Marc Lüthi in der Postfinance Arena, die noch die Heimat des SC Bern ist.
Warum beschäftigt der SCB als einziger Klub einen «Obersportchef» und einen «Untersportchef»? Die Frage ärgert SCB-Manager Marc Lüthi, der mit dem Sport nichts mehr zu tun hat, weil er sich mit einem neuen Stadion befasst.
Mit der Anstellung von Patrik Bärtschi als «Untersportchef» und Martin Plüss als «Obersportchef» per 1. Mai hat der SCB zum ersten Mal in seiner Geschichte offiziell eine Doppelbesetzung beim Sport.
General Manager Marc Lüthi findet die Frage, warum es diese Doppelbesetzung brauche und insbesondere die Bezeichnungen «Obersportchef» und «Untersportchef» unanständig, despektierlich und polemisch.
Lüthi hat das Veto-Recht …
Also: Martin Plüss ist nicht «Obersportchef», sondern Sportdirektor. Patrik Bärtschi ist nicht «Untersportchef» sondern General Manager Profisport. Hingegen stimmt die hierarchische Bezeichnung «Ober» und «Unter»: Plüss ist der Vorgesetzte von Bärtschi.
Über beiden steht General Manager Marc Lüthi. Er hat das Veto-Recht bei Beschlüssen seiner Sportabteilung. Er kann theoretisch einen Transfer oder eine Vertragsverlängerung verhindern.
… aber Plüss soll das letzte Wort haben
Marc Lüthi begründet die Doppelbesetzung mit den sportlichen Herausforderungen: «Unsere Sportabteilung muss gleich gut besetzt sein wie der kommerzielle Bereich. Wir sind ein Sportunternehmen.» Martin Plüss ist also der oberste Chef der Sportabteilung und in dieser Funktion der Ansprechpartner und Vorgesetzte für alle sportlichen Ressorts: Für Köbi Kölliker (General Manager Frauen), Marc Weber (Geschäftsführer der Nachwuchsorganisation) und Patrik Bärtschi (General Manager Profisport).
Der Unterschied zur bisherigen Organisation: Ansprechpartner für den Sportchef war der General Manager. Also Marc Lüthi, dann während einer turbulenten Saison Raëto Raffainer und nun wäre es seit Raffainers Amtsenthebung eigentlich wieder Lüthi. Er sagt, dafür sei er nicht mehr der richtige Mann. Obwohl er nie Hockey gespielt habe, könne er inzwischen Hockey ein wenig verstehen. «Aber ich will mich nicht mehr in den Sport einmischen. Es ist wichtig, dass nun im Sport alle eine so kompetente Persönlichkeit wie Martin Plüss als Ansprechpartner haben.» Das letzte Wort soll im Sport also Martin Plüss haben.
Als Spieler ist Plüss in Bern eine Legende.
Sanierung oder Neubau?
Der SCB rüstet personell auf, um die Herausforderungen der Zukunft zu meistern. Dass Marc Lüthi sich nicht mehr um den Sport kümmern will, hat einen Grund: die Stadionfrage.
«Die Frage ist, ob wir das bestehende Stadion sanieren oder ein neues Stadion bauen. Wir werden in ein paar Monaten den Grundsatzentscheid fällen», kündigt Lüthi an. Er hat den SCB wirtschaftlich saniert (nach der Nachlassstundung von 1998), dann sportlich gebürstet und gekämmt (Meister 2004, 2010, 2013, 2016, 2017 und 2019) und er steht nun vor seiner dritten und grössten Aufgabe: der Gestaltung des neuen SCB-Tempels. Sie geht weit über die erste Sanierung (2008/09) hinaus.
Was passiert mit der «Wand»?
Das Problem: Der VIP-Bereich entspricht durchaus den Anforderungen. Aber für die «normalen» Zuschauer ist der Komfort in allen anderen Stadien mit Ausnahme von Genf besser. Nach Servette hat der SCB die zweitälteste Arena der Liga.
Der Blick ins Berner Stadion.
Dazu kommt die hochheikle Frage, ob die grösste Stehrampe des Welteishockeys («die Wand» mit 11’396 Plätzen) bei einer Sanierung so belassen, verkleinert oder gar durch Sitzplätze ersetzt wird. Wie die Stehplätze im Falle eines Falles in einem neuen Stadion konzipiert werden. Und zu klären ist die Frage des Fassungsvermögens (heute 17’031). Eine immense klubpolitische, lokalpolitische, planungstechnische und finanzielle Herausforderung.
Der Sport funktioniert überall gleich
Zu entscheiden ist im Falle eines Falles auch, ob ein neues Stadion auf städtischem Grund oder gleich nebenan auf dem Boden der Gemeinde Ostermundigen gebaut werden soll. Politisch dürfte ein Neubau auf dem Terrain von Ostermundigen im Quadrat einfacher sein. Die Stadionfrage soll in unbernisch hohem Tempo gelöst werden. Der Zeitplan von Marc Lüthi: «2030 soll das neue Stadion eröffnet werden.»
Vor diesem Hintergrund ist klar, warum sich Lüthi nicht mehr um den Sport kümmern kann, für die Führung der gesamten Sportabteilung eine neue Stelle geschaffen und mit Martin Plüss einen «Obersportchef» – pardon: einen Sportdirektor – eingestellt hat.
Die Ausländer müssen liefern
Die Sportabteilung kann ein «Fremder» führen. Der Sport funktioniert in allen Klubs und Ländern letztlich nach den gleichen Grundregeln. Aber das Stadionprojekt kann nur eine charismatische, mit allen Besonderheiten der lokalen Politik vertraute, nicht nur im Sport vernetzte Persönlichkeit wie Marc Lüthi betreuen. Politik und Gesellschaft «funktionieren» in Bern nicht wie anderswo. Das musste schon Raëto Raffainer schmerzlich erfahren.
Mehr Eishockey:
Mit der neuen Organisationstruktur müsste es möglich sein, auf nächste Saison das Scouting zu verbessern und erstmals seit der Erhöhung von vier auf sechs Ausländer alle Ausländer-Positionen mit gutem Personal zu besetzen. Der neue «Untersportchef» – pardon: General Manager Profisport – Patrik Bärtschi hat sich in Absprache mit Martin Plüss um alle Transfers, den Trainer, die Assistenten oder die Integration der jungen Talente zu kümmern. Also nicht nur um die Rekrutierung der Ausländer. Viel Arbeit.
Aber bei sechs Ausländern hat nichts einen so starken und unmittelbaren Einfluss auf das Leistungsvermögen des Teams wie die richtige Besetzung dieser sechs Ausländer-Positionen. Ein Sportchef (um eine neutrale Bezeichnung zu verwenden), der nicht dazu in der Lage ist, die richtigen Ausländer zu finden ist wie ein Chronist, der nicht lesen und schreiben kann.
Sage mir, ob der SCB nächste Saison erstmals seit Jahren die richtigen Ausländer hat, und ich sage dir, ob die gut angedachte neue Führungsstruktur der SCB-Sportabteilung funktioniert, oder ob sie lediglich den Büroapparat vergrössert hat («Bundesamt für Hockey»).
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