Anleger nach US-Inflationsdaten enttäuscht

anleger nach us-inflationsdaten enttäuscht

ARCHIV: Der Kursverlauf des Dax ist im Spiegel eines DAX-Logos zu sehen. Foto am 11. Juni 2009 gemacht. REUTERS/Johannes Eisele

Frankfurt (Reuters) – Die neuen US-Inflationszahlen kommen bei den Anlegern nicht gut an.

Der deutsche Leitindex Dax verdoppelte nach der Veröffentlichung am Dienstag seine früheren Verluste und notierte knapp ein Prozent schwächer bei 16.893 Punkten. Der EuroStoxx50 büßte gut ein Prozent auf 4693 Zähler ein. Die Futures für die wichtigsten US-Indizes lagen ebenfalls im Minus.

Die Verbraucherpreise in den USA stiegen im Januar um 3,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, nach 3,4 Prozent im Dezember. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten allerdings lediglich einen Zuwachs von 2,9 Prozent erwartet. Dies schürte Sorgen um den Zeitpunkt der erwarteten Zinssenkungen der US-Notenbank Fed. Die Währungshüter wollen die Inflationsrate nachhaltig in Richtung ihres Zielwerts von 2,0 Prozent steuern. Laut Fed-Chef Jerome Powell hat sie Fortschritte erzielt, will aber auf dem Weg zu einer Zinswende noch weitere “gute Daten” sehen, die in diese Richtung weisen. “Der Inflationsrückgang bleibt träge und verlangt der Fed noch viel Geduld ab”, sagte Bastian Hepperle von der Privatbank Hauck Aufhäuser Lampe. “Ab April dürfte sich die Inflationsrate jedoch an den Zwei-Prozent-Zielwert heranrobben. Das wird die Fed dann davon überzeugen, dass ein scharfer restriktiver Kurs nicht mehr notwendig ist. Die Tür für eine erste vorsichtige Leitzinssenkung öffnet sich.”

ZWEIFEL AN ZINSWENDE IM MAI

Die Investoren haben eine erste Zinssenkung im März bereits nach Powells Aussagen so gut wie abgeschrieben. Nun zweifeln sie auch an einer geldpolitischen Lockerung im Mai. Die Wahrscheinlichkeit für eine Zinswende im fünften Monat des Jahres wird an den Terminmärkten derzeit auf rund 40 Prozent geschätzt. Fallende Zinsen bei den späteren Fed-Sitzungen sehen die Anleger nach wie vor als sehr wahrscheinlich.

Die Erwartung, dass die hohen Zinssätze zunächst konstant bleiben, setzte US-Staatsanleihen zu. Die Rendite der zehnjährigen Bonds stieg im Gegenzug zum fallenden Kurs auf 4,273 von 4,170 Prozent. Aus den Depots flog auch Gold. Der Preis für das gelbe Metall baute seine früheren Gewinne von einem halben Prozent wieder ab und sank um knapp ein Prozent auf 2003 Dollar je Feinunze. Der Dollar-Index drehte dagegen ins Plus und gewann 0,6 Prozent auf 104,646 Punkte. Der Euro verlor im Gegenzug genauso viel auf 1,0712 Dollar.

CHIPWERTE UNTER DRUCK – RÜSTUNGSSEKTOR WEITERHIN IM AUFWIND

Bei den Einzelwerten brockte ein pessimistischer Ausblick Siltronic den größten Kurssturz seit einem Jahr ein. Die Aktien des Chipindustrie-Zulieferers fielen zeitweise um mehr als zehn Prozent auf ein Zwei-Monats-Tief. Andere Chipwerte wie BE Semiconductor ASML, Aixtron verloren in ihrem Sog zwischen gut fünf und knapp sieben Prozent. Siltronic hatte wegen einer schleppenden Nachfrage für das laufende Jahr vor einem erneuten Gewinneinbruch gewarnt und die Dividende zusammengestrichen. Ein Händler sprach von einer “großen Enttäuschung”.

Weiter zulegen konnte dagegen der Rüstungssektor. Schon am Vortag hatte die Aussicht auf steigende Rüstungsausgaben die Kurse befeuert. Rheinmetall-Aktien kletterten in der Spitze um 4,7 Prozent auf ein frisches Rekordhoch und waren damit größter Dax-Gewinner. Die Papiere des Konkurrenten Hensoldt stiegen um knapp fünf Prozent auf den höchsten Stand seit mehr als einem halben Jahr. Auch für Börsen-Neuling Renk ging es weiter nach oben. Die Titel des vergangene Woche an die Börse gegangenen Augsburger Panzergetriebe-Bauers verteuerten sich in der Spitze um fast 20 Prozent.

(Bericht von Stefanie Geiger und Zuzanna Szymanska.; Redigiert von Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter [email protected] (für Politik und Konjunktur) oder [email protected] (für Unternehmen und Märkte)

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