Pkw-Maut – schmerzhaft, aber wirksam
Düsseldorf. Soll Deutschland wirklich klimaneutral werden, müssen auch hier die Emissionen drastisch sinken. Der Elefant im Raum ist dabei der Pkw. Der Autoverkehr verursacht zu viel CO2. Was tun? Helfen könnte eine City-Maut.
Abgase kommen aus dem Auspuff eines Autos.
Der Bundestag hat eine Neufassung des Klimaschutzgesetzes verabschiedet. Für Klimaschutzmaßnahmen soll nun die sektorenübergreifende Gesamtberechnung von Treibhausgasemissionen maßgeblich sein, unabhängig davon, wo sie entstanden sind. Gerade für die Verkehrspolitik nimmt das etwas den Druck aus dem Kessel. Denn während der CO2-Ausstoß in allen anderen Sektoren deutlich reduziert wurde, ist er im Verkehr kaum gesunken. In der Energiewirtschaft und im Gebäudesektor hat sich der CO2-Ausstoß gegenüber 1990 mehr als halbiert. Im Vergleich zu 2010 sind die Emissionen in der Energiewirtschaft um rund 45 Prozent gesunken, im Gebäudebereich um 30 Prozent und in der Industrie um 15 Prozent. Im Verkehr aber sind die Emissionen heute fast genauso hoch wie 2010.
Soll Deutschland wirklich klimaneutral werden, müssen auch hier die Emissionen drastisch sinken. Der Elefant im Raum ist dabei der Pkw. Natürlich ist das Flugzeug pro Personenkilometer betrachtet klimaschädlicher. Aber letztlich sind die Emissionen des Luftverkehrs „Peanuts“, denn das Flugzeug macht nur rund fünf Prozent des Personenverkehrs aus. Rund 80 Prozent entfallen auf den motorisierten Individualverkehr. Zur CO2-Reduktion gibt es hier zwei Ansätze. Zum einen soll die bestehende Pkw-Flotte ausgetauscht werden: Elektro- statt Verbrennungsmotor. Das aber wird dauern, denn das Durchschnittsalter der Pkw liegt in Deutschland über zehn Jahren. Autos werden sehr lange gefahren. Zum anderen müsste sich der Verkehr verlagern: mehr Bus und Bahn statt Pkw.
Dazu braucht es Zuckerbrot und Peitsche. Bus und Bahn müssen attraktiver werden, aber Autofahren auch teurer. Als recht wirksam haben sich internationale Instrumente wie eine Autobahnmaut auch für Pkw sowie die Innenstadtmaut erwiesen. In London und Stockholm etwa ist der innerstädtische Pkw-Verkehr nach Einführung der City-Maut jeweils um rund 20 Prozent zurückgegangen. Eine City-Maut schmerzt, aber sie wirkt.
Unser Autor ist Professor für Wettbewerbsökonomie an der Universität Düsseldorf. Er wechselt sich hier mit der Ökonomin Ulrike Neyer und dem Vermögensexperten Karsten Tripp ab.
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