EZB lässt Leitzins bei 4,5 Prozent – und deutet Zinswende an

Bei der Europäischen Zentralbank bahnt sich für den Sommer eine Senkung der Zinsen an. Zwar bleibt der Leitzins vorerst unangetastet, doch für die kommenden Monate deutet die Zentralbank eine Lockerung ihrer Geldpolitik an.

ezb lässt leitzins bei 4,5 prozent – und deutet zinswende an

EZB lässt Leitzins bei 4,5 Prozent – und deutet Zinswende an

Trotz der rückläufigen Inflation bleibt die Europäische Zentralbank (EZB) bei ihren Rekordzinsen. Allerdings deutet die Notenbank eine Zinswende an.

Zunächst bleibt der Leitzins weiter bei 4,50 Prozent, wie die EZB am Donnerstag mitteilte. Der an den Finanzmärkten maßgebliche Einlagensatz, den Geldhäuser für das Horten überschüssiger Gelder bekommen, wurde bei 4 Prozent belassen.

Zugleich deuteten die Währungshüter um EZB-Präsidentin Christine Lagarde an, demnächst die Zinswende einzuleiten: »Sollte seine aktualisierte Beurteilung der Inflationsaussichten, der Dynamik der zugrunde liegenden Inflation und der Stärke der geldpolitischen Transmission die Zuversicht des EZB-Rats weiter stärken, dass die Inflation sich nachhaltig dem Zielwert annähert, wäre eine Lockerung der aktuellen geldpolitischen Straffung angemessen«, hieß es in der Mitteilung.

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Die Zeiten der Hochinflation, die im Herbst 2022 zeitweise auf über zehn Prozent anstieg, sind längst vorbei

Die EZB hält inzwischen seit September 2023, als sie im Kampf gegen die Inflation zuletzt die Zinsen angehoben hatte, an den rekordhohen Schlüsselsätzen fest. Inzwischen ist die Inflation aber in der Eurozone im März auf 2,4 Prozent gefallen, nach 2,6 Prozent im Februar und 2,8 Prozent im Januar. Die Zielmarke der EZB von zwei Prozent, die sie mittelfristig als optimales Niveau für den Währungsraum anstrebt, rückt damit in greifbare Nähe.

Die Zeiten der Hochinflation, die im Herbst 2022 zeitweise auf über zehn Prozent anstieg, sind längst vorbei. Zehn Zinsanhebungen der EZB zwischen Sommer 2022 und September 2023 entfachten ihre Wirkung.

Um die nach dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine auf Rekordhöhe gestiegene Inflation in den Griff zu bekommen, hatte die EZB seit Juli 2022 zehnmal in Folge die Zinsen nach oben geschraubt. Kredite werden damit teurer. Das kann die Nachfrage bremsen und hohen Teuerungsraten entgegenwirken. Teurere Finanzierungen sind zugleich eine Last für die Wirtschaft und Privatleute, die sich Geld leihen wollen.

In den vergangenen Wochen hatte bereits eine Reihe von Währungshütern die Ansicht geäußert, die Zinssitzung am 6. Juni könnte der geeignete Startpunkt für die Zinswende sein. Denn das Lohnwachstum, das zuletzt einer der stärksten Inflationstreiber im Euroraum war, hat sich zuletzt etwas abgeschwächt. Zudem dämpfen die straffen Finanzierungsbedingungen weiterhin die Konjunktur.

EZB-Präsidentin Lagarde hatte im März gesagt, die Notenbank werde von der Datenlage her wohl im Juni ausreichend Sicherheit haben, um über eine erste Zinssenkung zu entscheiden. Dann dürften den Währungshütern unter anderem wichtige Daten zu den diesjährigen Tarifabschlüssen aus den Euroländern vorliegen. Zudem werden zu der Sitzung neue Konjunktur- und Inflationsprognosen der EZB-Volkswirte erwartet.

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