CDU-Politiker Voigt im TV-Duell mit AfD-Mann Höcke

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Mario Voigt, CDU-Fraktionschef, sitzt im Plenarsaal des Thüringer Landtag zu Beginn einer dreitägigen Sitzung.

Knapp fünf Monate vor der Landtagswahl in Thüringen treffen sich CDU-Spitzenkandidat Mario Voigt und AfD-Rechtsaußen Björn Höcke am Donnerstagabend zum Fernsehduell. Voigt hat sich vorgenommen, den AfD-Spitzenkandidaten inhaltlich zu stellen. Kritiker werfen dem CDU-Politiker jedoch vor, dem als Rechtsextremisten beobachteten Höcke eine nationale Bühne zu geben. Auch der Sender Welt, der den Schlagabtausch ab 20.15 Uhr überträgt, stand deshalb in der Kritik. Politikwissenschaftler Oliver Lembcke sieht im TV-Duell hingegen eine Chance für Voigt. «Wenn man hinten liegt, muss man angreifen», sagte Lembcke der Deutschen Presse-Agentur.

Thüringen wählt am 1. September einen neuen Landtag. In jüngsten Umfragen lag die AfD mit Werten zwischen 29 und 31 Prozent im Land auf Platz eins. Die Thüringer AfD wird seit März 2021 vom Landesverfassungsschutz als gesichert rechtsextrem eingestuft und beobachtet. Voigts CDU rangiert in Umfragen mit Werten zwischen 20 und 21 Prozent auf Platz zwei. Die Linke von Ministerpräsident Bodo Ramelow sowie seine Koalitionspartner SPD und Grüne schwächeln in den Umfragen. Bei der Fernsehsendung sind sie nicht vertreten.

«Potenzial zum Demaskieren»

Politikwissenschaftler Lembcke sagte, die Wechselstimmung in Thüringen sei hoch. «So eine Auseinandersetzung hat Potenzial zum Demaskieren», sagte er über das TV-Duell. Er glaube nicht, dass Höcke «so besonders viel drauf hat». «Was der kann, ist strategisch zu provozieren und zu triggern», meinte der Experte. Aber letztlich sei Höcke nicht so cool und souverän, wie viele Menschen glaubten. Lembcke hat an der Friedrich-Schiller-Universität Jena promoviert und lehrt inzwischen in Bochum.

Kritik gab es vorab unter anderem daran, dass die Fernsehdebatte am 11. April mit dem Jahrestag der Befreiung des NS-Konzentrationslagers Buchenwald zusammenfällt. Bemängelt wurde vor allem, dass Höcke bundesweite Öffentlichkeit bekomme. «Wer Höcke eine Bühne bietet, macht sich zum Komplizen», meinte etwa Linken-Chef Martin Schirdewan.

Der Sender Welt hält die Kritik für nicht stichhaltig. «Ich bin überzeugt von diesem Duell, da gibt es keine Zweifel», sagte Chefredakteur Jan Philipp Burgard vorab der Deutschen Presse-Agentur. Die AfD finde auch ohne das Fernsehen die Öffentlichkeit über Social Media Kanäle und verbreite dort ohne kritische Nachfragen ihre Inhalte. Eine Live-Situation im Studio und die Konfrontation mit Fakten sei die geeignete Form, um Wählerinnen und Wählern zu zeigen, mit wem sie es zu tun hätten. «Ich sehe das als Boxring der Demokratie», sagte der Fernsehjournalist, der das Duell zusammen mit einer Kollegin moderieren will.

Eine «nationale Figur»

Ähnlich schätzt das auch Lembcke ein. «Höcke hat bereits diese Aufmerksamkeit, er ist eine nationale Figur», sagte der Wissenschaftler. Für Voigt gebe es aber eine «Menge zu gewinnen». Der CDU-Politiker sei ein Professor und die Situation eher nicht «maßgeschneidert für ihn». «Das kann schiefgehen. Aber vor dem Höcke muss man keine Angst haben.» Er finde es gut, dass Voigt den Mut für diese Auseinandersetzung aufbringe.

Zustande kam das Duell so: CDU-Landeschef Voigt hatte der «Welt» gesagt, Höcke wolle Europa sterben lassen – wohl in Anspielung auf Höckes Satz «Diese EU muss sterben, damit das wahre Europa leben kann». Höcke drohte daraufhin bei X mit einer Unterlassungsklage, schlug dann aber vor, den Streit anders zu regeln: «Wie wäre es mit einer Diskussion – Format bestimmen Sie – zum Europabegriff?», schrieb er. «Dann mal los», antwortete Voigt.

Das Duell wird in Berlin mit Spannung verfolgt. AfD-Chef Tino Chrupalla sagte vorab, er freue sich darauf. Auf die Frage, ob Höcke von der Parteispitze Ansagen bekomme, was er zu sagen oder nicht zu sagen habe, antwortete er: «Herr Höcke ist alt genug. Er ist Fraktions- und Landesvorsitzender, der dienstälteste. Ich denke, er weiß, was er zu sagen hat und ich denke auch, dass er unsere Positionen dort gut vertritt.»

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