Nachbarin: «War schockiert von der Gewalt, aber es war nötig»
In Oberglatt ZH wurde am Samstagmorgen einem Mann von der Polizei mit einem «Hals-Kontrollgriff» die Luft abgeschnürt. Eine Nachbarin beobachtete den Einsatz aus nächster Nähe.
Am Samstagvormittag kam es in einer Wohnung in Oberglatt ZH zu einem schwierigen Polizeieinsatz für die Kantonspolizei Zürich. Eine Drittperson hatte die Polizei wegen häuslicher Gewalt, Drohung und Tätlichkeiten gerufen.
«Ich war überrascht und etwas perplex, wie hart die Polizisten auf meinen Nachbarn losgingen.»
Als die Beamten versuchten, den Widerstand leistenden Täter festzunehmen, eskalierte die Situation, wie ein Video eines News-Scouts zeigt. Dabei wurde der Mann, der zuvor auf den Balkon geflohen war, von einem Polizisten gepackt, bis ihm die Luft ausging. Er schrie wiederholt «They’re killing me» («Sie töten mich») – aber immer leiser und leiser, bis er verstummte.
Nicht der erste Einsatz an dieser Adresse
Eine Nachbarin, die den Einsatz hautnah miterlebt hat, spricht am Samstagabend mit 20 Minuten. Sie zeigt sich schockiert. «Der Polizeieinsatz war schon ziemlich heftig, ich war überrascht und etwas perplex, wie hart die Polizisten auf meinen Nachbarn losgingen», sagt sie. Die Frau relativiert aber: «Den Mann hätte man anders niemals vom Balkon runtergebracht. Er hat sich heftig gewehrt und immer wieder am Geländer festgeklammert. Es war nötig, dass die Polizisten so vorgegangen sind.»
Bei der betroffenen Familie sei die Polizei schon mehrmals gewesen. «Aber es war nicht aufgefallen, dass er psychische Probleme hatte und im Haus randalierte oder so.»
«Hals-Kontrollgriff» weniger schlimm als Tasern
Wie die Kantonspolizei Zürich mitteilt, sei sie gerufen worden, um eine Drittperson zu schützen. Der Griff von hinten an den Hals nennt sie einen «Hals-Kontrollgriff».
Der «Hals-Kontrollgriff» wird von der Polizei in der Ausbildung erlernt und im Einsatz angewendet. Er zählt zu den körperlichen Zwangsmassnahmen. «Es ist eine offizielle Technik, die weniger schlimm ist als das Tasern. Die Person wird dabei festgehalten, ohne, dass sie weglaufen oder ihren Kopf anschlagen kann», sagt Roger Bonetti, Mediensprecher der Kantonspolizei dazu.