News des Tages: Irans Angriff auf Israel, Entlassungen bei Tesla, Donald Trumps Richter

Wie es im Konflikt zwischen Iran und Israel weitergehen könnte. Warum Tesla-Chef Elon Musk mindestens 14.000 Mitarbeiter entlässt. Und wieso sich Donald Trump vor einem Kriminalgericht verantworten muss. Das ist die Lage am Montagabend.

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News des Tages: Irans Angriff auf Israel, Entlassungen bei Tesla, Donald Trumps Richter

1. Wenn die Racheaktionen zwischen Iran und Israel eskalieren, würden wohl auch die USA in die Kämpfe verwickelt

Für die meisten militärischen Auseinandersetzungen zwischen Staaten gilt, was Shakespeare im »Hamlet« die Figur des Polonius sagen lässt: »Ist es auch Wahnsinn, so hat es doch Methode«. Zwischen Israel und Iran gebe es durchaus eine »Logik der Eskalation«, berichtet meine Kollegin Muriel Kalisch heute, leider sei sie »in ihren Folgen unkalkulierbar«. Die Grundlage der drei möglichen Szenarien, wie es nun in dem Konflikt weitergehen könnte, schildert sie so: »Iran hat bereits angekündigt, dass ein israelischer Gegenschlag einen erneuten Angriff provozieren würde. Die USA fürchten, dass sich die gegenseitigen Racheaktionen zu einem Regionalkrieg steigern könnten – in den sie schlussendlich selbst hineingezogen werden könnten.«

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Heute waren sehr viele Politikerinnen und Politiker in aller Welt damit beschäftigt, nach Irans Angriff auf Israel eine weitere Eskalation zu verhindern. Das Auswärtige Amt in Berlin hat angesichts der verschärften Anspannung zwischen Iran und Israel den Botschafter Teherans einbestellt.

Das vergleichsweise harmloseste der drei Szenarien für die nächsten Tage und Wochen könnte sein, dass Israel Ruhe bewahrt. Das könnte dem Land helfen, »sich aus seiner internationalen Isolation durch den Gazakrieg zu befreien«, so meine Kollegin. »Durch Irans Attacke steht das Land plötzlich nicht mehr allein da.«

Allerdings erscheine es unwahrscheinlich, dass es keine Reaktion von Israel geben wird. Der direkte Angriff aus Iran verlange aus der Sicht vieler Israelis eine Demonstration der Stärke. Eine Art Mittelweg für Israels Regierung könnte deshalb Schläge auf iranische Positionen vorsehen, die nicht in Iran liegen. Teheran unterhält überall in der Region Milizen, etwa in Syrien oder dem Jemen. »Würde Israels Armee diese angreifen, könnten die Regierungen in beiden Ländern weiterhin eine Position der Stärke demonstrieren – und den heißen Konflikt abkühlen lassen.«

Das drastischste Szenario beschreibt meine Kollegin Muriel Kalisch so: »Israel könnte dahin zielen, wo es wehtut – etwa ein vernichtender Schlag auf Irans militärische Infrastruktur.« Sollte Israel sich für einen solchen Angriff entscheiden, drohe jener große Krieg, der seit einem halben Jahr verhindert werden soll. Die Hisbollah, die von Iran bewaffnete libanesische Miliz, könnte voll in den Konflikt einsteigen. »Die USA, die nach dem Angriff der Hamas zwei Flugzeugträger in der Region platziert haben, könnten sich letztlich gezwungen sehen, zum Schutz Israels in die Kämpfe einzusteigen.«

    2. Tesla entlässt zehn Prozent seiner Mitarbeiter, weil E-Autos weltweit weniger gefragt sind

    Elon Musk ist wie viele erfolgreiche Unternehmer ein Mann, der gern kernige Weisheiten über das richtige Rezept bei schwierigen Entscheidungen formuliert. Einer der Sprüche, die ihm zugeschrieben werden, lautet: »Es ist in Ordnung, alles auf eine Karte zu setzen, solange man die Kontrolle darüber hat, was mit dieser Karte passiert.« Heute hat Musk, derzeit wohl der viertreichste Mensch der Welt, verkündet, dass er bei seinem Unternehmen Tesla mindestens 14.000 Stellen abbauen will.

    »Wie viele Jobs in Teslas deutschem Werk in Grünheide bei Berlin betroffen sind, ist noch nicht klar«, berichtet mein Kollege Alexander Demling. Weil Elektroautos sich aktuell nicht bloß in Deutschland schlecht verkaufen, sondern das Interesse weltweit nachlässt, ist der Absatz von Tesla im abgelaufenen Quartal um fast zehn Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum eingebrochen. »Es war das erste Mal seit fast vier Jahren, dass der Autobauer weniger Fahrzeuge verkauft hat als vor Jahresfrist.«

    Für die Nachricht, dass er zehn Prozent der weltweiten Stellen im Konzern kürzen will, fiel Musk der Spruch ein: »Es gibt nichts, was ich mehr hasse, aber es muss sein.« Tesla ist immer noch der mit Abstand wertvollste Autokonzern der Welt, doch der Aktienkurs ist seit Jahresbeginn um mehr als 30 Prozent eingebrochen. »Tesla kämpft mit der Konkurrenz durch chinesische Autobauer wie BYD, die auf dem für Tesla wichtigen chinesischen Markt günstigere Angebote haben«, so mein Kollege. »Allerdings leiden auch BYD und andere reine Elektroautohersteller unter der Schwäche des E-Auto-Marktes.«

    Der Unternehmer Musk produziert trotz der trüben Lage eifrig große Worte. Seinen Mitarbeitern schrieb er, die Entlassungswelle werde Tesla »schlank, innovativ und hungrig für den nächsten Wachstumsphasenzyklus« aufstellen.

      3. Trumps Richter ist als streng bekannt – und war bereits mit den Geschäften des Ex-Präsidenten befasst

      Von heute an muss sich Donald Trump im ersten Strafprozess der US-Geschichte gegen einen Ex-Präsidenten vor einem New Yorker Kriminalgericht verantworten. Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber ich blicke manchmal nicht mehr so recht durch, wenn von den diversen Gerichtsverfahren gegen Trump die Rede ist. Die Vorwürfe in dem New Yorker Prozess beziehen sich jedenfalls auf die mutmaßliche Vertuschung einer Schweigegeldzahlung an die Pornodarstellerin Stormy Daniels, die eine Affäre mit Trump gehabt haben will. Damit soll Trump verhindert haben, dass es kurz vor der Wahl 2016 noch zu einem Skandal kam.

      Mein Kollege Marc Pitzke porträtiert heute den Mann, der über Trump richten soll. Er heißt Juan Merchan und ist angeblich bekannt dafür, dass er keinen Unsinn duldet.

      Der Staatsanwalt, der das Verfahren angestoßen hat, wirft Trump unter anderem »eine Verschwörung, um eine Präsidentschaftswahl zu korrumpieren«, vor. Per Losentscheid ist das Verfahren bei Richter Merchan gelandet. »Über die kommenden Wochen wird er im Saal 1530 des bunkerhaften Kriminalgerichts von Manhattan das Prozedere leiten, mit harter Hand und kurzem Geduldsfaden, wie erste Anhörungstermine vorab gezeigt haben«, berichtet Marc. »Kein Wunder, dass Trump bis zuletzt verzweifelt versuchte, diesen Prozess – wie auch die drei anderen, die ihm in Washington, D.C., Florida und Georgia drohen – zu verzögern, zumindest aber Merchan als Richter loszuwerden.«

      Der Prozess soll sechs bis acht Wochen dauern. Trump muss die ganze Zeit persönlich anwesend sein. Das Gericht tagt an jedem Arbeitstag außer mittwochs. In seinen fast 18 Jahren als Richter war Merchan auch mit Trump schon befasst. 2022 verdonnerte er die Trump Organization wegen Steuerbetrugs zur Höchststrafe von 1,6 Millionen Dollar. Der Prozess beginnt mit der Auswahl der Jury. »Trump hat sich bereits beschwert, dass es in der Demokraten-Hochburg New York City unmöglich sei, eine faire Jury für ihn zu finden«, so Marc. »Sollten die Geschworenen zu einem Schuldspruch gelangen, obliegt es dem Richter, das Strafmaß zu bestimmen und zu einem späteren Termin zu verkünden. Auch deshalb sollte es sich Trump nicht mit Merchan verderben.«

        Was heute sonst noch wichtig ist

          Verkehrssektor hat Klimaziel 2023 deutlich gerissen: Im vergangenen Jahr hat es den stärksten Rückgang von Treibhausgasemissionen seit 1990 gegeben. Der Expertenrat für Klimafragen stellt nun seinen Prüfbericht vor – und sieht Handlungsbedarf.

          244.000 Rentner profitieren vom erhöhten Grundfreibetrag: Wegen der Inflation hatte die Bundesregierung den Grundfreibetrag für Steuerzahler angehoben. Davon profitieren auch 244.000 Rentner, die bislang zur Kasse gebeten wurden.

          »Einfach nicht rauchen« – Kanzler gibt in Shanghai Cannabis-Tipps: Bei seiner Chinareise wurde der Bundeskanzler auch auf die Legalisierung von Cannabis in Deutschland angesprochen. Einem ängstlichen Studenten gab er dabei einen überraschenden Tipp.

          Immobilienpreise steigen wieder: Die Anzeichen für eine Wiederbelebung des Immobilienmarktes mehren sich. In den ersten Großstädten sind bereits wieder höhere Preise zu beobachten.

        Meine Lieblingsgeschichte heute: »Wie jetzt, Pässe?«, fragt mein Vater

        Der Comedian André Herrmann beschreibt in einem Auszug seines Buchs mit dem Titel »Schön war’s, aber nicht nochmal«, wie er mit seinen Eltern, die unbedingt mal mit ihm in den Urlaub fliegen wollten, auf Reisen war. Es beginnt mit einem Anruf, der den Erzähler um vier Uhr morgens ereilt. »Ich kann förmlich vor mir sehen, wie meine Eltern als einzige Menschen im Umkreis von etwa fünf Kilometern allein auf dem kleinen Bahnhof in Sachsen-Anhalt stehen.« Die Eltern wollen unbedingt schon um 6 : 30 Uhr in Berlin am Flughafen sein, obwohl ihr Flieger erst mittags starten soll. »Dann habt ihr ja grad mal noch fünfeinhalb Stunden bis zum Flug«, sagt der aus dem Schlaf gerissene Sohn. Die Antwort seiner Mutter: »Das ist zu wenig, oder? Das schaffen wir nich! Ich hab’ deinem Vater gesagt, wir müssen eher fahren!«

        Ich finde, dieser Buchauszug macht sehr unterhaltsam Lust zum Verreisen mit lieben Verwandten.

          Was wir heute bei SPIEGEL+ empfehlen

            »Der Sudan ist kollabiert«: Seit einem Jahr herrscht im Sudan ein brutaler Krieg. Millionen Menschen wurden vertrieben und leiden Hunger. Trotzdem interessiert sich die Welt kaum dafür. Experte Alan Boswell sagt, warum das ein Fehler ist.

            Neue Messmethode entlarvt deutlichen Mehrverbrauch bei Pkw: Die EU lässt an Bord von Neuwagen messen, wie viel Sprit die Autos wirklich verbrennen. Erste Auswertungen zeigen: Umweltschützer haben mit ihrer Kritik an geschönten Messungen der Industrie eher noch untertrieben.

            Von Zauberern und Biestern: Bayer Leverkusen sichert sich durch ein 5:0 gegen Bremen vorzeitig den Titel. Das Spiel und die Party zeigen, warum dieses Team derzeit unbesiegbar ist. Und endlich redet niemand mehr über den Bayer-Fluch.

          Was heute weniger wichtig ist

          Fromm im Musicalhimmel – Nicole Scherzinger, 45, als Frontfrau der Popgruppe The Pussycat Dolls bekannt gewordene US-Sängerin, hat mit einer finsteren Musicalrolle einen renommierten britischen Theaterpreis gewonnen. In »Sunset Boulevard«, das auf einem berühmten Hollywoodfilm basiert, spielt sie den ehemaligen Stummfilmstar Norma Desmond, der vergeblich von einem Comeback fantasiert. Sie habe nie von ausgerechnet diesem Auftritt in Andrew Lloyd Webbers Musicalfassung geträumt, sagte die Sängerin nun. »Aber Gottes Wege sind unergründlich.«

          Mini-Hohlspiegel

          Hier finden Sie den ganzen Hohlspiegel.

          Cartoon des Tages

          Und heute Abend?

          Könnten Sie sich im Kino den Film »La Chimera« ansehen. Der Film der italienischen Regisseurin Alice Rohrwacher erzählt von dem Engländer Arthur, der durch Zufall in der umbrischen Provinz gelandet ist und als Teil einer Bande von Grabräubern, sogenannter tombaroli, antike Grabstätten plündert. Arthur wird von Josh O’Connor, bekannt als Prince-Charles-Darsteller in »The Crown«, gespielt – und ist ein Held, der eine magische Verbindung zur Vergangenheit unterhält. Genau das tut die Regisseurin Rohrwacher auch. »Mit nur drei Spielfilmen und einem Dokumentarfilm hat sich die Italienerin als eine der originellsten Regisseurinnen unserer Zeit etabliert«, schwärmt meine Kollegin Hannah Pilarczyk und nennt Arthur einen »heillos romantischen Helden«, der zwischen Himmel und Erde, gestern und heute lebe. »Besser als er könnte kaum eine Figur das wunderbare Kino von Alice Rohrwacher verkörpern.«

          Einen schönen Abend. Herzlich

          Ihr Wolfgang Höbel, Autor im Kulturressort

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