “Drahtzieher der Kriege” ist. Kürzlich erregte er Aufsehen, als er eine Spende des italienischen Rüstungskonzerns Leonardo in Höhe von 1,5 Millionen Euro für das Kinderkrankenhaus des Vatikans zurückwies.

Immer wieder verurteilt der Papst die weltweiten Kriegshandlungen auch in der Ukraine und in Gaza und zieht sich damit den Unmut von Regierungen zu, die sich im Recht sehen, weil sich ihr Land ja verteidige. Aber der Papst bleibt bei seiner Linie: Krieg sei immer ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit, und die Mächtigen müssten endlich begreifen, dass Krieg keine Lösung sei.

Der Papst verteidigt auch seine Entscheidung zur Segnung homosexueller Paare

Franziskus verteidigte ferner die in der Weltkirche umstrittene Entscheidung des Vatikans, Priestern unter strengen Einschränkungen die Segnung von homosexuellen Paaren zu erlauben. Mit der im Dezember veröffentlichten Erklärung “Fiducia supplicans” (Das flehende Vertrauen) wird es katholischen Priestern erstmals gestattet, homosexuelle und wieder verheiratete Paare zu segnen. Das Dokument spricht allerdings ausdrücklich von Paaren in “irregulären Situationen” und stellt auch Bedingungen für den Segen: Eine Verwechslung mit einer kirchlichen Traufeier muss ausgeschlossen und der Segen außerhalb des Gottesdienstes gespendet werden.

In Ländern wie Deutschland wurde der Erlass aus dem Dezember teilweise als halbherzig kritisiert, in anderen Ortskirchen insbesondere in Afrika scharf verurteilt, wo Homosexuelle in vielen Ländern noch strafrechtlich verfolgt werden.

“Der Herr segnet alle”, sagte dazu Papst Franziskus. Dann müssten “die Gesegneten aber auch den Weg finden können, den ihnen der Herr zeigt”, und die Kirche müsse ihnen helfen, diesen Weg zu finden, und dürfe sie nicht von Anfang an verurteilen.

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