Polen toben nach Handball-Krimi in Magdeburg
Der SC Magdeburg setzt sich in der Champions League nach Siebenmeterwerfen gegen Kielce durch und steht im Final Four. Kielces Trainer Talant Duschebajew ist mit einer Schiedsrichter-Entscheidung alles andere als einverstanden.
Polen toben nach Handball-Krimi in Magdeburg
Talant Duschebajew hat im Handball schon viel erlebt. Doch die Geschehnisse am Ende des Champions-League-Spiels zwischen dem SC Magdeburg und Industria Kielce brachten selbst diese erfahrene Handball-Legende aus der Fassung.
Eine Schiedsrichterentscheidung Sekunden vor Ende ließ den Coach der Polen durchdrehen. Er rannte mit der Schlusssirene auf das Spiel, kniete sich nieder, schlug immer wieder fassungslos die Hände vor das Gesicht und zerrte verzweifelt an seinem weißen T-Shirt. Zudem stürmte Igor Karacic auf den Schiedsrichter los und flehte ihn an.
Wenige Augenblicke zuvor waren die Polen beim Spielstand von 22:23 in Ballbesitz, und über Duschebajews Sohn Daniel bekam Artsem Karalek den Ball freistehend am Kreis. Als dieser zum Wurf ansetzte, pfiffen die Schiedsrichter ab – und die Schlusssirene setzte ein.
Bei der Aktion in den letzten Sekunden hatten zwei SCM-Spieler den Passgeber Duschebajew attackiert, der aber spielte dennoch den Ball zu Karalek. Zudem standen mit Nicolas Tournat von Kielce und Magdeburgs Christian O‘Sullivan zwei Spieler bei dem Zuspiel im Kreis. Deshalb schritten die Schiris ein und entschieden auf Freiwurf für Kielce – zum Unverständnis von Duschebajew und zahlreicher polnischer Handball-Fans, die ihrem Frust auf Social Media freien Lauf ließen.
Der Kernvorwurf: Auf Videobildern sei zu erkennen, dass sich bei Karaleks Wurf kein Spieler verbotenerweise im Kreis befand, diese entscheidende Szene also zu Unrecht abgepfiffen wurde.
Viele User posteten ihre Kritik unter einen Eintrag des Handball-Experten Rasmus Boysen. Der hatte die Schiedsrichter zwar auch kritisiert, merkte aber an, dass man das Spiel trotzdem vor Karaleks Wurf habe unterbrechen müssen. Seine Begründung: Duschebajew habe vor seinem Pass auf Karalek einen Schrittfehler begangen.
Letzte Chance verpufft
Die Schiedsrichter ließen den Freiwurf für Kielce schließlich noch ausführen. Doch dieser blieb in der Mauer hängen, und das Spiel ging in die Verlängerung, da der Deutsche Meister das Hinspiel mit 26:27 verloren hatte.
Am Ende siegte Magdeburg nach Siebenmeterwerfen mit 27:25 und fährt zum Final Four nach Köln, für das neben Magdeburg der dänische Vertreter Aalborg Handbold bereits qualifiziert ist.
„Werde sofort bestraft“
Auf der Pressekonferenz nach der Niederlage und dem Verpassen des Final-Four-Turniers fühlte sich Duschebajew ungerecht behandelt. „Ich mache keine Erklärung, sonst werde ich sofort gesperrt von der EHF“, teile ein angefressener Duschebajew auf Englisch mit und polterte weiter: „Vielen Dank, alles ist gut, Gratulation. Jeder hat dieses Spiel gesehen und weiß, was in den beiden Spielen passiert ist. Entschuldigung, aber es reicht.“
Für die Polen war diese bittere Niederlage nicht die erste schmerzhafte in der Champions League. 2022 verlor Kielce im Finale gegen den FC Barcelona ebenfalls nach Siebenmeterwerfen, 2023 erreichte Kielce erneut das Endspiel und unterlag in diesem nach Verlängerung – dem SC Magdeburg.