Ostern in Moskau: Putin singt ein Loblied auf die Barmherzigkeit
Bei der christlichen Botschaft geht es um Nächstenliebe und Frieden. Doch auch Russlands Machthaber Putin hat das Christentum für sich entdeckt und feiert nun das orthodoxe Osterfest gemeinsam mit seinem ehemaligen KGB-Kumpel, Patriarch Kirill. Seine Armee beschießt derweil die orthodoxen Nachbarn.
Tut er Buße oder betet er für ein größeres Russland? Was auch immer: Jedenfalls ist in der russisch-orthodoxen Kirche Platz für Wladimir Putin.
Russlands Präsident Wladimir Putin hat zum orthodoxen Osterfest an dem zentralen Gottesdienst in Moskau teilgenommen. Bei der Messe in der Hauptkirche, der Christ-Erlöser-Kathedrale, bekreuzigte sich Putin mehrmals und stimmte mit der Gemeinde in den Ostergruß ein. Geleitet wurde der Gottesdienst vom Oberhaupt der Russisch-Orthodoxen Kirche, Patriarch Kirill.
Der enge Verbündete Putins bat in seinen Gebeten laut der staatlichen Nachrichtenagentur TASS um den Schutz der “heiligen Grenzen” Russlands. Wie diese genau aussehen sollen, ist unklar. Die völkerrechtlichen Grenzen sehen jedenfalls ein Russland ohne der Ukraine entrissene Gebiete vor. Nach Jahren des Krieges sind Teile der Ostukraine sowie die Halbinsel Krim russisch besetzt und annektiert.
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Putin gratulierte indes den orthodoxen Christen zu Ostern. Dabei wies er auf die staatstragende Rolle der russisch-orthodoxen Kirche hin: “Geistliche Hirten waren schon immer an der Seite des Volkes. Und heute, inmitten ernsthafter Herausforderungen, leisten die christlichen religiösen Organisationen wirksame, selbstlose Hilfe für diejenigen, die Unterstützung und Aufmerksamkeit brauchen”, zitiert die TASS Putin.
Putin würdigt “kreative Arbeit” der Kirche
Der Kremlchef würdigte besonders die “kreative und fruchtbare Arbeit der russisch-orthodoxen Kirche und anderer christlicher Konfessionen”, die das historische, kulturelle und geistige Erbe Russlands bewahrten. Putin lenkte zudem die Aufmerksamkeit auf die “Stärkung der Institution der Familie, die Erziehung junger Menschen, die Bekräftigung solch dauerhafter Werte und moralischer Leitlinien wie Nächstenliebe, Barmherzigkeit und Mitgefühl”, für die sich die russischen Christen einsetzten.
Putin sandte zudem eine Glückwunschbotschaft an den Patriarchen Kirill, in der er dem Geistlichen für seinen “asketischen Dienst” und seine Bemühungen um die Stärkung des Vaterlandes dankte. Tatsächlich ist Kirill – wie Putin – ein ehemaliger Geheimdienstler und enger Vertrauter Putins. Er unterstützt bedingungslos den Krieg gegen die Ukraine, der zu Zehntausenden Toten und Millionen Vertriebenen geführt hat.
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Angriffe gehen auch an Ostern weiter
Auch zum orthodoxen Osterfest überzog Russland die Ukraine wieder mit Angriffen. Von 24 Kampfdrohnen habe die eigene Flugabwehr in der Nacht 23 abschießen können, teilte die ukrainische Luftwaffe mit. Trotzdem wurden Zerstörungen gemeldet. In der Region Dnipropetrowsk etwa beschädigten herabstürzende Trümmerteile laut Behördenvertretern mehrere Gebäude und lösten Brände aus. In der Metropole Charkiw im Osten wurden Medienberichten zufolge mehrere Menschen verletzt und Privathäuser beschädigt.
In der ukrainischen Hauptstadt Kiew gelten zum orthodoxen Osterfest verschärfte Sicherheitsmaßnahmen. Wie es einer Erklärung der Militärverwaltung der Stadt vor einigen Tagen hieß, wurden die Bewohner aufgefordert, wegen Sicherheitsbedenken den Gottesdienst online zu verfolgen und nicht in die Kirche zu gehen. Serhiy Popko, Leiter der Militärverwaltung der Stadt Kiew, betonte, dass es bei solchen Anlässen vermehrt zu Raketenangriffen durch das russische Militär kommen könne. “Vergessen Sie nicht, dass sich das Land im Krieg befindet”, sagte er bei Telegram. “Selbst an solch fröhlichen Tagen der Feierlichkeiten können wir mit bösen Taten des Aggressors rechnen – die Bedrohung durch Raketenangriffe ist nicht aufgehoben.”
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