News: Stormy Daniels, Donald Trump, Xi Jinping

Wirbel um Stormy Daniels Aussage in New York. Xi Jinping sendet das nächste Signal. Und: schwieriges Gedenken an den Zweiten Weltkrieg. Das ist die Lage am Mittwochmorgen.

News: Stormy Daniels, Donald Trump, Xi Jinping

Pikante Stormy Daniels-Aussage

Natürlich ist das alles bizarr, peinlich und schlimm: Die Ex-Porno-Darstellerin Stormy Daniels erzählt im New Yorker Prozess gegen Donald Trump als Zeugin von ihrer mutmaßlichen sexuellen Begegnung mit dem Ex-Präsidenten. Sie schildert Details (er benutzte kein Kondom), sie beschreibt das Schlafzimmer in seinem Hotel und Trumps Unterhose. Sie sagt auch, sie habe einen »Blackout« gehabt. Das alles sorgt in den USA für viel Wirbel.

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Was bei diesem Prozess aber auch wichtig bleibt, ist das »Big Picture«. Nämlich die Frage, inwiefern all dies Trumps Chancen zur Wiederwahl beeinflusst. Mein Gefühl ist: weniger als viele vielleicht denken. Das gesamte Stormy-Daniels-Drama, auch etliche Details, sind seit Jahren bekannt. Wer Trump vor dem Prozess furchtbar fand, wird sich in dieser Ansicht bestärkt fühlen. Daniels liefert in ihrer Aussage reichlich Belege dafür, was für eine Art Mensch Trump ist. Aber wer Trump unterstützt, wird das Ganze als unfair und verleumderisch empfinden. So wie immer.

Am Ende wird diese US-Wahl in ganz wenigen Staaten, von ganz wenigen Wählern, in ganz wenigen Vororten der Städte Atlanta, Philadelphia, Phoenix, Las Vegas, Charlotte und Detroit entschieden. Hier beschäftigen sich die Menschen mit mehr Themen als nur mit Trumps Unterhose: die hohen Lebenskosten, die Migration oder auch der Streit um die Abtreibung stehen im Vordergrund. Der Kandidat, der hier die besten Antworten verspricht, gewinnt. Unterhose hin oder her.

Xi Jinping sendet das nächste Signal

Wenn es noch eines Beweises bedurfte, welche komplizierte Rolle Ungarn und Serbien in Europa spielen, so wird dieser derzeit mit dem Besuch des chinesischen Präsidenten Xi Jinping erbracht. Die beiden Länder sind die einzigen europäischen Staaten, die Xi (neben Frankreich) auf seiner Europa-Tour besucht.

Offenkundig sieht Xi in ihnen seine besten Verbündeten in Europa. Man teilt viele politische Ansichten und Interessen. Sowohl die politische Führung in Ungarn als auch die in Serbien zeigen – so wie China – immer wieder offen Sympathie für Russland. Sie sehen die westliche Hilfe für die Ukraine kritisch und führen ihre jeweiligen Länder mit harter Autokratenhand. Das gefällt Xi.

Zudem sind beide Staaten Teil der chinesischen Initiative für den Ausbau der »Neuen Seidenstraße« und lassen sich von Peking teure Infrastrukturprojekte bezahlen. Da Ungarn EU-Mitglied ist, errichtet China hier einen hübschen Brückenkopf.

Es wundert auch niemanden, dass Xi die Visite in Serbien dazu nutzt, um eine Anti-Nato-Botschaft auszusenden. Sein Besuch in Belgrad fällt auf den 25. Jahrestag des versehentlichen Nato-Bombardements der chinesischen Botschaft während des Jugoslawien-Konflikts. Damals kamen drei chinesische Staatsbürger ums Leben und bis heute gilt das Bombardement in der Pekinger Propaganda als Paradebeispiel für angebliche westliche Dominanzfantasien. Dass sich die US-Regierung von Präsident Bill Clinton für den schweren Fehler der amerikanischen Bomber entschuldigte, wird dabei natürlich eher seltener erwähnt.

Gedenken an Kriegsende vor 79 Jahren

Mit der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht endete 1945 der Zweite Weltkrieg in Europa. Die entsprechende Urkunde wurde am 9. Mai um 1 Uhr nachts im Berliner Vorort Karlshorst von Vertretern der Wehrmacht unterzeichnet. Darauf ist rückdatiert der 8. Mai als Tag der Kapitulation vermerkt. In Berlin finden deshalb heute mehrere Gedenkveranstaltungen statt, so wie in den meisten anderen Teilnehmerstaaten des Zweiten Weltkriegs. In Moskau wird Präsident Wladimir Putin am 9. Mai die traditionelle Militärparade zum »Tag des Sieges« abnehmen.

Vor dem Hintergrund des Ukrainekonflikts ist das Gedenken speziell an den alten sowjetischen Ehrenmalen in Berlin in diesem Jahr wieder eine heikle Angelegenheit. Es soll verhindert werden, dass Putin-Fans das Gedenken zur Verherrlichung des Krieges gegen Kiew nutzen. Die Berliner Polizei ist mit einem großen Aufgebot präsent. Sie hat unter anderem das Zeigen von Fahnen mit russischem Bezug und das Tragen von Uniformen untersagt.

Zum Thema Zweiter Weltkrieg ist soeben ein lesenswertes SPIEGEL-Buch von Annette und Hauke Goos erschienen. Es trägt den Titel »Warum hängt daran dein Herz? Wie Erinnerungsstücke aus Kriegszeiten helfen, unsere Eltern zu verstehen«. Das Buch enthält 36 Gespräche mit prominenten und unbekannten Vertreterinnen und Vertretern der Kriegskinder-Generation, die erzählen, wie sehr der Krieg, der Verlust der Väter (manchmal auch der Mütter) und Flucht und Vertreibung ihr Leben geprägt hat.

Lesen Sie dazu auch den aktuellen SPIEGEL-Leitartikel

Kampftag der Erinnerung: Extremisten instrumentalisieren die Erinnerung an den 8. Mai 1945 für ihre Zwecke. Die AfD wendet sich gegen ein aufgeklärtes Geschichtsbild, aber auch Putin deutet die Vergangenheit um. Derartiger Revisionismus darf nicht Fuß fassen.

Hier geht’s zum aktuellen Tagesquiz

Die Startfrage heute: Welcher dieser Politiker ist nicht Generalsekretär seiner Partei? (Stand: Mai 2024)

Gewinner des Tages…

…ist Markus Söder. Beim Parteitag der Schwesterpartei CDU hat der CSU-Chef so viel Harmonie-Sauce über den Reihen ausgegossen, dass einige Delegierte sicherlich aufpassen mussten, dass sie nicht ausrutschen.

Mit ihm werde es keinen Zank über die Frage der Kanzlerkandidatur geben, machte Söder deutlich. CDU und CSU würden im besten Einvernehmen klären, wer den Top-Job bei der Wahl 2025 übernehmen sollte. Historisch gesehen sei immer der Parteichef der größeren Schwester Favorit, also CDU-Chef Friedrich Merz. »Ich verspreche Euch: An mir wird der Erfolg 2025 nicht scheitern«, säuselte Söder.

Hut ab, muss man sagen. Der Bayer macht alles richtig. Er verspricht maximales Team-Play, alles andere wäre jetzt, mehr als ein Jahr vor der Bundestagswahl, unklug. Wenn Söder will, dass ihm die weit größere CDU (und Merz) die Kanzlerkandidaten-Krone großzügig überlassen, muss er der Schwesterpartei (und Merz) viel Liebe zeigen. Sonst kann er den Kanzlerkandidatenjob gleich vergessen.

Die jüngsten Meldungen aus der Nacht

Senatorin Giffey in Berlin und Grünenpolitikerin in Dresden angegriffen: Schon wieder sind zwei Politikerinnen attackiert worden: In Berlin wurde Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) bei einem Angriff in einer Bibliothek leicht verletzt. In Dresden wurde eine Grünenpolitikerin beleidigt und bespuckt.

Hummels köpft Dortmund ins Champions-League-Finale: Der BVB hält Paris um Superstar Kylian Mbappé geschickt vom eigenen Tor fern, hat aber auch Glück bei Aluminium-Treffern – und kann sich auf Routinier Mats Hummels verlassen: Dortmund kehrt zum Endspiel ins Wembley-Stadion zurück.

Prinz Harry besucht Großbritannien – aber nicht den kranken König: Oft schaut Prinz Harry nicht mehr in der alten Heimat vorbei. Doch nun reist der 39-Jährige für ein Sportereignis an. Zum Treffen mit seinem an Krebs erkrankten Vater Charles wird es jedoch nicht kommen.

Diese Geschichte möchte ich Ihnen heute besonders empfehlen:

»Es werden Billionen Insekten erwartet«: Erstmals seit 221 Jahren schlüpfen in Nordamerika zwei Zikadenjahrgänge gleichzeitig. – ein Ausbruch biblischen Ausmaßes. Ãœber das Spektakel und seine möglichen Auswirkungen hat meine Kollegin Kerstin Kullmann mit der Insektenkundlerin Zoe Getman-Pickering gesprochen. Die Forscherin erläutert auch, was die schiere Menge für die Fressfeinde der Zikaden bedeutet: »Ein ›All you can eat‹-Buffet, allerdings mit Nebenwirkungen«.

Ich wünsche Ihnen einen guten Start in den Tag.

Ihr Roland Nelles, US-Korrespondent