Stimmen von der Demo gegen rechts in München: "Es macht mir Hoffnung, diese ganzen Leute hier zu sehen"

Gut 250 000 Menschen kamen laut Veranstalter, die Polizei spricht von 100 000.

Eine bunte Menschenmenge hat sich am Sonntag in München zusammengefunden, um gegen rechts zu demonstrieren – Junge und Alte, Münchner und Auswärtige. Was treibt sie an?

“Es macht mir Hoffnung, diese ganzen Leute hier zu sehen”

“Kein Fußbreit den Rechten”

Antonia Köll

Antonia Köll, 20: “Ich will hier ein starkes Zeichen gegen den Rechtsruck in Deutschland setzen, um mit den Leuten ein gemeinsames Gefühl zu entwickeln. Um auf der Straße zu kämpfen, dass wir, die Bevölkerung, etwas ändern können. Das ist mir sehr wichtig. Keinen Fußbreit den Rechten, keinen Fußbreit den Faschisten, der AfD. Mir geht es da nicht nur um die geheimen Intrigen, sondern um die Akzeptanz in der Mitte der Bevölkerung. Man hat das an den Wahlergebnissen gesehen. Und man sieht es täglich auch in der Politik der Ampel. Das finde ich furchteinflößend. Seit wann ist dieser Rechtsruck so weit in der Mitte angekommen? Seit wann ist es so akzeptiert, offen rassistisch zu sein?”

“Wenn nicht jetzt, wann dann?”

Wolf und Brigitte Dießner

Wolf und Brigitte Dießner sind aus Mühldorf nach München gekommen: “Das ist seit 56 Jahren meine erste Demo”, sagt Dießner. Für seine Frau ist es die allererste überhaupt. “Wenn nicht jetzt, wann dann?”, fragt Brigitte Dießner. Sie mache das für ihre Enkel. Wolf Dießner fügt hinzu, dass viele Ältere hier seien, die den Begriff “Deportation” aus der Vergangenheit nur zu gut kennen: “Meine Mutter hat mit 85 Jahren gesagt, dass alle wussten, wo die hingebracht wurden, die wegkamen.”

“Die AfD ist mit Sicherheit die schlechteste Alternative”

Jörg Brenner

Jörg Brenner, 54: “Ich bin Österreicher, lebe aber schon seit 30 Jahren in München. Ich verpflichte mich auch als Ausländer, gegen die politische Entwicklung in Deutschland und in Österreich auf die Straße zu gehen. Dass Leute nicht verstehen, wen sie da eigentlich wählen. Wenn man gegen die Regierung wählen möchte, ist die AfD mit Sicherheit die schlechteste Alternative. Die Ausländerfrage hat das ausgelöst. Wir haben definitiv viele Probleme mit der Migration. Aber wir sind genauso abhängig von den Migranten wie sie von uns.”

“Es macht mir Hoffnung, diese ganzen Leute hier zu sehen”

Lisa Breinlinger mit James Graybush.

Lisa Breinlinger, 43: “Es war mir aus vielen Gründen wichtig, heute herzukommen. Ich finde es wichtig für die Menschen, die hier leben, die keine Deutschen sind. Für Menschen mit Behinderung, gegen Ausgrenzung, für Demokratie. Für unsere Gesellschaft ganz einfach. Um den Menschen zu zeigen, dass sie willkommen sind. Dass wir keine Nazis sind. Es macht mir Hoffnung, diese ganzen Leute hier zu sehen.”

“Wir haben zu vielen Flüchtlingen geholfen, als dass uns das egal sein könnte”

Dorothea und Peter Diemer

Dorothea Diemer, 73: “Ich bin hier wegen der politischen Umstände, nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa. Aber Deutschland nimmt da jetzt plötzlich Fahrt auf, und das macht uns große Angst. Wir hoffen sehr, dass München heute stark ist, so wie zum Beispiel Hamburg. Und wie damals in den Neunzigern bei der Lichterkette.”

Peter Diemer, 78: “Ich bin zwei Tage vor Kriegsende geboren und möchte, dass sich das nicht wiederholt, dass von Deutschland ein verantwortungsloser Krieg ausgeht. Gerade beobachte ich den allgemeinen Hass. Und die AfD, die immer frecher wird. Und ich sehe, dass dagegen sehr wenig gemacht wird. Ob es klug wäre, die AfD zu verbieten, weiß ich nicht. Aber die Art, wie sie sich produziert, finde ich unerträglich. Wir haben zu vielen Flüchtlingen geholfen, als dass uns das so ganz egal sein könnte.”

“Wir dürfen uns nicht unterdrücken lassen von Faschisten”

Marc Sachsenhauser

Marc Sachsenhauser, 29: “Ich bin heute hier, weil mich die AfD gruselt. Es ist nicht in Ordnung, zu sagen: Wir wollen viele Menschen deportieren. Das ist unmenschlich, das sind Leute, die hier geboren wurden. Mit deutschem Pass. Denen wird gesagt: Ihr seid jetzt nicht mehr deutsch genug. Ich habe mir im Geschichtsunterricht geschworen, dass ich auf der richtigen Seite stehe, wenn so etwas noch einmal passiert. Wir dürfen uns nicht unterdrücken lassen von Faschisten.”

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