„Das letzte Tabu“: Fußballer. Profi. Schwul.

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„Das letzte Tabu“: Fußballer. Profi. Schwul.

Unglaublich, dass es schon zehn Jahre her ist, seit sich Fußballer Thomas Hitzlsperger als schwul outete, kurz nachdem er seine Profi-Karriere beendet hatte. „Ich möchte gern eine öffentliche Diskussion voranbringen – die Diskussion über Homosexualität unter Profisportlern“, sagte er damals der „Zeit“. Tagelang machte sein Coming-out Schlagzeilen. Und dann passierte: nichts.

Bis heute gibt es nur sieben aktiv Fußballprofis, die sich geoutet haben. Von zigtausenden weltweit sollen nur sieben schwul sein? Diese Rechnung kann nicht aufgehen. Schon gar nicht, wenn in jedem Kader drei, vier Spieler homosexuell seien, wie Aktivistin und Journalistin Amal Fashanu in der Doku „Das letzte Tabu“ anhand ihrer eigenen Kontakte mit Betroffenen vorrechnet. Der gut eineinhalbstündige Film, der seit Dienstag auf Amazon Prime zu sehen ist, könnte den Weg für einige homosexuelle Spieler ebnen: Für 17. Mai sollen kollektive Coming-Outs geplant sein, das hat der ehemalige DDR-Jugendnationalspieler Marcus Urban angekündigt, der ebenfalls prominent im Dokumentarfilm vorkommt.

Hätten sie besser spielen können?

Einfühlsam versucht Regisseur Manfred Oldenburg einzufangen, wie belastend es ist, die eigene Homosexualität zu verdrängen, zu unterdrücken oder zu verleugnen. Wie einsam es ist. Wie schwierig es dadurch auch werden kann, sportliche Höchstleistungen abzurufen. Man wird den Verdacht nicht los, dass diese Männer befreiter und besser spielen hätten können. Das legt auch Hitzlsbergers Karriere nahe, bei der es gegen Ende hin viele Vereinswechsel und Verletzungen gab.

Eine große Rolle im Film wie in der Geschichte der Homosexualität im Profi-Männersport spielt der Brite Justin Fashanu. Er war der erste Fußballprofi, der sich öffentlich outete, 1990. Seine Karriere ging bergab, mit nur 37 Jahren beging er Suizid. Seine Nichte ist besagte Amal Fashanu, die sich mit einer Stiftung für Homosexuellenrechte einsetzt. Eindringlich schildert sie die Kipppunkte im Leben und in der Karriere ihres Onkels. So wurde Justin Fashanu etwa vom homophoben Trainer Brian Clough gemobbt und regelrecht aus seinem Verein gedrängt. Cloughs Name – das zeigt der Film dezent – prangt heute in großen Lettern am Dach des ihm zu Ehren umbenannten Stadions des Clubs Nottingham Forest.

Fashanus sportliche Karriere erholte sich nie mehr. Sein Schicksal habe viele andere Spieler davon abgehalten, sich zu outen, heißt es in der Dokumentation. Hitzlsperger schildert, wie ihm vom Coming-Out abgeraten wurde, weil man glaubte, dass er am Druck zerbrechen werde. Als ob das Verstecken und Verdrängen eine Lösung sei. Urban erzählt, wie er immer tiefer in dunkle Gedanken versank. Irgendwann habe er sich entscheiden müssen zwischen Fußball und Überleben. Beides gleichzeitig war für ihn nicht vorstellbar.

Die Gesellschaft ist nicht das Problem

Die These des Films formuliert Amal Fahsanu: nicht die Fans oder die Gesellschaft hätten inzwischen ein Problem mit Homosexualität, sondern die Verantwortlichen. Verbände, die Weltmeisterschaften in Länder vergeben, wo Homosexualität illegal ist; Vereine, die sich vor dem Ausfall von Sponsoren fürchten.

Als Beleg dient der tschechischen Nationalspieler Jakub Jankto, damals bei Sparta Prag. Im Februar 2023 hatte er in einem Video seine Homosexualität öffentlich gemacht. In „Das letzte Tabu“ zeichnen zwei tschechische Sportreporter das Bild eines Landes, in dem Homophobie alltäglich ist. Befürchtetet wurde, dass Jankto angefeindet wird, ganz besonders, wenn Sparta Prag auf seinen Erzrivalen Banik Ostrau trifft – wie nur vier Wochen nach seinem Outing beim Spiel am 11. März 2023. Doch als Jankto beim Match eingewechselt wurde, gab es keine homophoben Sprechchöre, keine Pfiffe. Es passierte einfach gar nichts.

„Das letzte Tabu“, zu sehen auf Amazon Prime

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