Mönchengladbach: Eltern lassen Kinder im Wald verwahrlosen - Haftstrafe für den Vater
Polizeibeamte fanden das Mädchen und die zwei Jungen leicht bekleidet und verdreckt in einem Zelt im Wald: In Mönchengladbach ist ein Vater zu einer Gefängnisstrafe verurteilt worden, weil er seine Kinder vernachlässigte.
In Mönchengladbach ist ein Vater zu zwei Jahren und acht Monaten Haft verurteilt worden, weil er zusammen mit seiner Frau die drei gemeinsamen Kinder in einem Waldstück mehrere Monate lang versteckt haben soll.
Schuldig gesprochen wurde er wegen Verletzung der Fürsorgepflicht und gefährlicher Körperverletzung, wie ein Gerichtssprecher sagte. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.
Die Staatsanwaltschaft beantragte in ihrem Schlussplädoyer drei Jahre Gefängnis. Der Angeklagte forderte in seinem letzten Wort einen Freispruch. Für den Fall einer Verurteilung drang er allerdings auf eine harte Bestrafung – im Sinn seiner Auffassung der Bibel. Seinem Verteidiger untersagte er den Vortrag eines Plädoyers.
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Laut Anklage soll der 50-Jährige im Jahr 2020 mit seiner Ehefrau und den gemeinsamen Kindern im Alter von sieben bis neun Jahren mehrere Monate in einem Zelt in einem Waldstück bei der früheren Niederrheinkaserne in Mönchengladbach gehaust haben. Der Mann und seine gesondert verfolgte Ehefrau sollen die Kinder – zwei Jungen und ein Mädchen – von der Außenwelt isoliert und bei vermeintlichem Ungehorsam geschlagen haben.
Der Angeklagte soll dabei die Kinder mehrmals und teilweise wöchentlich mit dem Gürtel geschlagen haben. Zudem hätten die Eheleute die Kinder nicht in erforderlichem Maß der Kinderärztin vorgestellt und den ältesten Sohn nicht eingeschult. Die Anklage warf dem 50-Jährigen Misshandlung von Schutzbefohlenen und Verletzung der Fürsorge- und Erziehungspflicht vor.
Polizeibeamte fanden die Kinder Mitte Oktober leicht bekleidet, barfuß und verdreckt in dem Zelt bei einer Außentemperatur von zwölf Grad Celsius. Die Kinder hätten unter anderem Hämatome aufgewiesen und einen emotionslosen Eindruck gemacht. Die jüngste Tochter habe nur einzelne Wörter sprechen können. Die Kinder kamen in die Obhut des Jugendamts.
Einen Tag nach seiner Festnahme habe der Vater gesagt, die Familie sei ins Zelt gezogen, weil es seiner adipösen Frau wegen der hohen Schadstoffbelastung in ihrer Mietwohnung immer schlechter gegangen sei, wie der WDR berichtet. Zum Auftakt saß der Familienvater, der sich selbst als christlich-fundamental beschrieben hatte, demnach mit einer Bibel in der Hand auf der Anklagebank und blickte offen in die Kameras.