Neue Statistik: Laden von E-Auto unterwegs ist teurer als Tanken von Verbrenner
Ein Elektroauto wird an einer Ladestation geladen.
Wer ein Elektroauto unterwegs aufladen muss, zahlt nach Berechnungen des Statistikdienstes Statista deutlich mehr als Fahrerinnen und Fahrer eines Verbrenners an der Tankstelle. Für eine Reichweite von 100 Kilometern fallen im Schnitt 11,10 Euro an Normalladepunkten und 13,11 Euro an Schnellladepunkten an, wie der Ökostromanbieter Lichtblick am Dienstag mitteilte. Sprit dagegen kostet für 100 Kilometer 10,38 Euro für einen Benziner mit sechs Litern Verbrauch, bei einem Preis von 1,73 pro Liter Super E10.
„Die Preise an den Tank- und Ladesäulen sorgen bei Autofahrer*innen für Fehlanreize und fördern damit klimaschädliches Verhalten“, kritisierte Lichtblick-Chefjurist Markus Adam. Für die Verkehrswende sei der breite Umstieg von Verbrenner- auf E-Autos unerlässlich, ebenso wie verbraucherfreundliche Preise an öffentlichen Ladesäulen.
Lichtblick veröffentlichte den Ladesäulencheck zum vierten Mal nach 2020, 2021 und 2023. Die durchschnittlichen Preise pro geladener Kilowattstunde Strom sind den Angaben zufolge im Vergleich zum letzten Ladesäulencheck weiter angestiegen. Dabei sei der Durchschnittspreis für Haushaltsstrom im selben Zeitraum gesunken, kritisierte das Unternehmen.
Es bemängelte auch die Zugangsbedingungen an öffentlichen Ladesäulen, die den Umstieg aufs E-Auto unattraktiv machten. Wer mit dem E-Auto unterwegs ist, muss oft auf verschiedene Anbieter zurückgreifen, die unterschiedliche Zugangsmöglichkeiten anbieten. Die Folge „ist ein Wirrwarr an verschiedenen Ladekarten und -Apps“.
Hauptgrund für die gestiegenen Preise ist laut Lichtblick die Monopolbildung: Lokale Monopolisten – in der Regel die jeweiligen lokalen Energieversorger – hätten meist Marktanteile von über 80 Prozent bei Normalladepunkten. Denn allein ein Ladepunktbetreiber bestimme den Stromlieferanten. Lichtblick forderte erneut eine Reform: das Durchleitungsmodell. Damit erhalte jeder Energieversorger das Recht auf Durchleitung seines Stroms an öffentliche Ladesäulen, so der Ökostromanbieter.
Die Nachfrage nach E-Autos in Deutschland sinkt. Der Markt wächst zwar noch, doch jetzt schon viel langsamer als früher. Im Februar dieses Jahres wurden nach Angaben des ADAC nur noch knapp 27.500 Autos mit reinem Batterieantrieb (BEV) neu zugelassen – das sind 15 Prozent weniger als im Vorjahresmonat. Ihr Anteil an den Neuzulassungen schrumpfte damit von 22,6 Prozent noch im Dezember des letzten Jahres auf nur noch 12,6 Prozent. Der Anteil der Elektro-Pkw am Bestand liegt nach den Angaben des Kraftfahrt-Bundesamts zum 1. Januar 2024 bei unter drei Prozent.
Die europäische Automobilindustrie warnte zuletzt trotzdem vor einer wachsenden Kluft zwischen der Zahl öffentlicher Ladesäulen und neuer E-Autos. Die Verkäufe von Elektroautos seien in der EU zwischen 2017 und 2023 dreimal schneller angewachsen als die Zahl neu installierter Ladestationen, teilte der europäische Automobilverband Acea mit. Es gebe eine alarmierende Lücke zwischen der benötigten und der künftig vorhandenen Anzahl öffentlicher Ladesäulen.
Deutschland steht dabei im EU-Vergleich noch verhältnismäßig gut dar. Knapp zwei Drittel der in der EU vorhandenen Ladesäulen konzentrierten sich auf drei Länder: Deutschland, Frankreich und die Niederlande. Laut Acea bestehe eine Korrelation zwischen guter Ladeinfrastruktur und der Zahl neu verkaufter E-Autos. Deutschland, Frankreich, die Niederlande und Italien seien mit Blick auf die Zahl neu verkaufter Elektroautos und der Zahl vorhandener Ladepunkte jeweils unter den Top fünf EU-Ländern.