Propalästinensische Uni-Proteste in New York: 300 Festnahmen
Die New Yorker Polizei ließ ein besetztes Gebäude an der Columbia University räumen und drang auf den Campus des City College vor. Bürgermeister Eric Adams spricht von »Scharfmachern« außerhalb der Studierendenschaft.
Propalästinensische Uni-Proteste in New York: 300 Festnahmen
Amerikanische Universitäten sind in Aufruhr, nachdem in New York Polizeibeamte auf zwei Campus vorgedrungen waren. Dort hatten propalästinensische Demonstranten ein Lager errichtet und ein akademisches Gebäude besetzt. Bei den propalästinensischen Protesten in New York hat die Polizei in der Nacht zum Mittwoch etwa 300 Personen festgenommen. Das sagte Bürgermeister Eric Adams bei einer Pressekonferenz am Morgen.
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Bei den Polizeieinsätzen habe es sich um die Räumung eines besetzten Gebäudes der Eliteuniversität Columbia und um einen Einsatz beim City College gehandelt. Es werde bei den Festnahmen geprüft, wer tatsächlich Student sei und wer sich nicht hätte auf dem Uni-Gelände befinden dürfen. Adams beschuldigte erneut »Scharfmacher« außerhalb der Studierendenschaft, die Proteste zu eskalieren. Laut der »New York Times« sagte Adams, dass Außenstehende »versuchen, unsere Stadt zu stören, und wir werden das nicht zulassen.« Die Stadtverwaltung und die Polizei sollen die externen Akteure, die sie für die Unruhen verantwortlich machen, jedoch nicht benannt haben.
Am Dienstagabend war ein Großaufgebot der Polizei gegen die propalästinensischen Studierenden vorgerückt, die gewaltsam in ein Gebäude, die Hamilton Hall, eingebrochen waren und sich dort verbarrikadiert hatten. Einsatzkräfte durchsuchten dutzende Zelte in einem sogenannten Solidaritätscamp auf dem Gelände.
Die Demonstrierenden kritisieren das Vorgehen Israels im Gazakrieg und fordern Solidarität mit den Palästinensern. Außerdem verlangen sie von der Hochschule, finanzielle Beziehungen mit Israel zu kappen. Die Universitätsleitung lehnt dies ab.
Die Hamilton Hall der Columbia University war schon 1968 während eines Protests gegen den Vietnamkrieg besetzt worden. In der Nacht zu Dienstag schlugen vermummte Personen mit schwarz-weißen Palästinensertüchern Fenster ein und verbarrikadierten den Eingang des Gebäudes mit Stühlen und Tischen. Sie entrollten ein Transparent mit der Aufschrift »Hind’s Hall« –, um das Gebäude symbolisch nach einem sechsjährigen palästinensischen Mädchen zu benennen, das im Gazastreifen vom israelischen Militär getötet worden war.
In Los Angeles griffen Polizeibeamte am Mittwoch vor Sonnenaufgang ein, um an der University of California gewaltsame Zusammenstöße zwischen propalästinensischen Demonstranten und Gegendemonstranten zu beenden, nachdem die Verwaltung ein Zeltlager auf dem Campus für illegal erklärt hatte.
Und auch in anderen US-Städten haben Studierende zuletzt Uni-Gebäude besetzt gehalten, so unter anderem in Portland. An der Brown Universität in Providence (Rhode Island) erreichten die Demonstrierenden ein Deal: Sie bauten ihr Zeltlager ab – die Uni sagte ihnen dafür eine Abstimmung über die finanziellen Beziehungen der Hochschule mit Israel zu.