ProSiebenSat1: Großaktionär MFE düpiert P7S1 bei Aufsichtsratswahlen
Der Machtkampf um die Zukunft von ProSiebenSat.1 geht während der Hauptversammlung weiter. Der italienische Großaktionär MfE erzwingt eine Neubesetzung des Aufsichtsrats.
ProSiebenSat1: Großaktionär MFE düpiert P7S1 bei Aufsichtsratswahlen
Showdown auf der Hauptversammlung von ProSiebenSat1 (P7S1): Der von der Berlusconi-Familie kontrollierte italienische Großaktionär Media for Europe (MfE) hat per Antrag eine Umbesetzung des Aufsichtsrates in seinem Sinne erzwungen. Während ProSiebenSat.1 drei Kandidaten für seinen Aufsichtsrat empfohlen hatte, schlug MfE zwei eigene Kandidaten vor. Mit einer Zustimmung in Höhe von 72 Prozent der Stimmen wählten die Aktionäre dann zunächst den MfE-Kandidaten Leopoldo Attolico. Auf den gleichen Zustimmungswert kam ein Kandidat des zweitgrößten P7S1-Aktionärs PPF, Christoph Mainusch. Offenbar bestätigten beide Aktionäre gegenseitig ihre Kandidaten. Zuvor war schon dem stellvertretenden Aufsichtsratsvorsitzenden Dirk Jens Nonnenmacher mit den Stimmen von MfE die Entlastung verweigert worden.
Das manager magazin fasst den Tag für Sie zusammen: Die wichtigsten Wirtschaftsnachrichten im Überblick als Newsletter. Jetzt kostenfrei abonnieren.
Für Management und Aufsichtsrat von P7S1 um Konzernchef Bert Habets und Aufsichtsratschef Andreas Wiele ist das eine herbe Niederlage. Die MFE-Holding der Familie des verstorbenen Silvio Berlusconi ist seit Mai 2019 bei ProSiebenSat.1 an Bord und hat ihren Anteil stetig erhöht. Inzwischen halten die Italiener fast 30 Prozent.
MFE hatte außerdem versucht, eine Aufspaltung des deutschen Fernsehkonzerns zu erreichen, Beteiligungen außerhalb des Kerngeschäfts sollen abgetrennt werden. Das würde es für sie attraktiver und billiger machen, die Bayern zu übernehmen.
Die Abstimmung darüber stand am frühen Abend noch aus. Allerdings hatte MfE zuvor schon eine von P7S1 vorgeschlagene Umstrukturierung innerhalb der Fernsehsparte abgelehnt, mit der der Konzern steuerliche Verlustvorträge in Höhe von fast einer halben Milliarde Euro hätte nutzbar machen können.
Immer wieder wird vermutet, dass MfE P7S1 übernehmen könnte: Überschreitet MFE die Schwelle von 30 Prozent der Stimmenanteile, müssen sie ein Übernahmeangebot machen. Daran sei man aber derzeit nicht interessiert, sagte MFE-Finanzchef Marco Giordani jüngst. Vielmehr sei ProSiebenSat.1 ein langfristiges Investment.
Von der Nachrichtenagentur Reuters eingesehene Dokumente zeigten allerdings, dass MFE Ende vorigen Jahres und Anfang 2024 Gespräche mit Kreditgebern geführt hatte, die an der Finanzierung einer Übernahme von ProSieben interessiert wären und dies auch unterstützen würden. Es gehe darum, ein potenzielles Übernahmeangebot für bis zu rund vier Milliarden Euro zu finanzieren, hieß es.
Die Konzernspitze von ProSiebenSat.1 lehnt die Abspaltungs-Pläne von MFE ab, weil diese nicht im Interesse aller Aktionäre seien. Das Management um ProSiebenSat.1-Chef Bert Habets hat nun den Verkaufsprozess des Online-Parfümhändlers Flaconi und des Vergleichsportals Verivox gestartet.
Der zweitgrößte Aktionär von P7S1, die PPF-Holding der tschechischen Milliardärin Renata Kellnerova, hält mehr als 15 Prozent der Anteile.