Steven Reece Lewis von HyperVerse: Angeblicher Krypto-Manager ist ein britischer Auswanderer

Gab es CEO Steven Reece Lewis überhaupt? Diese Frage warf jüngst ein Medienbericht über den nach massiven Betrügereien kollabierten Kryptowährungsfonds HyperVerse auf. Jetzt gibt es eine eindeutige Antwort.

steven reece lewis von hyperverse: angeblicher krypto-manager ist ein britischer auswanderer

Steven Reece Lewis von HyperVerse: Angeblicher Krypto-Manager ist ein britischer Auswanderer

Seine Firma bereite sich darauf vor, »bei all den jüngsten Innovationen vorne mitzuspielen«: Mit solchen Botschaften wandte sich eine Person, die als CEO Steven Reece Lewis vorgestellt wurde, in einer Onlinepräsentation des Start-ups HyperVerse an das Publikum auf YouTube, um Investoren zu finden. Er sei zufrieden mit dem, was seine Firma bisher erreicht habe und wie sie wachse, sagte der Mann in dem Video aus dem Dezember 2021. Und er erwarte auf jeden Fall eine starke Performance von HyperVerse im Jahr 2022. Anschließend erklärte er noch den damaligen Trend in Richtung Metaverse. »Wenn Sie den Film ›Ready Player One‹ gesehen haben, verstehen Sie vielleicht, worum es beim Metaverse geht.«

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Rund zwei Jahre später sehen viele Menschen diesen und weitere ähnliche Clips mit anderen Augen. Nicht nur, weil der große Durchbruch des Metaverse weiter auf sich warten lässt und HyperVerse inzwischen kollabiert ist. Sondern auch, weil der »Guardian« vor Kurzem erhebliche Zweifel daran geweckt hatte, dass es den angeblichen Firmenchef Steven Reece Lewis überhaupt gibt. »Der Geschäftsführer des zusammengebrochenen Krypto-Fonds HyperVerse scheint nicht zu existieren«, lautete die Überschriften eines Artikels der Zeitung vom 3. Januar.

HypeVerse stand schon lange zuvor im Verdacht, ein betrügerisches Schneeballsystem aufgebaut zu haben (mehr zu den Vorwürfen gegen die Firma lesen Sie hier). In seinem Promo-Material hatte das Start-up Lewis als Absolventen der University of Leeds mit einem Master der Cambridge-Universität beschrieben, wie der »Guardian« berichtete. Zudem hatte Lewis nach Angaben der Firma für die Investmentbank Goldman Sachs gearbeitet, eine Firma an Adobe verkauft und ein Start-up gegründet.

Ein Mann ohne Social-Media-Accounts

Recherchen des »Guardian« jedoch zeigten: Weder an den Universitäten, noch bei Adobe, noch bei Goldman Sachs fanden sich Hinweise auf den vermeintlichen Überflieger. Lewis hatte jenseits seiner Marketingauftritte für HyperVerse auch keine nennenswerten Netzpräsenzen, wie man sie von echten Personen aus der Tech- und Finanzbranche kennt.

Gut eine Woche später nach Erscheinen jenes Berichts herrscht nun Gewissheit: Steven Reece Lewis ist eine ausgedachte Person, eine Rolle. Gespielt hat sie ein Brite namens Stephen Harrison, der nach Thailand ausgewandert ist. Für ein Honorar von umgerechnet rund 4700 Euro sowie Business-Kleidung hatte er sich laut einem neuem »Guardian«-Artikel bereit erklärt, vor der Kamera den erfolgreichen Geschäftsmann und Techtrend-Experten zu mimen.

Die wahre Identität des von HyperVerse präsentierten Mannes hatte zunächst ein US-YouTuber aufgedeckt. Im Austausch mit dem »Guardian« betonte Schauspieler Harrison nun, er sei »schockiert« darüber, dass die Firma ihn unter falschen Angaben für ihre dubiosen Geschäfte eingesetzt habe. Mit der mutmaßlichen Abzocke, die HyperVerse betrieb, habe er persönlich nichts zu tun gehabt. Alle Menschen, die auf HyperVerse hereingefallen seien, täten ihm leid. Er fühle sich schlecht wegen seiner Verwicklung in das Thema. Auf keinen Fall habe er selbst Geld der Investoren abgegriffen.

Ein offenbar sehr gutgläubiger Schauspieler

Laut dem, was er dem »Guardian« erzählte, hatte Harrison den Auftrag, der ihn später zum HyperVerse-Vorzeigemanager machte, vom Freund eines Freundes erhalten. Der Brite wollte seinen Erklärungen zufolge Moderatoren-Erfahrung in der Unternehmenswelt sammeln. Bedenken HyperVerse gegenüber, die er beim Lesen von Skripten der Firma hatte, wurden angeblich von seinem Agenten zerstreut.

Auch in eigenen Recherchen im Internet sei er zu dem Schluss gekommen, dass HyperVerse als Unternehmen wohl in Ordnung sei, sagte Harrison. Die Sache mit dem ausgedachten Namen Steven Reece-Lewis habe ihm sein Agent als branchenüblich verkauft.

Dem »Guardian« bestätigte Harrison auch noch einmal, dass die Angaben zum Lebenslauf von CEO Lewis nichts mit seinem eigenen Werdegang zu tun haben. »Ich bin auf keinen Fall auf diesem Level«, sagte der Brite. Im aktuellen »Guardian«-Artikel finden sich keine Hinweise auf eine tiefere Verwicklung Harrisons in die HyperVerse-Betrügereien.

In das Abzocke-Konstrukt sollen übrigens allein im Jahr 2022 knapp 1,3 Milliarden Dollar geflossen sein. Zumindest mit seiner Prognose zur Performance des Unternehmens lag der Fake-CEO so gesehen nicht einmal falsch.

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