Putin steht unter Druck: Atom-Drohgebärde weist auf veränderte Lage im Ukraine-Krieg hin
Warnung an den Westen
Putin steht unter Druck: Atom-Drohgebärde weist auf veränderte Lage im Ukraine-Krieg hin
Die neuen Waffenlieferungen an die Ukraine könnten die Lage an der Kriegsfront verändern. Offenbar setzt das Russlands Präsident Putin unter Druck.
Moskau – Russlands Präsident Wladimir Putin eskaliert den Ukraine-Krieg rhetorisch, und zwar in inzwischen bedrohlichem Ausmaß. Putin hat angeordnet, dass die taktischen Nuklearstreitkräfte des Landes ein Manöver durchführen. Experten sind sich einig, dass es sich dabei – unabhängig davon, ob tatsächlich Atomsprengköpfe Teil der Übung sein werden – um einen weiteren Versuch der russischen Regierung handelt, einzuschüchtern.
Es ist kein Zufall, dass Putin kurz vor dem 9. Mai, dem wichtigsten nationalen Feiertag, zu neuen Drohungen greift – es könnte einen entscheidenden Grund dafür geben.
Russland droht im Ukraine-Krieg mit Atomübung
Putins aktuelle Drohungen im Ukraine-Krieg sind mehr als zwei Jahre nach Beginn der Kampfhandlungen nichts Neues: In den letzten Monaten hat der Kreml regelmäßig Warnungen an den Westen ausgesandt. Mal wurde die Stationierung von Atomwaffen an der Nato-Grenze im Zuge von Nato-Aufnahmegesprächen angekündigt, ein anderes Mal wurde Vergeltung für westliche Waffenlieferungen an die Ukraine angedroht. Oftmals sind es Putins Propagandisten, die als Sprachrohr dienen. Einer der lautesten und aggressivsten unter ihnen ist Putins Freund Dmitri Medwedew.
Die aktuelle Drohgebärde aus Russland scheint jedoch anders zu sein. Nach der Ankündigung des russischen Verteidigungsministeriums über das Manöver der taktischen Nuklearstreitkräfte folgten am Montagabend weitere Ankündigungen des Außenministeriums. Moskau drohte mit Vergeltungsschlägen gegen Großbritannien, sollte die Ukraine russisches Gebiet mit britischen Raketen angreifen. Zuvor hatte Putin bereits vage Drohungen im Zusammenhang mit ATACMS-Waffenlieferungen aus den USA ausgesprochen.
Putin droht im Ukraine-Krieg Kernwaffen – welchen Effekt hat das?
Seit Beginn des Ukraine-Kriegs versuchen russische Vertreter immer wieder, Ängste vor dem Einsatz von Kernwaffen und damit vor einem Atomkrieg zu schüren. Das Ziel ist es, die westliche Unterstützung für die Verteidiger in Russlands Krieg gegen die Ukraine zu untergraben. Ob diese Drohungen tatsächlich zu der gewünschten Entwicklung geführt haben, lässt sich nicht eindeutig belegen. Fest steht jedoch, dass die weltweite Unterstützung für die Ukraine in den letzten Monaten nachgelassen hat – wenn auch nur vorübergehend.
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Inzwischen haben die USA unter anderem weitere Waffenlieferungen an Kiew im Ukraine-Krieg angekündigt. Die Verteidiger waren zuvor aufgrund von Verzögerungen bei der Lieferung von Munition und Waffen stark in die Defensive geraten. Dank der westlichen Unterstützung, die bald zur Verfügung stehen soll, könnte sich dies jedoch bald ändern. Analysten des Institute for the Study of War (ISW) zufolge könnte die wiedererwachte Unterstützung dazu führen, dass die Initiative im Ukraine-Krieg maßgeblich auf die Ukrainer übergeht.
Putin vor Problemen: Ukraine erhält im Krieg weitere Waffenlieferungen
Es wird erwartet, dass es noch einige Wochen dauern wird, bis die westlichen Waffenlieferungen bei den ukrainischen Fronteinheiten eintreffen. Dies könnte jedoch dazu führen, dass sich die Situation im Ukraine-Krieg verändert. US-Beamte haben kürzlich gegenüber der Financial Times erklärt, dass die Waffen, wenn möglich, zur Stärkung der Verteidigungsstellungen und zur Vorbereitung einer Gegenoffensive gegen Russland im kommenden Jahr eingesetzt werden sollten.
Die westlichen Waffenlieferungen im Ukraine-Krieg stellen für Wladimir Putin ein ernstes Problem dar. Zu Beginn seiner neuen Amtszeit als russischer Präsident und vor dem Siegestag am 9. Mai scheint er zunehmend unter Druck zu geraten. Ursprünglich war es Russlands Plan, die aktuelle Situation der ukrainischen Armee auszunutzen, um in der Ostukraine deutliche Fortschritte zu erzielen. In den letzten Wochen wurde daher vor allem die ukrainische Infrastruktur angegriffen.
Russlands Machthaber Putin droht im Krieg in der Ostukraine eine Demütigung
Das ISW geht derzeit noch davon aus, dass Russland nicht über die notwendigen Kräfte verfügt, um die Zentren in der Ostukraine im Ukraine-Krieg einzunehmen. In den kommenden Monaten könnte dies für den russischen Aggressor jedoch zu einer unmöglichen Aufgabe werden, sobald die Stellungen mit westlichen Waffen verstärkt wurden. Für Putin wäre dies nach seinem verlustreichen Vorgehen im Krieg eine Demütigung, die auch in Russland viele Fragen aufwerfen könnte. Die jüngste Verschärfung der Drohungen aus Russland könnte daher eine Reaktion auf die aktuellen Entwicklungen im Ukraine-Krieg sein, um den Westen einzuschüchtern und die Unterstützung für die Verteidiger erneut zu schwächen.
Bis die Waffenlieferungen in der Ukraine eintreffen, könnte Putins Armee ihre Bemühungen an der Front noch weiter verstärken. „Die russische Armee versucht jetzt, die Situation auszunutzen, während wir auf Lieferungen unserer Partner, vor allem der Vereinigten Staaten, warten“, warnte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am Montag. Laut New York Times drängt die Zeit. Entscheidend wird sein, wie lange es dauern wird, bis die Ukraine sich mit den westlichen Waffen neu gegen Russland aufstellt. Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit – nicht nur für die Ukraine, sondern auch für Wladimir Putin, der für weitere Unterstützung in seinem Land Erfolge im Ukraine-Krieg vorweisen muss. (fbu)