Kardinal Burke: Papst maßregelt promineten Kritiker

kardinal burke: papst maßregelt promineten kritiker

Der amerikanische Kardinal Raymond Burke im Oktober 2023 in Rom

Papst Franziskus hat gegen einen weiteren konservativen Kritiker aus den USA Sanktionen verhängt. Nachdem der Papst Anfang des Monats Bischof Joseph Strickland von der Diözese Tyler im Südstaat Texas von seinem Posten entfernt hat, bekommt nun Kurienkardinal Raymond Leo Burke den Zorn des argentinischen Papstes zu spüren. Wie mehrere italienische Medien berichteten, sagte Franziskus beim „Kabinettstreffen“ mit den Leitern der vatikanischen Dikasterien in der vergangenen Woche, Burke habe durch Worte und Taten die Einheit der Kirche beschädigt und sein Gehorsamsversprechen als Kardinal gegenüber dem Papst gebrochen. Dies werde nun Konsequenzen haben.

Dem Vernehmen nach hat Franziskus von dem 75 Jahre alten Kardinal, der 2010 von Papst Benedikt XVI. ins Kardinalskollegium berufen worden war und von 2008 bis 2014 als Präfekt die Apostolische Signatur (Oberster Gerichtshof) beim Heiligen Stuhl leitete, als „einem Feind“ gesprochen. Burke, der sich seit längerem überwiegend in seiner Heimat, dem amerikanischen Bundesstaat Wisconsin aufhält, soll demnach seine ihm als Kardinal zustehende Wohnung im Vatikan räumen und auch nicht mehr die übliche Vergütung durch den Heiligen Stuhl erhalten. Franziskus hatte den konservativen amerikanischen Kirchenrechtler in den Monaten nach seiner Papstwahl vom März 2013 von allen wichtigen Posten in der Kurie abberufen.

Kritik am Reformkurs von Franziskus

Burke entwickelte sich seither zu einem der schärfsten Kritiker des Reformkurses von Papst Franziskus. Gemeinsam mit drei anderen konservativen Kardinälen geißelte Burke namentlich die im Papstschreiben „Amoris laetitia“ von 2016 enthaltene Öffnung des Kommunionempfangs für wiederverheiratete Geschiedene in einer Anfrage an den Vatikan. Es folgten weitere öffentliche Auseinandersetzungen. Als Franziskus im Juli 2021 die bisherige päpstliche Toleranz für den Ritus der „Tridentinischen Messe“ per Verfügung zurücknahm, veröffentlichte Burke eine scharfe Kritik.

Darin bemängelte er nach seiner Ansicht kirchenrechtliche, historische und theologische Schwächen des Papstschreibens. Burke betonte stets, er lege seine Kritik als loyaler Bischof und als „Kardinal in Gemeinschaft mit dem Römischen Pontifex“ und „in besonderer Verantwortung für dessen Hirtensorge und Leitung der Weltkirche“ dar.

Zum vorerst letzten Eklat kam es im Juli dieses Jahres, als Burke gemeinsam mit vier weiteren Kardinälen Zweifel (Dubia) an päpstlichen Entscheidungen und an der Beteiligung von Laien an der Weltsynode des Jahres 2023 anmeldete. Als die vom Papst genehmigte Antwort des vatikanischen Glaubensbehörde nach dem Geschmack Burkes und seiner Mitstreiter zu schwammig ausfielen, schickten sie einen verschärften Fragenkatalog hinterher, den sie veröffentlichten, ohne die Antworten des Papstes publik zu machen.

Der neue Präfekt der Glaubensbehörde, der jüngst von Franziskus zum Kardinal erhobene argentinische Bischof Victor Fernandez, tadelte dieses Vorgehen öffentlich. Die fünf konservativen Kardinäle hätten den Papst „wie einen Laufburschen“ behandelt, ließ Fernandez wissen.

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