Puya alpestris blüht zum ersten Mal seit zehn Jahren
Eine Pflanze im britischen Birmingham sorgt derzeit für Begeisterung: Sie blüht zum ersten Mal seit zehn Jahren. Ihr Auftritt ist einmalig. Denn wenn die Pflanze geblüht hat, stirbt sie ab.
Auf diesen Moment haben die Gärtnerinnen und Gärtner der Botanical Gardens im britischen Birmingham lange gewartet: Die im Arid Glasshouse stehende Puya alpestris blüht. «Ein botanisches Wunder», heisst es auf dem Instagram-Account des Botanischen Gartens. Und ein seltenes noch dazu: In Birmingham passiert es zum ersten Mal seit zehn Jahren.
Blüht Puya alpestris immer so selten?
Wie lange die Pflanze braucht, um die volle Reife zu erreichen und zu blühen, hängt vom Standort und den Klimabedingungen ab. «Wie bei vielen anderen Pflanzen braucht Puya alpestris ein gewisses Alter, bis sie zu einer Blüte kommen kann», so Beatrice Gentsch, Obergärtnerin des Botanischen Gartens der Universität Zürich. «Das kann auch mal mehr als 15 Jahre dauern.» Im San Diego Botanic Garden, wo die Blüte einer Puya alpestris 2022 für grosse Freude sorgte, mussten sich Pflanzen-Fans drei Jahre gedulden.
Warum ist die Blüte der Puya alpestris so etwas Besonderes?
Neben der Seltenheit der Blüte ist auch der Blütenstand selbst beeindruckend. Die Puya alpestris produziert einen verzweigten Blütenstiel, der bis zu zwei Meter hoch werden kann. Die Blüten wirken metallisch und leuchten Türkis und Saphirblau, was der Pflanze den Spitznamen «Saphirturm» eingebracht hat.
Wenn die Farben der Blüte so beeindruckend sind, was macht der Mann mit dem Pinsel?
Bei dem Mann handelt es sich um Alberto Trinco, den leitenden Gärtner des Gewächshauses. Er fügt der Puya alpestris nichts hinzu, sondern sammelt mithilfe des Pinsels ihre Pollen ein. «Die einzelnen Blüten halten nur ein paar Tage, sodass wir nur ein begrenztes Zeitfenster haben, um der Natur zu helfen», erklärt Trinco.
«Da es keine natürlichen Bestäuber gibt, versuchen wir es mit Handbestäubung.»
«Da es keine natürlichen Bestäuber gibt, versuchen wir es mit Handbestäubung.» Auf diese Weise hoffe man «die Existenz dieser erstaunlichen Art in unserer Sammlung zu sichern». In der freien Wildbahn übernehmen das vor allem Kolibris.
Die Puya alpestris ist auf diese Mithilfe angewiesen. Denn sie ist monokarpisch. Das heisst: Nach der Blüte stirbt die Hauptpflanze ab. Sie hinterlässt lediglich Ableger, die weiterwachsen können.
Wo kommt Puya alpestris ursprünglich her?
Die Pflanze gehört zur Familie der Bromeliengewächse (Bromeliaceae), die entfernt mit der Ananas verwandt ist. Heimisch ist Puya alpestris in den chilenischen Anden, wo sie in Höhenlagen von bis zu 2200 Metern wächst. Auf den in der Höhe liegenden Ursprungsstandort deutet auch der Namensteil «alpestris» hin.
Auch das «Puya» in Puya alpestris weist auf den Ursprung der Pflanze hin. Das Wort kommt aus der Sprache der indigenen Mapuche, die in Chile und Argentinien leben. Es bedeutet so viel wie «spitz», was ein deutlicher Hinweis auf die Form der Blätter ist.
Wie lange blüht die Puya alpestris?
Die Blütezeit der exotischen Pflanze ist begrenzt. Die Verantwortlichen der Birmingham Botanical Gardens gingen Mitte April davon aus, dass Besucher zwischen zehn Tagen und zwei Wochen Zeit haben, um die Puya alpestris in ihrer ganzen Pracht zu sehen.
Wie stehen die Chancen, eine blühende Puya alpestris in der Schweiz zu sehen?
Auch hierzulande dürfte es schwierig werden, die Pflanze zu bestaunen: Im Botanischen Garten Basel wachse sie nicht, so der Leiter Bruno Erny zu 20 Minuten. Anders im Botanischen Garten der Universität Zürich, so Gentsch: «Wir haben die Puya alpestris seit letztem Jahr bei uns in Kultur. Die Pflanze ist erst rund 15 Zentimeter gross und hat noch nie geblüht.» Bis es so weit ist, wird es noch einige Zeit dauern: «Obwohl die Pflanze sehr gut bei uns gedeiht, braucht sie wahrscheinlich noch mindestens zehn Jahre bis sie gross genug für eine Blüte ist.» Vorfreude auf den Moment gebe es schon jetzt, so die Gärtnerin: «Die Farbe der Blüten ist wirklich sehr speziell.»
«Bei uns mit den mitteleuropäischen Niederschlägen ist diese Art aus Trockengebieten in Südamerika nicht geeignet.»
Kann man die Pflanze auch selbst anbauen?
Unmöglich ist das nicht, aber damit es gelingt, müssen einige Voraussetzungen erfüllt sein. «Bei uns mit den mitteleuropäischen Niederschlägen ist diese Art aus Trockengebieten in Südamerika nicht geeignet», erklärt Erny. Es könne höchstens in einem Gewächshaus gelingen.
Auch Gentsch hält es für ein anspruchsvolles Unterfangen: «Als Andenpflanze mag es Puya alpestris nicht zu heiss, aber trotzdem sonnig.» Idealerweise steige die Temperatur nicht über 25 Grad Celsius. Weiter gibt sie zu bedenken, dass die Pflanze viel Platz braucht und aufgrund ihrer Stacheln Verletzungsgefahr besteht. «Auch ist die Pflanze – wenn sie nicht gerade blüht – nicht extrem hübsch. Ob sich unter diesen Bedingungen eine Anzucht zu Hause lohnt, ist also fraglich.»
Selten blühende Exoten in der Schweiz
Blühende Exotenpflanzen gibt es von Zeit zu Zeit auch in der Schweiz zu sehen. Im Jahr 2023 war das etwa in Basel und Zürich möglich. In den Botanischen Gärten der Städte zeigten sich die dort wachsenden Titanwurz von ihrer schönsten, aber auch übelriechenden Seite.
Ebenfalls im vergangenen Jahr blühte die australische Speerblume in Zürich. So prächtig wie im Jahr 2016 sei sie allerdings nicht gewesen.